«Mein Senf»: Warum schauen junge Leute keine Schweizer Filme?

Junge Leute mögen das Medium Film grundsätzlich sehr gerne, somit ist auch das Kino sehr beliebt. Warum aber sind es grösstenteils die Blockbuster, die wir uns im Kino anschauen? Warum sind es nicht die kleineren, anspruchsvolleren Filme und vor allem: Warum sind es nicht Schweizer Filme? Diesen Fragen ist Max Hubacher (25) in unserer Rubrik «Mein Senf» nachgegangen.

«Die Werbung ist ein Faktor warum grösstenteils Blockbuster im Kino angeschaut werden. Man hört eher von einem neuen amerikanischen Superhelden-Film – wir werden heute ja förmlich damit bombardiert – als von Filmen, die nicht die Mittel haben, um sich durch YouTube, Social Media generell, Fernsehen und tonnenweise Plakate in unsere Gehirne einzubrennen, um uns zu sagen: «Schaut mich an!» Ein anderer Punkt ist natürlich auch unser Bedürfnis nach Zerstreuung. Wer hat schon Lust, sich nach einer anstrengenden Woche einen Film anzuschauen, der einem noch mehr zum Nachdenken zwingt. Man geht ins Kino, um mal nicht mit all dem konfrontiert zu werden, was sonst permanent in unseren Gedanken rumschwirrt. Man will unterhalten werden. Und genau da kommen die Blockbuster ins Spiel und erfüllen schön brav ihren Zweck.

Die Existenz ist unbekannt

Ich frage mich, ob der Schweizer Film das auch schafft? Sicher, es gibt zahlreiche Schweizer Filme die nur auf Unterhaltung aus sind aber die erreichen die jungen Leute eben kaum. Zum einen, wie gesagt, wegen der leiseren Werbetrommel, aber auf der anderen Seite eben auch wegen ihres Rufs. Denn wenn ich Leute in meinem Alter nach ihrer Meinung über den Schweizer Film frage, kommt wenig zurück. Viele haben kaum welche gesehen, weil sie von deren Existenz schlicht keine Kenntnis haben. Andere sagen, sie mögen den Stil nicht. Wieder andere – meistens sind es meine Freunde – antworten nüchtern, dass sie ja meine Filme gesehen haben. Nun sind aber nicht alle jungen Leute Freunde von irgendwem beim Film, also kann das auch nicht die Lösung sein.

Er will allen gefallen

Was der Schweizer Film versuchen sollte, ist mit eigenen Themen, und von denen gibt es mehr als genug, die Schweizer Jugend wieder ins Boot zu holen. Filme, die auf eben diese zielen. Und genau da liegt meiner Meinung nach eins der grössten Probleme des Schweizer Films: Er will oftmals allen gefallen und kratzt daher nur an der Oberfläche. Dadurch sagt die Schweizer Filmlandschaft zwar allen ein bisschen zu, aber keiner feiert sie so wirklich. Wenn man gezielt Filme für ein jüngeres Publikum machen würde und dabei in Kauf nähme, dass ältere Leute sich dann halt nicht so dafür interessieren, wäre es möglich, die Jüngeren zu begeistern. Und vor allem die nächste Kinogänger-Generation auf den Schweizer Film aufmerksam zu machen.

Es mangelt nicht an Themen, sondern an Mut und Ideen

Nun gibt es ja Filme, die genau das angestrebt haben: «Mary & Jonny», «Ziellos», «Chrieg» oder «Heimatland». Ob sie angeschaut wurden oder gefallen haben, ist eine andere Frage. Viel wichtiger scheint mir, dass man es überhaupt probiert. Denn gerade dadurch lernt man doch wieder was dazu und entwickelt sich – im Publikum wie hinter der Kamera. Immer nur alles richtig machen zu wollen, verschafft einem vielleicht ein wohliges Gefühl, hindert aber auf der anderen Seite die Weiterentwicklung. Und da kommt dann noch ein anderer Punkt dazu, den man gerne vergisst: die Unmengen von Projekten, die an der Finanzierung scheitern und es nie auf die Leinwand schaffen. Grösstenteils sind es die Projekte von Jungregisseuren. Da findet man Drehbücher, bei denen man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt, weil sie von Innovation, Mut, Frechheit und Provokation nur so strotzen. Umso mehr staunt man dann aber, dass diese Projekte nicht finanziert werden. Die Regisseure haben halt oftmals noch keinen Namen. Und daher ist das Risiko zu gross, sie auf dem Spielplatz wüten zu lassen, auf dem andere schon lange den Sand ebnen. Wenn aber jetzt genau solche Projekte öfters finanziert würden, die eben auch junge Leute ansprechen, dann könnte man der Schweizer Jugend damit vielleicht die Faszination für den Schweizer Film schenken. Der Schweizer Filmlandschaft mangelt es nicht an Themen, sondern am Mut und Ideen, diese auf die Leinwand zu bringen. Ich wünsche mir eine mutigere, eine risikofreudigere, eine frechere Filmschweiz. Wenn wir das schaffen, dann können wir meiner Meinung nach auf eine grosse Schweizer Filmzukunft hoffen.»

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Illustration: Stephan Lütolf
Portratit Max Hubacher: Jasmin Zwick

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