«Wir werden in der Schweiz dazu erzogen, uns dafür zu interessieren, was um uns herum geschieht»
Sie erzählen Geschichten von Menschen, Werken und Taten: Dokus. 25 Jahre nach dem ersten «DOK»-Film haben wir bei der Redaktionsleiterin «DOK»-Eigenproduktionen nachgefragt: Was ist eigentlich so faszinierend an diesen Geschichten?
Ein Film, 60 Tage
Aber wie muss man sich das vorstellen, sie erteilt das «go» zu einem Dok-Film und Monate später taucht der Autor mit einem fertigen Produkt wieder auf? So einfach sei das nicht. «Eine redaktionelle Betreuung von Filmen ist sehr wichtig. Wenn Fragen auftauchen, Protagonisten abspringen, oder sich eine Geschichte verändert, bin ich Ansprechpartnerin.» Zusammen mit dem Autor schaut sie sich dann den Rohschnitt an, diskutieren, ob die Dramaturgie stimmt, die Personen richtig positioniert sind. Manchmal müssen Sachen nachgeprüft werden, hat alles seine Richtigkeit? Ist der Text stimmig? Im Durchschnitt arbeitet ein Dokfilmer 60 Tage an einem Film. «Da ist die Recherche dabei, die Dreharbeiten, Schnitt, Vertonung, Kommentare schreiben und die Pressearbeit. Ein enger Zeitplan.»
Erfolgreiche Schweizer Dokumentarfilme
Es scheint zu funktionieren. Die Schweizer Dokumentarfilme geniessen einen guten Ruf, werden auf internationalen Festivals gezeigt. Aber auch Schweizerinnen und Schweizer schauen trotz finanzstarker Konkurrenz aus dem Ausland gerne Dokus. Wieso? «Ich kann nur mutmassen. Es hat sicher eine lange Tradition. Aber es hat auch mit unserer Gesellschaftsform zu tun, mit dem politischen Verständnis, der direkten Demokratie. Wir werden in der Schweiz dazu erzogen, uns dafür zu interessieren, was um uns herum geschieht.» Für sie ist es daher auch keine Frage, ob es Dokumentarfilme brauche. «Es ist etwas urmenschliches, Geschichten zu hören und weiter zu erzählen. Das brauchen wir für uns persönlich, unsere Kultur, unsere Tradition.»
«Ganz unten – Ein Ort im Jura, wo Scheitern erlaubt ist» ist solch eine Geschichte, von welcher Sallin schwärmt. Man lauscht den Worten eines Alkoholikers, er sei froh keine Kinder zu haben, denn was würde deren Mutter wohl sagen, wo er sei? Hört man seine ehrliche und traurige Antwort - «der ist da hinten im Loch und wartet auf den Tod» - versteht man die Leidenschaft, welche die Geschichtenjägerin Sallin antreibt.
BELINDA SALLIN EMPFIEHLT:
Ganz unten – Ein Ort im Jura, wo Scheitern erlaubt ist
Ausgestrahlt am: Donnerstag, 30. April 2015, 20:05 SRF 1
Zuhinterst in einem Juratal, am Rande der Gesellschaft, dort liegt das «Hospice» von Sonvilier: ein Heim für 100 Männer und Frauen, die meisten alkoholkrank, andere mit psychischen Problemen. Alle haben schon zahlreiche Therapien hinter sich.
Das Unglück von Mattmark – Doku-Fiction
Ausgestrahlt am: Donnerstag, 27. August 2015, 20:05 SRF 1
Vor 50 Jahren ereignet sich das grösste Unglück der Schweizer Baugeschichte: Kurz vor Fertigstellung des Staudamms von Mattmark bricht die Zunge des Walliser Allalingletschers ab. «DOK» liegen entscheidende Dokumente vor, die ein neues Licht auf den Fall werfen.
Peter, Sue & Marc und die Sehnsucht nach einer heilen Welt
Ausstrahlungsdatum: Donnerstag, 24. September 2015, 20:05 SRF 1
Sie waren die ABBA’s der Schweiz – die erfolgsreichste Gruppe der 70er Jahre. Und plötzlich war der Höhenflug vorbei: Drei Stars, die als Trio bestens funktionierten, mussten neue Wege gehen.
Text: Simon Huwiler
Key Visual «SRF DOK»: SRF
Porträt Belinda Sallin: SRF/Oscar Alessio
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