«Jetzt lasst uns erst mal diese Folge zu Ende bringen»
Patrick Karpiczenko ist seit Minute 1 Headwriter bei «Deville». Im Gespräch erzählt er, wie sie die Late-Night-Sendung machen, wer alles dahintersteckt und warum er ab und zu die Hände verwirft.
SRG.D: Patrick, wie entsteht jetzt genau eine «Deville»-Sendung?
Patrick Karpiczenko: Normalerweise sitze ich noch am Schnitt der vorhergehenden Sendung, wenn die Produktion der nächsten schon ansteht. Am Donnerstag wird jeweils aufgezeichnet und am Freitag gesendet. Wir haben also einen Tag und eine Nacht – für den Schnitt. Ich finalisiere die Sendung, während der Rest des Teams bereits auf die nächste Woche schielt. Ich verwerfe dann meistens die Hände und sage: «Jetzt lasst uns erst Mal diese Folge zu Ende bringen.»
Natürlich beginnt die Produktion bereits früher. Zwei bis drei Wochen vor der Ausstrahlung produzieren wir die Einspieler. Der Kern der Sendung ist allerdings der Gast. Wir versuchen herauszufinden, was man von dieser Person noch nicht gesehen hat und bauen die Sendung rundherum.
Zudem sind wir auch an eine gewisse Tagesaktualität gebunden. Wenn mit zu viel Vorlauf produziert wird, ist zum Zeitpunkt der Ausstrahlung alles bereits wieder ein alter Hut. Trotzdem versuchen wir, die Tagespolitik nicht allzu stark zu beleuchten, sondern auf grundsätzlichere Themen einzugehen. Soziale und gesellschaftliche Konflikte sind interessanter, als was die CVP gestern gemacht hat.
Wer steckt alles hinter dem Format?
Unser Autorenteam besteht aus Dominic Deville, Natascha Beller, Marco Ariconi und mir. Wir sind eine sehr junge Crew. Abgesehen vom Moderator, dem alten Knacker, sind wir alle zwischen 18 und 34. Dazu kommt ein kleines Produktionsteam. Wir haben nicht allzu viele fixe Ressourcen, weshalb wir von Zeit zu Zeit auch auf die Arbeit externer Autoren zählen.
Wie tauscht ihr euch aus?
Wir arbeiten mit einem Gruppenchat namens Slack, der beispielsweise bei Game-Entwicklern sehr populär ist. Dort stellen wir die Kernthemen der Woche hinein und tauschen Ideen aus. Ich bin allerdings kein Freund von zu vielen Pointen, weil die oft geschrieben und dementsprechend dann auch abgelesen wirken. Gerade mit einem Improvisationstalent wie Dominic kann man Lustigeres machen, als Witze abzuspulen. Interaktive Spiele, sei es mit den Gästen oder mit dem Publikum kreieren spannende Situationen, in denen Dominic dann intuitiv reagieren kann.
Wie geht es weiter mit dir und «Deville»?
Momentan bin ich im Zivildienst. Danach werde ich mit meiner Freundin ein Filmprojekt umsetzen und dann geht es direkt weiter mit «Deville» – neun Sendungen sind bereits fix und ich hoffe, das noch viele Jahre machen zu können; auch wenn eigene Projekte dafür in den Hintergrund rücken müssen.
«Deville» ist am 6. Oktober 2017 wieder zurück aus der Sommerpause. Alte Sendungen gibt’s auf der SRF-Website von Deville zu sehen.
Das Interview mit Patrick Karpiczenko ist ursprünglich in einer längeren Version auf der Website der SRG Deutschschweiz publiziert worden.
Text: SRG.D/nm
Bilder: Gruppe bei Proben im Mascotte – Patrick Karpiczenko im gelben Pullover: Michael Shepherd
Porträt Patrick Karpiczenko: Guy Manfrotto
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