Berufsprofil: Gebärdensprachdolmetscher/in

Zum Beruf der Gebärdensprachdolmetscher/in gehört nebst dem Sprachverständnis auch sehr viel Zurückhaltung und das Gespür für Menschen. Michèle Berger dolmetscht die tägliche Hauptausgabe der «Tagesschau» und den «Kassensturz» für SRF. Welche Ausbildung und Eigenschaften man für diesen Beruf mitbringen muss, erklärte sie uns im Interview.

Welche Ausbildung kann man in der Schweiz besuchen, um Gebärdensprachdolmetscher/in zu werden?

An der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HFH) kann man den Bachelor of Arts in Sign Language Interpreting absolvieren.Um diesen Studiengang besuchen zu können, muss man die Gebärdensprache bereits vor Studienbeginn erlernen und eine, der folgenden Ausbildungen abgeschlossen haben: Gymnasiale Matura, Berufsmatura, Fachhochschulabschluss (FH-Diplom oder Bachelor) oder ein Lehrdiplom für die Vorschul-, Primar- oder Sekundarstufe 1.

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

In meinem Beruf gibt es keine geregelten Arbeitszeiten. Wir werden dann eingesetzt, wenn wir gebraucht werden. Flexibilität und Belastbarkeit sind deshalb zwei wichtige Attribute für eine/n Gebärdensprachdolmetscher/in. Bei der Gebärdensprache wird viel Körpereinsatz verlangt. Das Wichtigste ist jedoch, dass man zurückhaltend ist. Bei unserer Arbeit dürfen wir lediglich übersetzen und nicht unsere eigene Meinung einbringen. Dies ist manchmal sehr schwierig, wenn man zum Beispiel eine ganz andere Meinung hat, als die Person, welche man übersetzen soll.

Wie sieht das Anstellungsverhältnis in dieser Branche aus?

Zurzeit gibt es in der Schweiz nur einen Arbeitgeber für Gebärdensprachdolmetscher/innen, die Stiftung Kommunikationshilfen für Hörgeschädigte «procom». Sie vermittelt uns an Gehörlose und Hörende, welche wir in den unterschiedlichsten Dingen unterstützen. Allerdings gibt es keine Minimumsgarantie. Hat man also den Bachelor of Arts in Sign Language Interpreting, bedeutet das nicht, dass man sicher eine Anstellung findet und wenn man eine bekommt, kann man nicht von einem geregelten Einkommen ausgehen. Bis jetzt hat aber noch jeder Absolvent eine Stelle bei «procom» erhalten.

Warum sollte man sich für den Beruf Gebärdensprachdolmetscher/in entscheiden?

Die Gehörlosen haben eine eigene Kultur entwickelt mit vielen schweizweiten Treffen. Es ist sehr spannend, Einblicke in diese spezielle Kultur zu erhalten. In diesem Beruf gibt es nur beschränkt Aufstiegsmöglichkeiten und das grosse Geld kann man damit auch nicht machen. Das will nicht heissen, dass man sich nicht eine bessere Stellung erarbeiten kann. Es gibt in der Schweiz aber keinen Master für diesen Beruf. Man sollte also eher sozial sein, als das grosse Geld machen wollen. Am besten gefällt mir an meiner Arbeit die Vielfältigkeit. Jede, wirklich jede Situation ist wieder komplett anders. Man lernt sehr viele verschiedene Menschen kennen und sieht in soziale Schichten, die man sonst niemals zu Gesicht bekommen würde.

Was der Beruf Gebärdensprachdolmetscher/in beinhaltet und wie der Arbeitsalltag aussieht, erfährst du hier:

Zum Bericht

Berufsprofil in Kürze: Gebärdensprachdolmetscher/in

Ausbildung: An der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HFH) kann man den Bachelor of Arts in Sign Language Interpreting absolvieren.
Voraussetzungen:

  • Flexibel
  • Belastbar
  • Zurückhaltend
  • Sozial

Tätigkeiten: Übersetzen von «normaler» Sprache in die Gebärdensprache für Privatpersonen (Unterstützung in unterschiedlichen Dingen) oder Unternehmen wie in diesem Zusammenhang das Schweizer Radio und Fernsehen.
Anstellungsverhältnis: Zurzeit gibt es in der Schweiz nur einen Arbeitgeber für Gebärdensprachdolmetscher/innen und das ist die Stiftung Kommunikationshilfen für Hörgeschädigte «procom». Sie vermittelt die Dolmetscherinnen und Dolmetscher an Private oder Unternehmen.
Arbeitsbedingungen: Bei der Nutzung der Gebärdensprache wird viel Körpereinsatz verlangt. Die Bedingungen variieren jedoch von Auftrag zu Auftrag.

Bilder: Nina Müller

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