«Action-TV»: Vom Wohnzimmer direkt ins Studio
Für ein internationales Forschungsprojekt der EU tat sich SRF mit schlauen Köpfen aus ganz Europa zusammen. Ziel: Das Fernseherlebnis neu erfinden. Das Ergebnis nach drei Jahren Forschung beamt den Zuschauer direkt ins TV-Studio – als 3D-Avatar.
Vor drei Jahren klingelte bei Ulam Curjel, Entwicklungsregisseur bei SRF, das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war Disney Research Zürich. Man wollte SRF für ein Forschungsprojekt der EU an Bord holen, zusammen mit anderen internationalen Partnern wie der Türkischen Telekom, dem Fraunhofer Institut oder der University of Surrey. Ulam Curjel sagte zu, und die folgenden Jahre Tüfteln haben sich gelohnt: Mit «Action-TV» ist es der Forschergruppe gelungen, eine Mischung aus Fernsehen und Videogame zu entwickeln, welche dereinst auch Einzug in deine Stube halten könnte.
Ins Studio beamen
Um bei «Action-TV» mitzumachen, erstellt man seinen eigenen 3D-Avatar mithilfe von mehreren Kameras (das können Handy- oder Laptopkameras sein). Dieser Avatar ist eine fotorealistische Kopie des Zuschauers und wird nun in ein TV-Studio «gebeamt», wo er an Quizshows teilnehmen oder sich in einem Tanzwettbewerb mit anderen Mitstreitern messen kann. Der Zuschauer zu Hause muss aber mitmachen – nur wenn er sich beim Breakdance im heimischen Wohnzimmer ins Zeug legt, tut sein Avatar dasselbe. Über einen Internetlink kann die Zuschauerin zudem Freunde dazu einladen, ihr beim Quizzen zuzusehen. Diese Freunde wiederum können sich per Video oder Chat austauschen und die Performance bewerten. Die Studiosequenzen werden in einem SRF-Studio mit einem Moderator aus Fleisch und Blut voraufgezeichnet. «So ist man beim Spielen mit Action-TV an keine fixe Zeit gebunden», erklärt Ulam Curjel. «Man kann loslegen, wann immer man möchte.»
Teamarbeit ohne Grenzen
Während der Arbeit am Projekt konnten die Mitglieder des internationalen Teams viel voneinander lernen. «Auch wir sollten Interesse daran haben, dass nicht alle Innovation im Silicon Valley passiert», findet Ulam Curjel. «Vielleicht kommt das nächste Snapchat aus unserem Umfeld, wer weiss?» Der «Action-TV»-Prototyp ist fertig und funktioniert, das Forschungsteam hat seine Mission erfüllt. Doch um «Action-TV» selbst auf den Markt zu bringen, reichen die Ressourcen nicht. Die potentiellen Einsatzbereiche wären vielfältig: Man könnte in einer Sportschau Fussballexperten aus verschiedenen Ländern per Avatar ins Studio holen oder in einer politischen Talk-Show mit dem 3D-Avatar von Angela Merkel diskutieren. «Es kann sein, dass in fünf Jahren jemand mit dieser Technologie viel Geld verdient», meint Ulam Curjel. «Aber dann können wir wenigstens sagen: Es war unsere Idee!»
Weiter Infos zum Projekt erhältst du auf der Website von «Action-TV».
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