«Kurz erklärt»: Sollen Informationssendungen unterhalten?
In Nachrichtensendungen werden komplexe Sachverhalte und Informationen oft unterhaltend aufbereitet. Solche Medienangebote, die informieren und zugleich unterhalten, werden unter dem Begriff «Infotainment» zusammengefasst. Doch wie unterhaltsam dürfen Nachrichten eigentlich sein?
«Infotainment» ist ein Kunstwort, das sich aus «Information» und «Entertainment» zusammensetzt und in der Medienwelt oft zum Einsatz kommt. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass Nachrichten mit Unterhaltung vermischt werden. Komplexe Themen aus Politik und Wirtschaft werden anhand von spektakulären Bildern und emotionaler Sprache interessant und massenkompatibel aufbereitet. Doch wie unterhaltend dürfen Informationen vermittelt werden? Leidet die objektive Berichterstattung unter dem Phänomen «Infotainment»?
Unterhaltung als Mittel zum Zweck
«Entscheidend für ein Nachrichtenmagazin ist, dass die Information im Vordergrund steht und das unterhaltende Element nur eines von verschiedenen Mittel ist, um die zentralen Newsinhalte spannend und ‚unterhaltsam‘ zu vermitteln», erklärt Christian Dütschler, Redaktionsleiter von «10vor10». Es sei heute aber nicht mehr so, dass der Begriff sozusagen das Sendekonzept wiedergebe, sondern taktangebend sei die Information. Für Journalistinnen und Journalisten besteht die Herausforderung darin, dass die Berichterstattung Tiefgang hat und gleichzeitig attraktiv aufbereitet ist. Wenn News – wie das gewisse Online-Portale tun – nur noch auf belanglose Unterhaltungshäppchen reduziert würden, dann generiere das zwar Klicks, habe aber nichts mehr mit fundierter Berichterstattung zu tun, so Dütschler. «Doch wenn Medien nur noch staubtrocken und in beamtendeutsch informieren, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer vertrieben. In diesem Spannungsfeld stehen Medienschaffende tagtäglich».
Erfolgreiches «10vor10»-Konzept
Bei «10vor10» setzt man auf Infotainment-Elemente: Zwar will die Sendung in erster Linie das Publikum informieren, Sachverhalte vertiefen und analysieren – doch das soll, falls möglich, auch unterhaltend sein, so Christian Dütschler. Jeden Morgen wird in der «10vor10»-Redaktion besprochen, welches Thema der Schwerpunkt der Sendung sein könnte. Dann überlegen die Journalisten, wie sie den Sachverhalt spannend, attraktiv und auch unterhaltend vermitteln können. «Wer im allgemeinen Getöse der täglich hereinprasselnden News wahrgenommen werden will, muss starke Inhalte liefern und diese gut aufbereiten», findet der «10vor10»-Redaktionsleiter.
Dass das Konzept der Sendung aufgeht, zeigt eine kürzliche Publikumsbefragung: Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer schätzen «10vor10» als seriös und hintergründig aber auch gleichzeitig unterhaltend ein. Und genau so soll, laut Redaktionsleiter Christian Dütschler, «10vor10» sein.
Text: Elena Tzvetanova
Bilder: «10vor10»-Studio (SRF / Markus Bertschi); Porträt Christian Dütschler (SRF / Oscar Alessio)
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