Einblick in das audiovisuelle Gedächtnis von SRF

Kein Schweizer Medienunternehmen besitzt ein so grosses audiovisuelles Archiv wie die SRG. Die Inhalte aus mehr als 80 Jahren Schweizer Radio und Fernsehen sind ein einzigartiges Kulturerbe, welches auch heute noch rege gefragt ist. Sandra Figini, Leiterin Dokumentation und Archive bei SRF, gewährte einen Einblick in ihr spannendes Arbeitsumfeld.

Die Dokumentalistinnen und Dokumentalisten von Schweizer Radio und Fernsehen haben einen äusserst verantwortungsvollen Job: Sie archivieren und erschliessen die SRF-Eigenproduktionen sowie die von SRF eingekauften multimedialen Inhalte. Damit stellen sie sicher, dass das Material jederzeit wieder gefunden und genutzt werden kann. Bereits ein klitzekleiner Fehler reicht aus, und ein Beitrag verschwindet auf Ewig im Nirvana des SRF-Archivs.

Neben dem Archivieren von audiovisuellem Material unterstützt der Bereich D+A auch alle SRF-Redaktionen bei der Recherche nach gewünschten Inhalten. Für diese Recherche nutzen die Dokumentalistinnen und Dokumentalisten nicht nur die internen Archivdatenbanken und Informationssysteme, sondern auch eine Vielzahl an weiteren Quellen, wie zum Beispiel Social Media-Plattformen. Dank ihrem Knowhow können sie den Medienschaffenden schnell und effizient Informationen, Fotos, Videos und Töne zur Verfügung stellen. Ein unentbehrlicher Service ‒ gerade im hektischen Tagesgeschäft der Newsredaktionen.

Digitale Archive ermöglichen effiziente Arbeitsweise

Dank der Digitalisierung ist der Zugang zu den Archivinhalten einfacher und schneller geworden ‒ und wird deshalb auch häufiger genutzt. «Dadurch kann SRF beträchtliche Produktionskosten einsparen», erklärt Sandra Figini, Leiterin Dokumentation und Archive bei SRF. Da insbesondere die älteren Audio- und Videodokumente nur SRF zur Verfügung stehen, leisten die Archive auch einen wesentlichen Beitrag an die Exklusivität und Qualität der SRF-Beiträge.

Vom Luxus einer digitalen Archivsuche konnte man früher nur träumen. Dazumal wurden Informationen, das heisst die Suchdaten zu Audios und Videos, mit der Schreibmaschine auf Karteikarten erfasst, welche man mit einem Matrizendrucker vervielfältigte und in verschiedenen Karteien ablegte. Eine Sisyphus-Arbeit. Die Archivierung wie auch die Suche waren äusserst aufwändig. Heute ist die Arbeit hingegen sehr IT-lastig. «Wir arbeiten fast nur noch elektronisch, mit Audio- und Videofiles, Massenspeichern und Datenbanken», erklärt Figini.

Rund 100 Anfragen pro Tag

Bei den Mitarbeitenden von D+A treffen an einem Werktag rund 100 Anfragen aus SRF- und anderen SRG-Redaktionen ein. Dank den neuen Möglichkeiten können die Journalistinnen und Journalisten aber auch selber recherchieren. «Die Nutzer suchen im digitalen Archivsystem selber nach Material. Sie können Audios anhören oder Videos anschauen, gewünschte Sequenzen abstecken und bestellen. Diese werden dann innerhalb weniger Minuten über das digitale Hausnetz auf den Schnittplatz transferiert», so Figini. Diese Möglichkeit wird auch rege genutzt: 2013 haben die Journalistinnen und Journalisten 1.15 Millionen Recherchen in den Archivsystemen vorgenommen und rund 215‘000 Medien aus den D+A-Archiven bezogen (darunter 125'000 Videos, 85'000 Audios und 5'000 Fotos).

Öffentlich zugängliche Inhalte

Die Inhalte aus dem SRF-Archiv sind aber nicht nur für Mitarbeitende von SRF zugänglich. SRF-Fernseh- und Radioproduktionen seit dem Jahr 2000 sind online für jedermann auf dem Player von srf.ch abrufbar. Eine Auswahl wertvoller oder lustiger «Perlen aus dem SRF-Videoarchiv» gibt es zudem auf der SRF Archiv-Youtube-Plattform. Ältere SRF-Radio- oder Fernsehbeiträge, die noch nicht auf dem Internet sind, können via die entsprechenden Anlaufstellen erfragt und bestellt werden.

Schon gewusst?

Die SRF-Archive und die Archive von RTS, RSI und RTR enthalten die grösste und umfassendste audiovisuelle Dokumentensammlungen der Schweiz. Sie sind damit ein wichtiges kollektives Gedächtnis und ein einzigartiges Kulturerbe. Unzählige Ereignisse und Personen wurden in einem Radio- oder Fernsehbeitrag von SRF oder den anderen SRG-Sendern dokumentiert. Um diesen kulturellen Schatz der Öffentlichkeit noch besser zugänglich zu machen, planen SRF und die anderen SRG-Unternehmenseinheiten, ihre Archive in den nächsten Jahren weiter zu öffnen und auch ältere Radio- und Fernsehsendungen aus den Jahren 1930-2000 auf ihren Online-Plattformen anzubieten. Da rund die Hälfte der Bestände noch in analoger Form vorliegen, müssen in den nächsten Jahren etwa 100‘000 Stunden Film, Video und Audio digitalisiert werden. Langweilig wird es den Dokumentalistinnen und Dokumentalisten von SRF also nicht.

Welche Voraussetzungen man für die Berufe Dokumentalist/in und Informations- und Dokumentationsspezialist/in mitbringen muss, wie man den Berufseinstieg schafft und wie die Arbeitsbedingungen aussehen, erfährst du hier:

Zum Berufsprofil

Text und Bilder: Sarah Singer

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