«Mein Senf»: Es herrscht Goldgräberstimmung

Max Rheiner ist Leiter der Master-Vertiefung Interaction Design an der zhdk und hat mit seinem Virtual-Reality-Vogel «Birdly» durchgestartet. Wir haben ihn und sein Startup besucht, sind testgeflogen und haben gefragt, wo uns VR als nächstes hinbringt.

Welche Branchen werden im Moment am stärksten von Virtual Reality erobert?

Viele! Die Filmindustrie hat bereits die Digitalisierung verschlafen. Jetzt sind sie sehr auf der Hut, dass ihnen das bei Virtual Reality nicht erneut passiert. Ein anderer Bereich ist die Medizin, sei es, ob man Ängste mittels VR therapiert oder den Körper mittels 3D-Modelle erkundet. Aber auch in der Bildung sehe ich grosse Chancen. Wenn man Mathematikaufgaben gemeinsam mit Kollegen in der virtuellen Welt als Rätsel lösen muss, ist die Motivation doch gleich eine ganz andere.

Sind denn VR-Geräte bereit für den Massenmarkt?

Absolut, man muss heute kein Nerd mehr sein, sondern kauft die Brille zum Beispiel zu seiner Playstation. Diese Geräte sind bereits jetzt sehr preiswert. Parallel dazu wird es in Zukunft Orte geben, die mit hochprofessionellen VR-Geräten wie unserem Birdly ausgestattet sind. So wie das schon früher war mit Games: Einfache Spiele konnte man zuhause auf seinem Computer spielen und für mehr Action ging man in einen Spielsalon. Solche Lokale sind aktuell am entstehen.

Siehst du auch Anwendungen für den Journalismus?

Durchaus, obwohl man hier zwischen 360°-Video und Virtual Reality unterscheiden muss. Bei 360°-Video kann man sich nicht durch den Raum bewegen, man kann nur den Kopf drehen. So ist keine Immersion – dass man wirklich das Gefühl hat man sei in der virtuellen Welt – möglich. Deshalb wird sich das, meiner Meinung nach, auch nicht durchsetzen. Es gibt hingegen einige spannende Experimente für Journalismus in der VR – Nonny de la Peña macht’s vor – aber ich bin skeptisch, denn Objektivität existiert im VR nicht. Wenn ich ein Ereignis virtuell nachstelle, ist es doch immer noch konstruiert und nicht die Realität.

Warum kaufte sich eigentlich Facebook den VR-Brillen-Hersteller Oculus?

Ich gehe davon aus, dass Facebook eine Art «Metaverse» bauen möchte. Der Begriff stammt aus einem Science-Fiction-Roman aus den 90ern und bezeichnet eine virtuelle Welt, in der man sich trifft, so wie wir das von «Second life» kennen. Mark Zuckerberg hat Andeutungen in diese Richtung gemacht.

Übrigens: So funktioniert der Flugsimulator «Birdly»

Und wer sich dafür interessiert, was das Startup von Max sonst noch so macht, schaut hier rein. Ebenfalls sehenswert: Der TED-Talk von Nonny de la Peña zum Thema.

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Bild: Angelo Zehr
Interview und Text: Angelo Zehr

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