«Mein Senf»: (Gute) Ideen – und wie sie zu finden sind

Erfinder – so einer wie Daniel Düsentrieb in Entenhausen – das wollte Martin als Kind werden. Leider wurde mangels (guter) Ideen nichts daraus und doch befasst er sich heute noch mit ebendiesen Ideen – nämlich aus Sicht der Wissenschaft. Warum wir genau wann die besten Ideen haben, verrät er in seinem «Mein Senf».

«Begeistert von fantastischen Erfindungen wie dem Gedankenleser, dem von Dampf getriebenen Rückenkratzer oder dem lautlosen Raketenantrieb, wollte ich als Kind immer Erfinder werden, so wie Daniel Düsentrieb in Entenhausen. Nachdem ich beschlossen hatte, dass Erfinder definitiv meine Berufung sei, habe ich mich mit Stift und Papier an den Schreibtisch meines Vaters gesetzt und angestrengt überlegt, was ich als Nächstes (oder eigentlich mehr als Erstes) erfinden würde. Nach kurzer, aber äusserst unproduktiver Zeit habe ich das Erfindersein aufgegeben, weil mir einfach keine Idee kommen wollte, was ich denn überhaupt erfinden sollte.

Probleme mit Ideen lösen

Heute arbeite ich als arbeitspsychologischer Wissenschafter an der Universität Zürich und versuche herauszufinden, wann Menschen bei der Arbeit sich besonders für ihren Arbeitgeber einsetzen und dabei im besten Falle auch Ideen, die bestehende Probleme lösen, entwickeln und diese idealerweise gleich umsetzen. Ich versuche also doch noch, Probleme mit Ideen zu lösen und dabei aktuell zu erklären, wie Menschen bei der Arbeit eben Probleme mit Ideen lösen – das Klischee des Psychologen, der sich am Ende doch immer nur mit sich selbst beschäftigt, hat wohl einen wahren Kern.

Ideen – leicht gemacht?

Ideen und Einfälle entstehen per Definition spontan und vermitteln damit das Gefühl der Leichtigkeit – als Kind bin ich wohl genau daran gescheitert, dass sich diese Leichtigkeit nicht einstellen wollte. Damit sie sich einstellen kann, so habe ich es über die Jahre gelernt, braucht es zuerst eine intensive, von echtem Interesse getriebene und vor allem aber disziplinierte Auseinandersetzung mit dem jeweils relevanten Thema. Da Ideen ja meistens aus spontanen Verknüpfungen von Informationen entstehen, müssen diese natürlich überhaupt erst einmal in den Kopf desjenigen kommen, dem dann daraus eine gute Idee entsteht.

Hirn im Leerlauf

Zentral ist aber auch, dass auf die anstrengende Auseinandersetzung mit einem Thema dann Entspannung folgt. So kommen mir gute (oder zumindest mich überraschende) Ideen in aller Regel in Situationen, in denen ich überhaupt nicht an das zu lösende Problem denke und mein Hirn gewissermassen Leerlauf hat – ob das nun klischeehafterweise unter der Dusche, beim Sport oder auch beim Betrachten der Landschaft aus einem fahrenden Zug ist, ist per se egal. Dieses Wechselspiel von An- und Entspannung ist für gute Ideen wohl das beste Rezept. Eines von Daniel Düsentriebs Hobbies ist übrigens das Angeln – wer hätte das gedacht.»

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir immer mal wieder jemand Junges zu einem Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Text: Martin Götz
Illustration: Stephan Lütolf

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