«Mein Senf»: Die wänd anschinend eifach nit!

Musik ist Geschmacksache, Musik macht Spass, Musik irritiert und bewegt. Warum die (Schweizer) Musikbranche bei der Gleichstellungsthematik ansteht? Mit dieser Frage befassen sich Letizia und Aurelia in ihrem Meinungsbeitrag.

«Wie grossartig ist es mit dem passenden Soundtrack im Tram, im Auto, beim Kochen und Knutschen dahinzuschweben? Sehr GROSSARTIG! Und trotzdem sind wir oft sauer, wenn wir die Playlisten im Radio hören, die Musikvideos im Fernsehen sehen, die Charts verfolgen, Programme von Festivals durchstöbern. Apropos Festivals: Das OpenAir St. Gallen kündete bis jetzt 32 Bands an, in 6 davon spielen Musikerinnen mit. Das Greenfield bietet ganze 3 von 38 Bands mit Ladies an Saiten oder Mikrofon auf. Das Gurtenfestival sagt dieses Jahr einen Frauenanteil von 23% voraus – das Licht am Ende des Tunnels?

Was braucht es?

Warum steckt die Musikbranche bei der Gleichstellungsthematik im Stau... im Tunnel... ohne Radioempfang? Der Blame-Finger wird reihum gezeigt. Aussagen wie ‹Qualität geht vor. Wenn’s gnue gueti Fraue gäb, denn würdemer se scho engagiere.› oder ‹Die wänd anschinend eifach nit. Sie chönnte jo spiele, aber maches eifach nit› sind nicht die Ausnahme. Ja, da chrüselets recht ungut. Weder Frauen noch Männer sind per se schlecht oder gut, interessiert oder nicht interessiert. Es gibt sie – die guten Frauen sowie die guten Männer. Was braucht es also damit frau erfolgreich wird?

Mit ein bisschen mehr Mut und ein bisschen mehr Fleiss von Musikerinnen ist noch nichts erreicht. Wenn ein Geschlecht in einer Branche oder einem Thema eine Minderheit darstellt, braucht es aktives Engagement und konkrete Massnahmen um den Ausgleich zu schaffen und Stereotypen aufzubrechen – sodeli. Da kann sich auch die SRG nicht aus der Verantwortung schleichen – Radio und Fernsehen sind Formate, welche die Bevölkerung informieren, Themen, Menschen und auch Musik sichtbar und unsichtbar machen. Auch hier gilt leider immer noch: Die Chart- und Playlisten und Musikformate im Fernsehen widerspiegeln bloss die eklatante Untervertretung von Frauen.

Vorbilder!

Da der Mensch während seiner Entwicklung am liebsten und besten kopiert, sind Vorbilder extrem wichtig. Die Unsichtbarkeit von Musikerinnen ist somit Gift für die Etablierung von neuen jungen Talenten. Natürlich gehören Beyoncé, Taylor Swift und Rihanna zu den grössten Popstars unserer Zeit. Yeah, Beyoncé! Aber für Barbara aus Huttwil und Lea aus Buochs, die fleissig ihr Instrument üben und im Jugendorchester spielen, lebt Beyoncé schlicht in einem anderen Universum. Barbara und Lea brauchen Musikerinnen auf den Bühnen der Schweiz, im Schweizer Radio und Fernsehen, die fassbar sind. Und wir übrigens auch.»

Aurelia und Letizia engagieren sich bei HELVETIAROCKT – Die Koordinationsstelle für Musikerinnen im Jazz, Pop und Rock und hat die Funktion einer Drehscheibe und Vermittlerin.

In der Rubrik «Mein Senf» lassen wir jeden Monat jemand Junges zum aktuellen Themenschwerpunkt zu Wort kommen. Alle bisher publizierten «Senf»-Texte findest du unter: #meinsenf

Porträts Aurelia Meier / Letizia Carigiet: zVg.
Illustration: Stephan Lütolf

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