Die «Arena» im Test – was die Politiker erwartet

22 Jahre ist sie alt, die Politiksendung «Arena». Nun wurde sie komplett erneuert. Simon Huwiler konnte das neue Studio und das neue Konzept noch vor den Politikern testen.

«Das Ding ist gross!», war wohl nicht nur mein erster Gedanke, als ich die neue «Arena» betrat. Fast bis ins unendliche Meer der Scheinwerfer ragen die Wände. Wie im alten Rom schauen die Zuschauer auf die «Gladiatoren» hinab, die in wenigen Tagen um ihr Überleben – oder wenigstens um das bessere Argument – kämpfen werden. Doch statt Politiker wuseln dutzende Menschen herum, befestigen dort noch eine Abdeckung, richten da noch eine Lampe aus. Uns bleibt keine Zeit, diesem geschäftigen Treiben zuzusehen. Wir werden erwartet, verkabelt und in den Ring geworfen: Die kurze Karriere als Test-Politiker beginnt.

Politiker sind Profis

«Herr Amstutz, wieso soll die Schweiz neutral bleiben», fragt Moderator Jonas Projer. Die Diskussion schwillt an, wird energischer. Doch diesmal kommt ein neues Element dazu: Der Einspruch. Per Knopfdruck können sich Experten in die Diskussion einbringen, um allfällige Falschaussagen der Politiker zu korrigieren. Es juckt in den Fingern, der Knopf blinkt einladend. Endlich ist es soweit... nichts passiert. Die Verantwortlichen schauen sich ratlos an, der Regisseur winkt ab: «Testen wir Morgen nochmals.» Nächste Szene. Wieso eigentlich dieser Aufwand mit dem neuen Studio, war die frühere «Arena» nicht gut genug? «Viele Politiker sind heute sehr geübt im Umgang mit den Medien», erklärt Moderator und Redaktionsleiter Jonas Projer. «Sie haben gelernt, ihre Kernbotschaften zu platzieren. Das ist für eine echte inhaltliche Diskussion eine Herausforderung.» Um dem entgegen zu wirken, hat ein Team ein Jahr lang an einem neuen Konzept gearbeitet.

Vom Diskussionsleiter zum «Fiese-Fragen-Steller»

Der zweite Probetag ist angebrochen, alle warten gespannt auf den Einspruch. Die Diskussion läuft, die Kameramänner schwirren umher, der Knopf wird gedrückt. Augenblicklich verwandelt sich das Studio, 750-Laufmeter LEDs feuern ihre Effekte ab – ein Augenschmaus! Doch wo bleibt der Sound? Irgendwo hinter der Kulisse ruft eine Stimme: «Das kriegen wir noch hin!». Die auffälligste Erneuerung der «Arena» soll der Wahrheit auf den Grund gehen: Der Prüfstand. «Als Moderator habe ich verschiedene Funktionen», erklärt Projer. So sei er wie ein Reiseleiter, der die Gäste durch die Sendung führe. «Gleichzeitig bin ich aber Journalist, der kritische Fragen stellt. Der Prüfstand stärkt diese Funktion». Ein fünf-köpfiges Team unterstützt ihn in seinen Rollen, bereitet akribisch die Sendung vor, wälzt hunderte von Zeitungstexten, führt dutzende Gespräche mit Experten und Politikern. Während der Sendung sitzt die Produzentin in der Regie, teilt ihm die Zeit mit, weist auf Reaktionen der Gäste hin und spielt Grafiken ein - falls er sein Tablet gerade verlegt hat.

«Wer sich nicht für Politik interessiert, hat unrecht»

Dritter und letzter Probetag, ein kompletter Durchlauf wird geübt. Nun muss alles klappen. Das Intro läuft, die Fanfaren ertönen, die Nervosität steigt, in wenigen Sekunden startet die Politiksendung. Wieso sollen sich Jugendliche überhaupt für Politik interessieren? «Wer sich nicht für Politik interessiert, hat unrecht», sagt Projer direkt. «Wer nie abstimmen oder wählen geht, darf sich nie beschweren, wenn in der Schweiz etwas nicht so läuft, wie er es gerne hätte.» Dabei sei es doch gar nicht so schwierig. «Es gibt viele Möglichkeiten, sich über Politik zu informieren. Aber nur in der «Arena» bekommt man in 75 Minuten die besten Argumente von allen Seiten zu hören und kann sich so schnell eine eigene Meinung bilden». Die Testsendung ist schon halb um, die Kameramänner flitzen umher, alles läuft wie geprobt. Dann der Moment der Wahrheit: Der Einspruch. Ein Knopfdruck – und das Studio ist dunkel. Die Scheinwerfer: Tot. Aber die Premiere ist ja erst morgen.

Was hat sich vom neuen zum alten «Arena»-Studio alles verändert? Seht es im Zeitraffer.

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Simon Huwiler (26) studiert Journalismus und Organisationskommunikation an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Für SRG Insider blickt er regelmässig hinter die Kulissen von SRF.

Text: Simon Huwiler
Fotos: Simon Huwiler
Zu sehen auf den Bildern: Roman Frei (Bild 2 und 4) und Annabarbara Gysel (Bild 2)

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