Lahmes TV-Signal? So siehst du die Goals als Erster

Kabel, Internet oder Satellit? Je nach TV-Anbieter und Verbreitungsart sind die Goals während Fussballspielen nur mit grosser Verzögerung in der heimischen Stube zu sehen. «Kassensturz» zeigt: Am schnellsten ist der Empfang mit Antenne, viel langsamer sind Web-TV-Angebote.

Steht ein Fussballspiel an, so fallen in der Fussball-Beiz Piccolo Giardino im Zürcher Kreis 4 die Tore einige Sekunden später als in der benachbarten Toro Bar. Der Grund: Das Piccolo Giardino überträgt die Spiele mit Swisscom TV, die Toro Bar mit Satellitenschüssel. Die Fans im Piccolo Giardino hören den Torjubel aus der Toro Bar, bevor sie das Tor auf dem Bildschirm sehen. «Das stört mich, das nimmt die Spannung weg vom Spiel», sagt ein Besucher bei der Übertragung des Champions League Finalspiels Atletico gegen Real Madrid 2014.

Entscheidend ist die Verbreitungstechnologie

Die SRF-Sendung «Kassensturz» hat im SRG-Labor im Fernsehstudio Zürich Leutschenbach getestet, wie gross die Verzögerungen bei verschiedenen TV-Empfangsmöglichkeiten sind, am Beispiel eines Champions League Finals. Die Unterschiede sind zum Teil sehr gross. Der Web-TV-Anbieter Wilmaa bringt das Signal satte 51 Sekunden später als die schnellste Empfangsart, der terrestrische Empfang mit Antenne (DVB-T). Der Vorteil von DVB-T: Das Signal muss wenig bearbeitet werden und wird nicht über Satellit geschickt.

Entscheidend für die Schnelligkeit des TV-Signals ist die Verbreitungstechnologie: Je nach Verbreitungsart muss das Signal mehr oder weniger stark bearbeitet werden, was unterschiedlich viel Zeit kostet. Am schnellsten ist der Empfang mit Antenne, viel langsamer sind Web-TV-Angebote.

Wieso? Web-TV-Angebote wie Wilmaa, Zattoo oder Teleboy basieren auf IT-Netzen und habe keine fixe Leitung. Gilbert Mathieu, Broadcast Engineer bei der SRG, erklärt: «Das kann mal einbrechen oder einen Unterbruch geben. Und darum muss man Schutzmechanismen einbauen und beim Endgerät zwischenspeichern.» Das alles ergebe eine grössere Verzögerung als die Verbreitung über ein Kabelnetz oder auf einer Satellitenstrecke.

Bei der «TV2.0»-Box des Telekomanbieters Swisscom kommt das Signal etwa gleichschnell wie über die Satellitenstrecke und somit sechs, beziehungsweise sieben Sekunden schneller als bei Sunrise und UPC Cablecom (Stand Juni 2018). Grundsätzlich seien die Verzögerungen heute grösser als früher beim analogen Fernsehen. Beim digitalen Fernsehen muss das Signal umgewandelt werden. «Jeder Schritt, bei dem man etwas bearbeitet, braucht ein bisschen Zeit», sagt Mathieu.

«Sichere Übertragung ohne Unterbrüche»

Wilmaa, das mit 51 Sekunden deutlich mehr Verzögerung hat als Teleboy und Zattoo, schreibt «Kassensturz»: Dies sei ein bewusster Entscheid. Wilmaa nutze mehr Zwischenspeicher, um eine stets sichere Übertragung ohne Unterbrüche zu ermöglichen. Dies sei bei WM-Spielen wichtig, gerade auch aus Sicht der Kunden. Übrigens: Auch im Livestream auf SRF online kommt es zu ähnlichen Verzögerungen.

Bild: SRF/Matthias Willi
Text: 2014 SRF/Christian Schürer

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