«Mein Senf»: I’m just here so I won‘t get fined

In Zeiten, in denen mittlerweile jeder seine Meinung in schriftlicher, visueller oder auditiver Form, mit nur einem Klick in die Welt hinaustragen kann, hat die mediale Welt einen noch nie dagewesenen Stellenwert erreicht. Eine Entwicklung welche vor allem auch im Sport neue Türen geöffnet hat. Als Skirennfahrer weiss Marc, dass es dafür vor allem eines braucht: Professionalität – und zwar von beiden Seiten.

«Soziale Medien wie Instagram, Twitter, YouTube oder Facebook erlauben es uns Sportlern, unabhängig, mit einem potentiellen Millionenpublikum, auf einfachste Weise zu kommunizieren. Obwohl das Internet die mediale Präsenz in der Sportwelt sicher um ein Vielfaches vergrössert hat, sind Printmedien, sowie auch die klassischen audiovisuellen Medien wie Fernsehen und Radio, nicht wegzudenken. Im aktuellen medialen Chaos ist man als Konsument je länger je mehr froh, um eine seriöse und vernünftige Auswahl von Inhalten, welche an das Publikum kommuniziert werden.

Für einen Sportler ist die Beziehung zu den Medien einerseits enorm wichtig, andererseits aber teilweise auch ein notwendiges Übel. Der Sport lebt von Sponsoren, welche wiederum von den Emotionen und Höchstleistungen profitieren wollen und damit in einer scheinbar vorbildlichen und gleichzeitig interessanten Welt, Werbefläche erhalten. Ein Austausch, welcher dem Sportler natürlich überaus bewusst ist und der hauptsächlich durch die Medien stattfindet. Diese wiederum wollen in erster Linie ihr Publikum unterhalten und bekommen auf diese Weise ihr Stück vom Kuchen.

Ein einfaches System, bei welchem der Erfolg in erster Linie von der Professionalität der Mitwirkenden abhängt. Ein Interview geben kann für einen Sportler durchaus interessant sein, ja sogar Spass machen. Was ein Athlet aber auf Anhieb erkennen kann ist, wenn sich sein Gegenüber nicht ordentlich vorbereitet, beziehungsweise recherchiert hat. Für uns sind dies die mühsamen Medientermine, denen dann entsprechend auch meistens nur kurze, uninteressante Antworten entspringen.

Umgekehrt kann ich mir aber auch vorstellen, wie schwierig es sein muss, Athleten zu interviewen, welche unmotiviert, zickig oder einfach von Natur aus eher kurz angebunden antworten. Von Letzterem gab es beim Super Bowl, dem grössten medialen Sportanlass der Welt, im Jahr 2015 eine kleine Kostprobe. Marshawn Lynch, einer der Starspieler der NFL, antwortete bei einer offiziellen Pressekonferenz, vor einer Schar von Journalisten, fünf Minuten lang auf jede Frage mit demselben Satz.

In der NFL ist man verpflichtet, den Medien nach einem Spiel für einen bestimmten Zeitraum, zur Verfügung zu stehen. Dementsprechend seine einfache Antwort: ‹I’m just here so I won’t get fined› – ‹Ich bin nur hier, damit ich nicht gebüsst werde.› Mittlerweile wurde das Video des Interviews online millionenfach angeschaut. Den Sponsoren, wie auch den Medien, soll es recht sein. So geht’s eben auch.»

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

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