Föhnen, schminken, stylen und beruhigen
Im vollbepackten ESC-Maskenraum in Kreuzlingen ging es so emsig zu wie im Bienenkorb. Drei Stunden Zeit hatten Maskenbildnerin Tanja Marthy und ihr Team, um die Protagonisten vor der «ESC 2015 - Entscheidungsshow» zu stylen.
Die Make-ups hatte tpc Maskenbildnerin Tanja Marthy schon zwei Tage vor der ESC-Entscheidungsshow vom Samstag, 31. Januar 2015 im Kopf. «Ich traf alle Kandidaten bei den Proben. Anhand von Kostüm und Songs besprach ich mit ihnen, ihrem Management und SRF die beiden individuellen Stylings. Verkleidet werden soll niemand. «Sie dürfen die Personen bleiben, die sie sind.» Doch die Gesamterscheinung soll so telegen wie möglich sein. «Es gehört auch zu unseren Aufgaben zu entscheiden, was im TV-Licht gut aussieht und was definitiv nicht», sagt die Maskenbildnerin. Fast schon ein Muss sind zum Beispiel falsche Wimpern. «Lange und dichte Wimpern vergrössern die Augen optisch.»
Speziallampen über dem Schminktisch
Über den sechs Schminktischen hängen Speziallampen, die TV-Licht simulieren. Auf jedem freien Fleck sind Make-up, Farben, Pinsel ausgebreitet. Immer wieder quetscht sich kurz vor der Livesendung ein Manager oder Begleiter in den engen Maskenraum. Der Duft von Haarspray liegt in der Luft. Es wird geschminkt, geföhnt, gesprayt – und auch beruhigt. Aufgeregt war auch die Kandidatin auf dem Schminkplatz von Tanja Marthy, die spätere Siegerin Mélanie René. «Sie war extrem nervös, aber trotzdem megaherzig und sehr respektvoll», schildert der Make-Up-Profi. «Sie hat nicht einfach selbst an sich herumgezupft, sondern sogar gefragt, ob es ok sei, diese oder jene Haarsträhne probeweise anders zu drapieren.»
Touch-up während der Show
Bei Grossproduktionen stehe in der Regel nicht viel Zeit für die Arbeit der Make Up Spezialistinnen zur Verfügung sagt Tanja Marthy. «Beim 'Credit Suisse Sports Awards' etwa haben wir pro Sportlerin 30 Minuten Zeit – inklusive der Besprechung, wie es aussehen soll.» Bei jeder Show gilt: Nach Sendebeginn sind die Maskenbildnerinnen backstage zum «Touch-up», sprich zum Nachschminken auf dem Set. Sofort nach dem Auftritt geht es an das Umstyling für den zweiten Auftritt. «Das Kostüm lässt sich meistens am Rücken öffnen, so dass Make-Up und Haare beim Umziehen nicht tangiert werden.» Trotzdem muss neu gestylt werden. «Das muss ruckzuck gehen. In Mélanies Fall von pompös auf schlicht weiss. Den Lidschatten habe ich entsprechend mit weissem Glitzer angepasst. Zur schnellen Veränderung der Haare habe ich sie auf die Seite frisiert und mit dem Lockenstab gelockt.»
Auch Conchita hat die Haare schön
In den Schminkkoffer liess sich Conchita Wurst, die ESC-Gewinnerin 2014, nicht schauen. Sie kam bereits perfekt geschminkt und im Abendkleid in die Bodenseearena. Wir dürfen enthüllen: Der Bart ist echt, die Haare nicht. «Deshalb bin ich auch in einer Stunde mit dem Styling fertig», verkündete die Wurst. Die ESC-Diva ist alles andere als zickig oder kapriziös. «Sehr professionell, sehr diszipliniert und live gesungen», lobt Aufnahmeleiter Nick Suter. «Sehr nett und absolut unkompliziert», sagt auch Tanja Marthy, welche Conchita Wurst beim Auffrischen der Perückenpracht so nahe wie sonst niemand kam. «Und absolut perfekt geschminkt. Auch die Wimpern, sehr schön gemacht, besser könnten wir es auch nicht.»
Text: tpc / Ann-Katrin Frick
Bilder: SRF / Mirco Rederlechner
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