Wenn Drogen konsumieren – dann richtig!

Die Moderatoren des niederländischen YouTube-Channels «Drugslab» testen wöchentlich eine Droge und filmen sich dabei – von Kokain über Salvia bis zu Ecstasy. Gefährlicher Unsinn oder wichtige Aufklärung? Die Publizistikstudentin Eva Gaudenz hat mit den Verantwortlichen über den Sinn und Zweck des Kanals gesprochen.

Da war ich also. 15 Jahre altes Dorfmädchen, das kräutermässig höchstens mit Tee oder Heu in Kontakt gekommen war. Und dann war da plötzlich dieser Joint in der Runde an dem all meine Freunde ganz selbstverständlich gezogen haben. So halt auch ich. Was folgte waren stundenlanges Unwohlsein, geprägt von «wenn meine Eltern das wüssten»- und «ich will nur noch, dass es aufhört»-Momenten. Heute, sieben Jahre später, habe ich noch immer nichts anderes angefasst ausser Alkohol.

Drogen als Service public?

Viel mehr darüber wissen die drei YouTuber Nellie, Rens und Bastiaan. Sie sind die Gesichter des niederländischen YouTube-Channels «Drugslab». Von Kokain über Salvia bis zu Ecstasy, testen sie wöchentlich eine Droge und filmen sich dabei. Neben der Reaktion, die die Droge im Körper auslöst, werden Körpertemperatur und Puls ständig überwacht sowie kognitive und motorische Fähigkeiten unter Einfluss der Droge untersucht. Klingt schon ziemlich verrückt, oder? Und dann ist da noch der Fakt, dass dieser ganze «Spass» Teil des öffentlichen Rundfunks ist.

Wieso eben auch das Testen von Drogen zum Service public gehört, und welche Absichten der Kanal genau hat, habe ich im Gespräch mit Nellie und Maxime van de Goep, der Kommunikationsverantwortlichen von «Drugslab», herausgefunden.

Tabubruch zur Schadensbegrenzung

Das Ziel des Channels ist für die Verantwortlichen klar: Schadensbegrenzung. Der Kanal soll nicht dazu animieren, Drogen zu nehmen, jedoch sei es auch falsch das Thema zu tabuisieren. «Nur über die Risiken und Nebenwirkungen zu sprechen, wird Jugendliche nicht davon abhalten, Drogen zu konsumieren», so Nellie, «Drogen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Dieses Risiko kann man aber reduzieren, indem man sich richtig informiert. Genau dies versuchen wir unserer Community beizubringen.»

Es gibt aber auch bei «Drugslab» Grenzen. So werden keine Drogen getestet, die sehr gefährlich sind oder extremes Suchtpotential haben, wie zum Beispiel Heroin oder Crystal Meth. Hauptsächlich werden die Drogen vorgestellt, mit denen Jugendliche momentan am Meisten experimentieren. Privat konsumiert die Moderatorin keine Drogen. «Die Drogen, die ich bei Drugslab konsumiere, reichen mir. Ausserdem geniesse ich mein Leben auch im nüchternen Zustand genug».

Mehr als Unterhaltung

Drogen vor laufender Kamera zu konsumieren, ist für den öffentlichen Sender BNN übrigens nichts Neues. Die Fernsehsendung «Spuiten & Slikken» («Spritzen und Lecken») hat sich schon Jahre vor «Drugslab» mit Themen wie Drogen und Sex beschäftigt.

«Drugslab» ist aber viel mehr als reine Unterhaltung. Der Channel bietet eine Menge an Informationen, sowie die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich auszutauschen und trägt somit zur Meinungsbildung und Information der Jugendlichen bei. Auch, oder gerade das ist Service-public – davon ist Maxime van de Goep überzeugt.

Übrigens: Die Verantwortlichen von «Drugslab» haben am tpc Media Future Day 2017 zum Thema «Addiction» ein Referat gehalten, dieses kann auf der Website des MFD 2017 nachgeschaut werden.

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