«Was macht eigentlich…» die Nachrichtenredaktion in der Nacht?

Zu jeder Tageszeit stets aktuell zu informieren – das zeichnet die Nachrichtenredaktion von SRF aus. Dies gilt auch mitten in der Nacht. Wenn alles schläft, ist auf der News-Redaktion im Studio Bern immer noch das Licht an. Halbstündlich gibt es die neuesten Meldungen im Radio und jederzeit online und im Teletext. Wir waren eine Nacht lang mit dabei.

Wer des Öfteren nachts Radio hört, der weiss, dass auch dann zu jeder vollen Stunde das Signet der SRF-Nachrichten erklingt. Doch dass diese auch live gesprochen werden und nicht vom Band kommen, das war vielleicht nicht allen klar. Als einzige Radiostation in der Schweiz bietet SRF auch in der Nacht ein Live-Nachrichtenbulletin an. Die Nachrichtenredaktorinnen Nicole Aeby und Luciana Brusa gehören zu denen, welche dafür sorgen, dass in der Nacht auf den News-Kanälen von SRF alles aktuell ist.

«Zugegeben, nicht alle sind körperlich dafür geeignet, auch nachts in der Redaktion zu arbeiten», sagt Nicole. Es ist Freitagabend, kurz nach elf Uhr und auf dem grossen Bildschirm im Newsroom auf der Redaktion in Bern läuft die Politsendung «Arena». Anstelle des Nachtlebens beginnt für sie und Luciana, welche nur ein paar Arbeitsplätze weiter sitzt, die Arbeit. Nicht weit von ihnen entfernt stehen auch drei rote Telefone, über welchen gross ICARO geschrieben steht. «Wenn ein Anruf über dieses Telefon kommt, leuchten alle Lampen und es gibt einen Alarm», so Luciana. Dies ist dann der Fall, wenn für die Bevölkerung eine Gefahr besteht (Giftwolke, Atomarer Unfall usw.) und über die Radiokanäle informiert werden muss «was zum Glück sehr selten geschieht».

Drei Stunden Schlaf vor der Schicht

Gleich zu Beginn ihrer Schicht spricht sich Nicole mit der Newsredaktion im Studio Zürich ab und klärt, welche Texte noch redigiert und welche Videos geschnitten werden müssen. Sie ist es auch, welche sich um die News im Teletext und die Push-Meldungen, die aufs Handy verschickt werden, kümmert. «Um fit zu sein, schlafe ich vor meiner Schicht jeweils drei Stunden», erklärt sie, welche sich selbst als Nachtmensch bezeichnet.

Seit rund drei Jahren arbeitet Nicole dann, wenn andere schlafen. Sobald die «Arena» im Fernsehen fertig ist, macht sich die Nachrichtenredaktorin daran, die Sendung und den dazugehörigen News-Artikel online zu publizieren. Der Text dazu wurde bereits in Zürich angefertigt und muss nur noch von ihr redigiert werden, «bei jedem Text schauen immer mindestens vier Augen darüber». Ihre nächtliche Hauptaufgabe ist es, aus den Radiobeiträgen der Nachrichtensendung «Heute Morgen» Online-Artikel zu verfassen, sodass sie, sobald diese im Radio gesendet werden, auch auf srf.ch nachgelesen werden können.

Alle 30 Minuten auf Sendung

Luciana verschwindet derweil jede halbe Stunde ins Radiostudio, von welchem aus sie stündlich auf Radio SRF 1, SRF 2, SRF 3, SRF Musikwelle und halbstündlich auf SRF 4 News die Nachrichten liest. In den rund 25 Minuten dazwischen aktualisiert sie diese mit den neuesten Meldungen aus dem Newsticker. Ein brisantes Thema dieser Nacht ist eine Terrorwarnung in Genf, weshalb ständig neue Meldungen hereinkommen. «Sollte etwas Grösseres geschehen, alarmieren wir sofort die Chefredaktion», denn dann ist schnelles Handeln gefragt «in den News wird dann nur noch das eine Thema behandelt», so Luciana, welche seit acht Jahren immer dann hinter dem Mikrofon steht, wenn andere ins Bett fallen. Die Freude am Beruf steht der gebürtigen Walliserin ins Gesicht geschrieben, aber: «Es ist ein seltsames Gefühl, so oft mit all den negativen Schlagzeilen konfrontiert zu sein, man ist als Nachrichtensprecherin immer sehr nahe dran».

Ab ein Uhr morgens bringt sie jeweils eine neue Newsmeldung hinzu und schreibt die älteren Meldungen um, «das macht es für den Hörer abwechslungsreicher», sagt sie und drückt auch gleich auf den grossen roten Knopf, mit welchem sie das Alarmsignal, das vier Minuten vor ihrer Moderation aufleuchtet, abschaltet. «Damit verpassen wir unseren Einsatz nicht», sagt Luciana und macht sich auf den Weg ins Studio.

Um die Nacht überstehen zu können, brauchen die Profis nicht viel. «Natürlich trinken wir ein paar Tassen Kaffee, damit wir um vier Uhr morgens, wenn wir doch etwas müde werden, wieder in Schwung kommen», so die beiden. Ihre Schicht dauert jeweils bis sechs oder sieben Uhr morgens, wenn die Frühschicht eintrifft und übernimmt. Dann heisst es für beide: «Feierabend».

Text: Lorenz Zahler
Bilder: Lorenz Zahler (Bild 4: Nicole Aeby (gestreifter Pullover) und Luciana Brusa am arbeiten)

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