«Die Schweizer sind imstande, sich nicht allzu ernst zu nehmen»
Wöchentlich produzieren Vincent Kucholl (links im Bild) und Vincent Veillon für RTS die Satiresendung «26 minutes». Vor Kurzem haben sie für SRF eine Sendung «26 minutes» komplett auf Deutsch realisiert. Zeit, um mit einem Vincent über den Humor ennet dem Röstigraben zu sprechen.
SRG Insider: Wie würdest du deinen Humor beschreiben?
Vincent Kucholl: Mein Humor ist mit der Aktualität verbunden, er ist sehr politisch, aber nicht politisiert, satirisch und ziemlich absurd.
Gibt es denn einen Unterschied zwischen Deutschschweizer und Westschweizer Humor?
Darauf zu antworten ist schwer, ich kenne den Deutschschweizer Humor nicht so gut. Aber zum Beispiel der Film «Die Schweizermacher» – einer der wenigen Filme die den Röstigraben überquert haben – bringt mich auch zum Lachen. Ich sehe also keinen Grund, wieso der Humor unterschiedlich sein sollte.
Ist Humor etwas, das verbindet?
Ja, wenn man zusammen lacht, dann entsteht ein sozialer Link. Dies hilft uns auf andere zuzugehen und vereinfacht die Kommunikation. Ein gutes Beispiel dafür ist die Werbung. Dort findet man häufig lustige Inhalte, die dazu dienen die Botschaft besser zu vermitteln. Wenn Humor auf Sprache basiert, dann ist es natürlich schwierig, die Sprachbarriere zu überwinden. Aber Charlie Chaplin hat mit seinen Stummfilmen die ganze Welt zum Lachen gebracht.
Wie wichtig ist Humor für die Gesellschaft?
«Rire c’est le propre de l’homme» – «Lachen ist dem Mensch eigen», das hat Rabelais gesagt. Nur wir Menschen lachen – Tiere nicht. Humor ist sehr wichtig, weil er uns erlaubt, etwas Abstand zu nehmen, die Dinge relativ zu betrachten und einen kritischen Geist zu entwickeln.
SRF wird «26 minutes» auf Französisch mit Untertiteln zeigen. Denkst du, die Sendung interessiert Deutschschweizer, auch wenn ihr euch oft über sie lustig macht?
Ich hoffe es natürlich sehr. Wir machen auch viele Witze über Walliser und Jurassier und die mögen unsere Sendung auch. Ich denke, dass die meisten Schweizer imstande sind, sich nicht allzu ernst zu nehmen. Wir sind ein kleines Land, ohne Kolonien und nicht so wichtig, wie zum Beispiel Frankreich oder Deutschland; über uns selbst zu lachen ist eine Art damit umzugehen.
Was erhofft ihr euch von den Sendungen, die SRF ausstrahlt?
Wir freuen uns darauf, zu sehen, welchen Einfluss sie haben werden. Wenn nachher mehr Leute die französische Sendung schauen wollen, oder motiviert werden Französisch zu lernen, wäre das natürlich fantastisch.
Im März habt ihr eine Sendung komplett auf Deutsch produziert. Was waren die Schwierigkeiten?
Wir mussten schon beim Schreiben der Sendung aufpassen, dass es keine Wortspiele hat, die man nicht übersetzen kann und dass alles verständlich ist. Für den anderen Vincent (anm.: Veillon), den Moderator der Sendung, war es besonders schwierig, Deutsch zu sprechen. Er war nie gut im Deutsch und hatte eine furchtbare Note im Gymnasium – er war wirklich sehr schlecht. Ich spreche ein bisschen besser als er, aber nicht viel.
Könntest du dir vorstellen, wieder eine Sendung auf Deutsch zu realisieren?
Ja, wieso nicht, es war eine nette Herausforderung, das mögen wir. Es war aber sehr viel Arbeit und sehr anstrengend, da wir gleichzeitig zur Deutschen Sendung auch unsere wöchentlichen Sendungen auf Französisch produziert haben. Dennoch war es eine tolle Erfahrung und hat mich motiviert, besser Deutsch zu lernen.
SRF zwei zeigt die zweite und gleichzeitig letzte Staffel «26 minutes» von September bis Dezember und testet damit, ob der Röstigraben beim Thema Humor existiert. «26 minutes» wird mit deutschen Untertiteln versehen.
Ausstrahlung: Ab Samstag, 9. September 2017, 00.30 Uhr, SRF zwei
Kommentar