Die Oase vor dem grossen Auftritt: Die Maske von SRF
Wie wird man Visagist/in bei SRF? Und warum braucht man dafür neben Fingerfertigkeit auch ein psychologisches Gespür? Markus Koller, Leiter der Maske bei SRF, hat SRG Insider einen Einblick in seinen vielseitigen Beruf gewährt und von seiner eindrücklichen Begegnung mit dem Dalai Lama berichtet.
SRG Insider: Was wolltest du als Kind werden?
Markus Koller: Auf jeden Fall etwas Künstlerisches. Eine Zeitlang wollte ich Tänzer werden, habe mich dann aber für den Beruf Coiffeur entschieden. Schon als Kind habe ich gerne mit Barbies gespielt, sie frisiert und neu eingekleidet. Die Brücke zu meinem Traumberuf war geschlagen.
Welche Ausbildung hast du absolviert? Und wie war dein Werdegang?
Nach der Schule habe ich eine vierjährige Coiffeurlehre absolviert. Anschliessend sammelte ich Berufserfahrung rund um die Welt. Von St. Moritz bis Kapstadt arbeitete ich für Catwalks und Modeaufträge. Später habe ich zudem eine Ausbildung zum Visagisten und Maskenbildner gemacht. Wieder zuhause wollte es der Zufall, dass sich ein Türchen beim Schweizer Fernsehen als TV- Maskenbildner auftat. Vor genau einem «Vierteljahrhundert» startete ich meine Karriere in der Maske beim Schweizer Fernsehen. Heute führe ich die Maske der tpc switzerlang ag, ein Team aus 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Was sind die Voraussetzungen, um Visagistin oder Visagist bei SRF zu werden?
Visagist ist kein anerkannter Beruf wie Schreiner oder Maler. Visagist beim Fernsehen wird man mit einer Coiffeurlehre und zusätzlichen Ausbildungen im Visagistenbereich sowie in der Maskenbildnerei. Ohne die Grundausbildung einer Coiffeur-Lehre ist der Arbeitsmarkt eines Visagisten ein hartes Pflaster. Auch für eine Praktikantin in der Maske tpc ist eine fundierte Coiffeur-Ausbildung Voraussetzung. Als Visagistin oder Visagist ist es von grosser Wichtigkeit, einfühlsam und kreativ zu sein - und gerne mit und am Menschen zu arbeiten.
Welche Aufgabe hat eigentlich «die Maske»?
Die Maske erfüllt verschiedene Aufträge. Wir verwirklichen in Zusammenarbeit mit dem Styling-Team das Layout und die Swissness der Sendungen von SRF. Für die Moderatorinnen und Moderatoren der Chefredaktoren wurde ein Handbuch als Vorlage erarbeitet. Jedes Sendegefäss hat seinen eigenen Look, so unterscheiden sich die Moderatorinnen und Moderatoren von der «Tagesschau» und «glanz & gloria» zum Beispiel merklich. Nebst einem modischen Auftrag gilt es aber auch, die Plastizität der Gesichter wieder herzustellen, welche ihnen durch die Plakativität des Bildschirms genommen wird.
Mindestens ebenso wichtig ist der psychologische Auftrag der Maske. Durch eine einfühlsame Betreuung und die «Streicheleinheiten» der Schminkpinsel beruhigt sich so mancher Gast oder Moderator vor dem bevorstehenden Einsatz. Für viele gilt die Maske als Oase vor dem grossen Auftritt. Mit unserem Make-Up geben wir ihnen eine Art Maske, ein Schutz vor der Kamera und dem Publikum. Charismatisch wird ein Mensch erst, wenn er sich wohl fühlt. Darum ist es nicht zu unterschätzen, seine Wünsche wahrzunehmen und umzusetzen. Erst beim Erfüllen dieser Aufgaben, hat ein TV- Maskenbildner seine Arbeit erfolgreich getan.
Was ist das Beste an deinem Job?
Der Umgang mit Menschen aus allen Sparten, von der Musikbranche bis hin zur Politik, ist erfüllend und spannend. Wir sind stets mit Menschen konfrontiert, die «etwas zu sagen haben» und stehen somit immer im Zentrum des Geschehens. Grossen Gefallen habe ich auch an meinem kreativen Schaffen und dem Wandel der Mode, welchem wir unterworfen sind.
Und was macht dir weniger Spass?
Der administrative Teil, die eher nüchterne Materie, die meine Position als Leiter eines Teams mit sich bringt, lässt mein Herz nicht unbedingt höher schlagen. Dafür ist es umso erfüllender, mein Team bei seiner Arbeit begleiten und unterstützen zu dürfen.
Was war bisher dein persönliches Highlight bei SRF?
Ein wahrlich erhabener Moment war die Begegnung mit dem Dalai Lama. Aus künstlerischer Sicht absolut unspektakulär, gipfelte das Auftragen der Schminke in einer Einzigartigkeit - mit blossen Händen habe ich ihm das Make up aufgetragen. Ohne jeglichen religiösen Hintergrund meinerseits möchte ich sagen, dass dieser Mann «wahrhaftig» ist. Sein Geheimnis ist es vielleicht, dass er jedem Menschen auf gleicher Augenhöhe begegnet. Beim Betreten der Räumlichkeit reichte er jedem Anwesenden die Hand - vom Kabelträger bis zum Regisseur - und beantwortete in absoluter Gegenwärtigkeit die Interviewfragen. Dann zog er sich mit einer freundlichen Geste der Verneigung wieder zurück.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
In der Vielfältigkeit und Farbigkeit meines Berufes werde ich wohl bis zu meiner Pensionierung «optisch am Weltgeschehen» freudvoll teilhaben. Danach hoffe ich einige geniale Projekte zu realisieren. Zum Beispiel in einem karitativen Projekt eines Kinderhauses in Südafrika tätig zu sein, einem Land, wo mein Herz auch ein Stück zuhause ist.
Wen hättest du gerne mal auf deinem Stuhl?
In meiner Jugend war ich der grösste ABBA-Fan. Besonders die blonde Agnetha mit ihrer mystischen Ausstrahlung prägte diese Zeit. Sie einmal stylen zu dürfen, wäre ein absoluter Traum. Oder noch besser: «glanz & gloria weekend» und ABBA kommt, die ganze Band! Happy Day...macht vieles möglich!
Interview: SRG Insider
Bild: zVg.
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