«Mein Senf»: Nachtwach, oh du heilige Wachnacht!

Andreas Reber (30) hört regelmässig die Sendung «nachtwach». Doch irgendwie macht sie ihn immer müde. Immer. In seiner Kolumne sucht er nach den Gründen dafür. Ob er fündig wird – wir werden es lesen.

«Die seidig wohltuende Stimme kombiniert mit der einfühlsamen Art der Barbara Bürer: Genau diese Kombination nutz(t)e ich regelmässig, um mich in den Schlaf wiegen zu lassen. Das dachte ich bisher zumindest. Was aber genau führt denn überhaupt dazu, dass meine Schläfrigkeit durch diese Sendung so enorm steigt?

Fragen über Fragen

Sind es die häufig berührenden Geschichten der Anrufer? Die geschickt gewählten Abendthemen der Redaktion? Die gezielt gestellten Fragen der Moderatorin? Die zum Teil akustisch schlecht verständlichen Stimmen? Die manchmal obernervig kleinen Problemchen der Gesprächspartner? Sind es die vornehmlich älteren Semester, welche bei Eva und Adam in der Nachkriegszeit beginnen und dann kaum mehr zu stoppen sind? Ist es der unaufhörliche Drang nach Aufmerksamkeit gewisser selbstdarstellender Anruferinnen und Anrufer? Sind es die, schon beinahe haarsträubenden Fälle, jener, welche ich als Hobbydetektiv bereits als plumpe Geschichtenerfinder enttarnt habe? Ich kann es nicht sagen. Es könnte die Vereinigung aller aufgezählten Tatsachen sein.

Jedermanns Sorgentelefon

Fakt ist, dass die Sendung bei mir ihr Ziel vermutlich oder gar eindeutig verfehlt hat. Denn ist es nicht so, dass ‹nachtwach› eigentlich dazu dienen sollte, schlafverwehrten und wachgeplagten Personen etwas Unterhaltung zu bieten? Ihnen eine Plattform zu geben, um ihre bedrückenden Geschichten abzulegen? Ob letzteres in Anwesenheit der Radio-, TV- und Podcast-Nutzer geschehen soll, ich weiss nicht so recht und möchte diese Frage angekratzt im Raum stehen lassen.

In diesem Sinne, ein Hoch auf unser aller Sorgentelefon. Stille und heilige Wachnacht.»

Andreas Reber (30) ist fasziniert von Technik, Energie und Umwelt. 2005 begann er das Maschinentechnikstudium und schloss im Frühjahr 2010 das Masterstudium «Environmental Engineering» ab. Er arbeitet heute als Ingenieur und Teilzeitberufslehrer.

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Illustration: Stephan Lütolf
Bild Andreas Reber: zVg.

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