Videojournalistin bei SRF: Multitalent zwischen Kind und Kamera
Als Videojournalistin bei «Zambo» ist Ilona Stämpfli von A bis Z für die Sendung «myStory» verantwortlich. Ein Job, der sie nicht nur journalistisch und technisch, sondern auch menschlich herausfordert. Denn ihre kleinen Protagonisten zeichnen sich vor allem durch eines aus: ihre Ehrlichkeit. SRG Insider hat sie einen Einblick in ihren Job gewährt.
Als Ilona Stämpfli am Abend vor Drehbeginn im Hotelzimmer ihren Koffer öffnet, trifft sie fast der Schlag: An jener Stelle, an der sie Stunden zuvor ihre beiden Kamera-Akkus verstaut hat, liegt nun ein Schreiben der Zürcher Flughafenpolizei. Dieses klärt die 33-jährige Videojournalistin über die neuen Bestimmungen in Sachen Akkus auf: Sie müssen neu im Handgepäck statt im aufgegebenen Koffer mitgeführt werden. Nun liegen sie beschlagnahmt am Zürcher Flughafen, hunderte Kilometer entfernt – und das nur wenige Stunden vor Drehbeginn.
Ilona Stämpfli, seit bald fünf Jahren Videojournalistin bei «Zambo», produziert die Kindersendung «myStory», in der sie Kinder in ihrem Alltag begleitet. Jede Staffel widmet sich dabei einem speziellen Thema, wie beispielsweise «In der Zirkusschule» oder «In der Pfadi». Stämpfli wagt sich aber auch immer wieder an heiklere Themen wie «Kinder mit Übergewicht» oder «Kinder mit Behinderung». In der Sendung «myStory» nimmt sie sich kurzum allem an, was Kinder interessiert und beschäftigt.
Auslandreportage als Highlight
Am 7. Februar läuft nun jene Staffel an, deren Dreharbeiten Stämpfli als eines ihrer grossen Highlights bezeichnet. Sie trägt den Titel «Mein Leben im Ausland». Je eine Woche hat die studierte Medienwissenschaftlerin hierfür zwei Schweizer Kinder, die mit ihren Familien im Ausland leben, begleitet. Gefunden hat sie diese über die eigene «Zambo»-Community und durch Recherche an Schweizer Schulen. Es sind Constantin aus England und Julika aus Australien (siehe Bilder oben).
Ob ein solcher Auslandeinsatz die Reifeprüfung für jeden Videojournalisten ist? Stämpfli wiegelt ab. «Schlussendlich spielt es keine Rolle, ob ich in der Schweiz oder im Ausland unterwegs bin. Die Bedingungen sind praktisch dieselben.» Eine sorgfältige Vorbereitung sei schliesslich nicht nur im Ausland, sondern auch bei jedem Dreh in der Schweiz gefragt. Sie gesteht aber ein: «Gerade im Ausland musst du extrem sicher sein in dem, was du machst.»
Auf Augenhöhe mit den Kindern
Die grösste Herausforderung in ihrem Job – nebst den technischen Tücken und nebst der Tatsache, dass sie gleichzeitig Journalistin, Filmerin, Tontechnikerin, Cutterin, Sprecherin und Produzentin ist – bilden die speziellen Protagonisten: die Kinder. Dass die zierliche Frau mit den roten Haaren, den frechen Sommersprossen und der sanften Stimme gut bei Kindern ankommt, glaubt man auf Anhieb. Dies sei auch eine der Grundvoraussetzungen, um diesen Job überhaupt machen zu können, betont Stämpfli. «Vertrauen ist das A und O. Die Kinder – und auch die Eltern – müssen sich jederzeit gut aufgehoben fühlen.» Ansonsten sei es schwierig, brauchbares Material zu filmen. «Nur wenn die Atmosphäre stimmt, gelingt es, dass das Kind sich öffnet und etwas erzählt.» Deshalb sei es enorm wichtig, den Kindern stets auf Augenhöhe zu begegnen, «echtes Interesse am Kind zu haben und auf seine Bedürfnisse einzugehen».
Als weiterer Knackpunkt kommt hinzu: Hat es die Filmerin verpasst, einen wichtigen Moment mit der Kamera einzufangen, ist es fast unmöglich, diesen noch einmal zu stellen. Und beginnen sich die Kinder zu langweilen oder werden sie müde, sieht man dies eins zu eins auf dem Bildschirm. «Mit Kindern kann man bei einer Doku-Serie nichts inszenieren», weiss Stämpfli aus Erfahrung – und genau das schätzt sie auch an ihren kleinen Protagonisten.
In Gedanken stets einen Schritt voraus
Von ihren beiden Auslandeinsätzen hat Stämpfli insgesamt rund 34 Stunden Filmmaterial mitgebracht, die nun in sechs Folgen à 22 Minuten verpackt werden müssen. Um dies zu bewältigen, hat sie einen Trick: «Ich bin in Gedanken stets einen Schritt voraus.» Beim Filmen überlege sie bereits, wie sie das Gedrehte schneiden oder vertonen könnte. Ein weiterer Vorteil, dass Videojournalisten nicht nur für den Dreh, sondern auch für die Postproduktion verantwortlich sind, liegt darin, dass man nachträglich manches geradebügeln kann, was beim Dreh nicht wie erwartet gelaufen ist. Denn so etwas passiert selbst einem Profi wie Ilona Stämpfli ab und zu.
Übrigens: Wie die Geschichte mit den Kamera-Akkus ausgegangen ist? Am nächsten Morgen noch vor Drehbeginn konnte Ilona Stämpfli einen Laden ausfindig machen, in dem sie die benötigten Akkus mieten durfte. Wie es scheint, braucht es als VJ nebst seriöser Vorbereitung, Erfahrung und Einfühlsamkeit manchmal auch einfach einen Funken Glück.
Text: Jasmin Rippstein
Bilder: Ilona Stämpfli beim Dreh in Australien (zVg.)
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