«Mein Senf»: Welcome Home!
In der Rubrik «Mein Senf» philosophiert dieses Mal Leduc vom Schweizer-Mundart-Rapduo Lo & Leduc über die Grenzenlosigkeit der Musik, Sprachbarrieren und Quotendiskussionen.
«Melodien kommen und gehen. Einigen trauert man nach, da sie verfliegen, bevor man sie in einer Liedskizze längerfristig verpflichten konnte. Andere sind eher ein Ärgernis, weil sie sich einnisten und penetrant lange da bleiben. Aber wohin sollten sie denn auch? Zurück von wo sie herkamen? Dabei sind letztere oft dieselben, denen man einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg verdankt. Diesen Melodien mit Potenzial wird deshalb kurz nach ihrer Ankunft – schneller als sie ‹Heimat› buchstabieren können – eine gute Portion Lokalbezug hinzugedichtet. Musik ist grenzenlos, ausser wenn es um Fördergelder geht.
Dankbar und demütig
So hat jede Melodie, die hier landet, – wie auch wir, die hier Gelandeten – Glück gehabt. In der geschützten Werkstatt lässt es sich wunderbar an Variationen feilen. In einer unglaublichen Vielfalt werkelt die Schweiz an Melodien: Auf mx3 präsentieren insgesamt 22'367 Bands ihr ehrgeiziges Schaffen. Viele dürfen sich über ein treues Publikum freuen. Die Konsumenten achten auf das Branding – Swissness-Qualitätssiegel – und kaufen lokale Produkte. Dieser Protektionismus gegenüber ausländischen Wettbewerbern stimmt dankbar und demütig. Es lässt die Melodien jedoch auch an Grenzen glauben, deren Existenz sie bei ihrer Ankunft nicht kannten. Als sie kamen und beinahe weiter gingen. Als sie weder Sprachbarrieren, noch Quotendiskussionen kannten.
Ein Kommen und Gehen
Man kann den Melodien angesichts dieser Ambivalenz nur möglichst viel von ihrer einstigen Freiheit wünschen. Im Ausland gefeierte Schweizer Musiker lösen in der Heimat oftmals einen gewissen Stolz aus. Im Grunde ist dieser Stolz wohl die Freude über deren erhaltene Unabhängigkeit und Kompetitivität. Die Musiker kommen und gehen, so wie es auch ihre Melodien tun.»
In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf
Illustration: Stephan Lütolf
Portrtät Luc: Maximilian Lederer
Kommentar