«Mein Senf»: Köpfchen einschalten, mitdenken und Social Media kritisch hinterfragen

In einem Brief an ihr (noch) jüngeres Ich, gibt die 20-jährige Social-Media-Nerdin Pascale das weiter, was sie im Umgang mit Social Media wichtig findet.

«Ich wage zu behaupten, dass wir alle schon einmal über einen Artikel gestolpert sind, der Social Media in irgendeiner Hinsicht als ‹böse› oder ‹schädlich› bezeichnet hat. Zugegeben: Selbst eine überzeugte Online-Nerdin, wie ich es bin, stimmt es nachdenklich, wenn ein (Klein-) Kind schon sein eigenes Smartphone in der Hand hält und damit im Netz surft und seine Social-Media-Kanäle pflegt. Die Onlinewelt ist heute schon gefühlt ab dem Kindesalter gar nicht mehr wegzudenken.

Diese ‹grosse weite Welt› der sozialen Netzwerke ist für jede und jeden zugänglich und gezwungenermassen tummeln sich darauf nicht nur gute, sondern auch – verallgemeinernd gesagt – weniger gute Beiträge darauf. Du solltest also schon in jungen Jahren lernen, wie du mit dieser Flut an Informationen umgehst. Darum möchte ich dir einige meiner Tipps und Tricks im Umgang mit Instagram & Co. mit auf den Weg geben.

Mittel zum Zweck

Facebook, Snapchat, Twitter, Instagram und YouTube sind in meinen Augen nicht per se gut oder schlecht. Es sind Plattformen beziehungsweise Werkzeuge, die wir uns unter anderem zu Nutze machen können – nicht mehr und nicht weniger. Deshalb bringt es meiner Meinung nach nichts, sie nur zu verfluchen oder den Versuch zu starten, sich eine Welt ohne sie zu wünschen. Eröffnen uns die sozialen Medien nicht auch einen Haufen neuer Möglichkeiten? Durch sie können wir mit Leuten aus der ganzen Welt in Echtzeit kommunizieren, Erfahrungen austauschen, Kontakte knüpfen und diese dann auch am Leben erhalten, Unternehmen aufbauen und so vieles mehr. Die Möglichkeiten sind endlos – doch ist es in meinen Augen wichtig, dass du weisst, wie du diese Plattformen richtig einsetzt.

Deine Motivation?

Eine Frage, die du dir, meiner Meinung nach, stellen solltest, ist: Warum hältst du dich in erster Linie auf diesen Plattformen auf? Ist es Inspiration oder Anerkennung, die du suchst oder ist es mehr ein Zeitvertrieb – morgens auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit oder wenn du zu hause auf dem Sofa sitzt?

Es geht nicht darum, die unterschiedlichen Beweggründe zu verurteilen – mehr solltest du dir dessen bewusstwerden. Ich ertappe mich beispielsweise heute noch, wie ich grundlos (und manchmal stundenlang) aus ursprünglicher Langeweile auf Instagram und vor allem YouTube verweile.

Als ebenfalls wichtig – oder vielleicht sogar wichtiger – sehe ich es nun an, zu erkennen, welche Gefühle du beim Besuchen dieser Plattformen hast. Welche Beiträge haben einen positiven Einfluss – welche einen negativen? Möglicherweise kommst du zu dem Entschluss, dass du einigen Profilen, dir zuliebe, doch besser nicht mehr folgst, da du dich zum Beispiel zu sehr mit einer anderen Person vergleichst – was mich direkt zum nächsten Punkt führt.

Das «echte» Leben

Nehmen wir das Beispiel «Influencer». Diese können sich durchaus authentisch auf Social Media bewegen. Jedoch finde ich es wichtig dir hier nochmals mit auf den Weg zu geben, dass diese geteilten Beiträge Momentaufnahmen sind und nicht für deren ganzes Leben stehen. Und ja, dadurch erscheint ihr Leben oft perfekter und makelloser. Ich muss mich selbst genau aus diesem Grund immer wieder daran erinnern, mein eigenes Leben nicht mit diesen Momentaufnahmen zu vergleichen.

Wenn du also auf einen dieser vielen, da draussen herumschwirrender, Beiträge stösst, solltest du – wie bei der Verifizierung von Quellen im Journalismus –, herausfiltern, welche Informationen richtig oder falsch sind und dir dann überlegen, ob sie wichtig für dich sind. Diese Entscheidung geht mit deinem Bewusstsein und deinen Wertvorstellungen einher. Und wenn dieses Zusammenspiel funktioniert, dann läuft schon einmal sehr vieles richtig.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich möchte dir, liebes junges Ich, vor allem eines mit auf den Weg geben: Schalte dein Köpfchen ein, denke mit und hinterfrage kritisch!»

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Illustration: Stephan Lütolf
Text: Pascale Widmer

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