«Öpis mit Medie»: Kreatives Vermitteln zwischen Laien und Experten
«Du arbeitest mit Games? Ist ja nicht gerade gehaltvoll.» Weshalb dieses Vorurteil absolut nicht zutrifft und was die Arbeit als Gameredaktor/in wirklich bedeutet, erzählten zwei Mitglieder der SRF-Digital-Redaktion am jüngsten «Öpis mit Medie»-Event.
Méline Sieber und Guido Berger spielen leidenschaftlich gerne Games – sie beschäftigen sich also nicht nur bei der Arbeit, sondern insbesondere auch in der Freizeit stark mit Videospielen. Dies nennen sie beide denn auch als die wichtigste Voraussetzung, um in den Beruf Gameredaktor/in einzusteigen, denn bezahlt wird man fürs Spielen selbst nicht. Und wie in vielen Berufen sind Freude und Interesse an der Thematik selbst der Schlüssel zum Erfolg. Während des gut dreistündigen Anlasses merkt man den beiden die Begeisterung dafür von der ersten Sekunde weg an, und nicht zuletzt entstehen mitunter sehr interessante Diskussionen – beispielsweise darüber, dass sich die Schweizer Gameszene zwar in einem Entwicklungsschub befindet, jedoch wegen der ausländischen Konkurrenz kaum wahrgenommen wird.
Wichtig: viel Erfahrung!
Doch wie geht man als Gameredaktor/in vor, wenn man eine Gamekritik schreibt? «Ich arbeite nach keiner spezifischen Checkliste, weil jedes Game anders ist. Meistens stellen sich die Fragen erst während des Spielens, deshalb notiere ich meine Eindrücke und Gedanken fortlaufend nebenbei», erklärt Méline, und Guido fügt hinzu: «Man muss etwas von Games verstehen, um sie analysieren zu können.» Damit meint er nicht etwa Spielgeschick, sondern einen kritischen Zugang. Nur wer bereits viele verschiedene Games gespielt und sich zu deren Aufbau und Mechanik Gedanken gemacht hat, könne eine gute und tiefgründige Gamekritik verfassen.
Weil dies so stark mit den eigenen Eindrücken verbunden ist, kommt es natürlich auch vor, dass sich die beiden Gameredaktoren über Spiele uneinig sind. Aber: «Wenn man seine Meinung mit guten Argumenten erklären kann, ist es auch möglich, eine interessante Kritik zu schreiben – auch über ein Game, bei dem die eigene Meinung stark von anderen Kritiken abweicht.» Als Beispiel nennt sie das Indie-Game «Firewatch», bei dem Guido und sie zu Beginn sehr unterschiedlicher Meinung waren, sich aber mittlerweile gefunden haben.
Teil der Veranstaltung ist unter anderem auch ein Besuch im Radiostudio, wo Guido live seinen Eindruck zum interaktiven Film «Late Shift», der demnächst in die Kinos kommt, vermittelt. Man gewöhne sich mit der Zeit an diese OnAir-Auftritte, und die Nervosität sei kein Problem mehr. «Mit so viel Livepublikum im Studio war ich aber schon etwas nervös», gesteht er lächelnd.
Nur ein kleiner Teil der Digitalredaktion
Als Vorteile des Berufes nennt Méline die grosse Freiheit, die man beim Texten habe, und natürlich die Verbindung von persönlichem Interesse und Arbeit. Jedoch werde ihr Job dank des Gamebezugs noch immer oft nicht ernstgenommen, was sie sehr schade findet. Und nicht zuletzt sei die Arbeit als Gameredaktor/in mit nur einer Kritik alle 2-3 Wochen lediglich ein kleiner Teil des Alltags in der Digitalredaktion. Trotzdem lieben beide ihren Beruf, und Guido kann sich beispielsweise durchaus vorstellen, ihn noch lange Zeit auszuüben. «Games sind so vielfältig und entwickeln sich mit der Gesellschaft weiter – gut möglich, dass ich mit 60 noch hier sitze und als alter Mann Kritiken schreibe!»
Das Video «Öpis mit Medie: Was macht ein/e Gameredaktor/in?», bei dem wir Méline bei ihrer Arbeit begleitet haben, findest du hier:
Mit «Öpis mit Medie» hat SRG Insider 2013 eine Veranstaltungsreihe lanciert, bei welcher in regelmässigen Abständen die vielseitigen Berufe von SRF vorgestellt werden. Die Veranstaltungen richten sich sowohl an junge Leute, die in den vorgestellten Berufen Fuss fassen möchten, aber auch an diejenigen, die grundsätzlich medieninteressiert sind.
Text: Julia Wegner
Bild: SRG Insider
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