«Öpis mit Medie»: Rampensau hinter dem Mikrofon?

Was macht eine Radiomoderatorin, wenn sie nicht gerade «On Air» ist und wie schafft man es hinter das Mikrofon von Radio SRF? Moderatorin Beatrice Kern hat den Teilnehmenden am letzten «Öpis mit Medie» im Studio Basel Rede und Antwort gestanden.

Beatrice Kern redet viel – das muss sie auch, denn sie arbeitet bei Radio SRF 2 Kultur und begrüsst die Zuhörerinnen und Zuhörer regelmässig mit ihrer Stimme. Doch neben der Stimme ist etwas anderes noch ganz wichtig: der Umgang mit der Technik. «Im Radiostudio bin ich alleine. Wenn ich also mit dem Mischpult nicht weiterkomme, bin ich auf mich gestellt.» Dass man vor der Technik nicht zurückschreckt, wäre also schon einmal ein erster Schritt in Richtung Radiomoderatorin oder Radiomoderator. Doch auch wenn du nicht besonders technikaffin bist, sollte es dich nicht davon abhalten, eine Karriere hinter dem Mikrofon anzustreben. Denn in den seltensten Fällen gibt’s Pannen.

Nichts ist spontan!

Es mag verwunderlich klingen, doch es ist die Wahrheit: Was am Radio spontan, lässig und locker rüberkommt, ist es keineswegs. Beatrice plant ihre Sendung akribisch. Teilweise sogar sekundengenau, da zur vollen Stunde die Nachrichten aus Bern automatisch eingespielt werden. Eine Schicht vor dem Mikrofon dauert jeweils sechs Stunden, wovon jede Stunde einzeln vorbereitet werden muss. Bevor Beatrice also um 10 Uhr auf Sendung geht, werden die ersten zwei Stunden (also die Sendezeit von 10 bis 12 Uhr) an ihrem Schreibtisch durchgegangen. Die restlichen Stunden werden dann direkt im Studio vorbereitet, während im Hintergrund die Musikstücke laufen. «In dieser Zeit schreibe ich meine Moderationen zu Beiträgen, welche ich vorgängig von der Redaktion erhalte.» Von dieser wird jeweils auch ein Moderationsvorschlag geliefert: «meistens schreibe ich ihn aber noch um », gibt Beatrice zu, «schliesslich muss es am Radio nach mir klingen.» Die grosse Kunst ist es nämlich, die Moderation so zu schreiben, dass es am Radio nicht abgelesen wirkt. Auf die Frage wie es ist, alleine im Studio zu sein und zu moderieren, hat die mittlerweile erfahrene Fachfrau auch einen Rat an Berufseinsteiger: «Ich stelle mir auf der anderen Seite des Mikrofons oft eine Person vor, mit der ich mich gerade unterhalte, so fällt es mir leichter, natürlich zu sprechen.» Auch wenn einmal Nervosität aufkommt, muss man gelassen bleiben. Das Mittel dagegen: «Drei Mal tief einatmen, fokussieren und mir eine nettes Gegenüber denken.»

UNIKOM Radios als Sprungbrett

Viele von den Anwesenden arbeiten heute bereits bei einem Lokalradio, was für einen Einstieg ins Geschäft ein erster Schritt ist. Um zu erklären, welche Anforderungen an jemanden gestellt werden, der sich in diesem Beruf profilieren will, übernahm die Moderationsleiterin von Radio SRF 2 Kultur, Sabine Gysin, das Wort. «Habt ihr schon mal jemanden mit einer unschönen Stimme gehört? Wohl eher weniger», bemerkt sie zum Einstieg. Aber eine schöne Stimme alleine bringt einen noch nicht ans Ziel. Und selten ist auch die Stimme das ausschlaggebende Kriterium, wenn es mit der Karriere als Moderatorin oder Moderator nicht klappt. «Ein bisschen muss man schon eine Rampensau sein, denn die Zuhörer langweilen ist das Schlimmste, was ein Radiomoderator machen kann.» Ein eigentliches Patentrezept gibt es nicht. Sabine empfiehlt, bei sogenannten UNIKOM Radios anzufragen und mit einfachen Moderationen zu beginnen. Ebenfalls gefragt, ist eine gute Allgemeinbildung: ein Studium ist zwar immer gut, aber es ist nicht das Einzige, das zählt: «Macht selbst die ersten Schritte, zeigt Eigeninitiative und wartet nicht, bis euch jemand entdeckt», das ist für Sabine das Wichtigste.

Bei der anschliessenden Studioführung ging es dann für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Radiostudio, aus welchem gerade live gesendet wurde. Die erste Luft vom «Radio Machen» bei SRF konnten daher alle bereits schnuppern.

Das Video «Öpis mit Medie: Wie werde ich Radiomoderator/in?», bei dem wir Beatrice bei ihrer Arbeit hinter dem Mikrofon begleitet haben, findest du hier:

Zum Video

Mit «Öpis mit Medie» hat SRG Insider 2013 eine Veranstaltungsreihe lanciert, bei welcher in regelmässigen Abständen die vielseitigen Berufe von SRF vorgestellt werden. Die Veranstaltungen richten sich sowohl an junge Leute, die in den vorgestellten Berufen Fuss fassen möchten, aber auch an diejenigen, die grundsätzlich medieninteressiert sind. Die vergangenen Veranstaltungen hatten die Berufe Musikredaktor/in, Videojournalist/in, Fernsehregisseur/in, Sportkommentator/in, Multimediajournalist/in, Bundeshausredaktor/in,
Interaction Designer, Radiomoderator/in, Inlandkorrespondent/in und Gameredaktor/in zum Thema. Die nächste Veranstaltung ist im Herbst 2016 geplant. Infos dazu findest du zu gegebener Zeit auf srginsider.ch.

Text: Lorenz Zahler
Bilder: Thomas Züger

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