«Was macht eigentlich…» ein/e Produzent/in der «Tagesschau»?
Täglich strahlt SRF vier Ausgaben der «Tagesschau» aus. Über welches Thema wie und an welcher Stelle berichtet wird - all das sind Dinge, für welche schlussendlich der Produzent der Sendung verantwortlich ist.
Das Signet der SRF Tagesschau mit dem typischen Dreiklang geht jeweils um 12.45, 18.00, 19.30 und 0.00 Uhr über den Äther. Bis es soweit ist, müssen allerdings zuerst die Themen der Sendung definiert werden. Es werden Aufträge an Korrespondenten erteilt und ein ganzer Sendeplan erstellt. All dies obliegt bei der Tagesschau unter anderem dem Produzenten Stefan Reinhart.
Für den erfahrenen Journalisten beginnt ein normaler Arbeitstag um 5.45 Uhr. Dann werden erste Onlinezeitungen gelesen, bevor um 6 Uhr die ersten Nachrichten gehört werden. Einmal im Büro angekommen, werden auch da zuerst alle regionalen Zeitungen durchstöbert. «Kurze Zeit später beginnen die ersten Gespräche mit unseren Korrespondenten, bevor um 10.45 Uhr die erste Koordinationssitzung zusammen mit den anderen News-Formaten ansteht.» Bei diesen tauscht man sich vor allem über Themen aus, welche sendungsübergreifend behandelt werden. Dadurch sind alle Sendungsverantwortlichen im Bild, was der andere plant und wo Synergien genutzt werden können.
Bundesratswahlen vor Syrienkonflikt
Ein Produzent muss in erster Linie entscheiden, welche Themen in der Tagesschau gezeigt werden. «Unsere Aufgabe ist es, das Wichtigste für den Zuschauer herauszufiltern», dabei gibt es natürlich Themen, welche Vorrang haben: «Es wird beurteilt, welche Relevanz ein Thema hat. Es gibt oft Diskussionen in der Redaktion, was nun wirklich gezeigt werden soll. Selten wird hingegen darüber diskutiert, mit welchem Thema die Sendung eröffnet wird.»
Dass bei Bundesratswahlen die Sendung mit diesem Thema startet, scheint klar, «wird allerdings ein Attentat auf den Präsidenten der USA verübt, sähe die Sachlage wieder anders aus.» Wäre dies der Fall, wäre sogar eine Sondersendung einzuplanen.
Nach den ersten Sitzungen wird ein provisorischer Sendeablauf erstellt, in welchem die Länge der Beiträge auf die Sekunde genau vorgegeben wird. Am ganzen Sendeplan wird bis zum Sendungsbeginn (und sogar wenn diese schon läuft) noch gefeilt. «Es gibt Tage, da ändert sich an meinem Sendeplan nur minimal etwas. An anderen hingegen, wird er bis zum Abend wieder umgestellt.» Bei seinen Sendungen sind ihm vor allem die Bilder wichtig, welche eine Geschichte erzählen. «Nur Köpfe, die etwas sagen, reichen nicht.» Gut sei eine Sendung dann, wenn sie keine publizistischen sowie technischen Fehler enthalte und den Regeln und Geboten von SRF entspräche.
Mit der Macht sorgsam umgehen
Kurz vor Wahlen oder Abstimmungen ist es für Politiker wichtig, möglichst viel Präsenzzeit zu erhalten; hier ist man bei SRF vorsichtig. «Wir wollen nicht im Sinne einer Zensur, sondern aus einer Neutralitätsposition heraus informieren. Gegenüber den Gebührenzahlern sind wir zu hoher Fairness verpflichtet, da wir als einziges grosses Fernsehen in der Schweiz eine wichtige und stark meinungsbildende Funktion haben.» Berichtet man über ein Initiativkomitee, so wird dem Pro- und Contra-Lager in der Tagesschau mit derselben Beitragslänge eine Plattform geboten.
Die Zeit als grösste Herausforderung
Wer als Produzent arbeitet, braucht vor allem Wissen. «Es braucht ein gutes Verständnis für politische und wirtschaftlich soziale Zusammenhänge.» Eine langjährige Erfahrung als Journalist ist ebenfalls unumgänglich. Täglich ist Reinhart für seine rund 25 Mitarbeiter verantwortlich und braucht auch ein ökonomisches Verständnis, «ich bin für teure Produktionsmittel verantwortlich und muss entscheiden, inwiefern sich die Kosten für das Resultat lohnen.» Schlussendlich ist ein Produzent aber nur so gut, wie sein Team. «Letztlich ist mir bei meinen Leuten wichtig, dass sie interessiert und motiviert sind sowie Freude und Erfahrung mitbringen. Ich bin wahrscheinlich einer der Letzten, der mit einem abgebrochenen Studium in Journalismus hier beginnen konnte.» Seine Taxilizenz, welche er zwischendurch erwarb, schien ihn schlussendlich doch nicht so sehr zu reizen, wie die Arbeit bei SRF.
Text: Lorenz Zahler
Bild: Lorenz Zahler
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