Rebekka Lindauer: «Wieso reicht es nicht für die Prinzessin?»
In der Schule war Rebekka Lindauer oft der Pausenclown – sehr zum Leidwesen ihrer Lehrer. Eine Clownin wurde sie nicht, Leute zum Lachen bringt sie aber heute noch gerne. Zum Beispiel auf der Comedy Talent Stage von SRF. Ein Gespräch mit Rebekka über Lampenfieber, wichtige Erfahrungen und die Angst vor dem Scheitern.
SRG Insider: Warst du ein lustiges Kind?
Rebekka Lindauer: Humor ist bei mir zuhause zentral – der Schalk sass mir tatsächlich schon als kleines Kind im Nacken. Ich bin früh ins Improvisationstheater und wollte da aber immer die ernsten Rollen spielen. Wie die der Prinzessin beispielsweise. Man hat mich aber oft in die «witzigen» Rollen gesteckt. «Oh Mann!», dachte ich mir dann – wieso reicht es nicht für die Prinzessin? Und die meinten: Du bist einfach zu lebhaft für eine klassische Prinzessin.
Wie ging’s weiter?
Ich habe mir schon immer Dinge aufgeschrieben, die ich witzig oder komisch fand. Vergangenen Sommer war ich dann zum ersten Mal im Comedy-Haus an einer offenen Bühne und habe ausprobiert wie das so ist, die Leute zum Lachen zu bringen. Dort kam ich dann richtig auf die Welt und habe realisiert, wie tough «ein bisschen witzig sein» ist und was alles dahintersteckt.
Hat dir dieser erste Auftritt gefallen?
Ich habe vor jeder Show enormes Lampenfieber und Angst, dass mein Text irgendwo im Nirwana meiner Hirnsynapsen landet. Manchmal habe ich das Gefühl mein Körper sträubt sich vor dem «Rausgehen». Wenn ich dann aber auf der Bühne stehe, kippt wie ein Schalter um und alles ist auf einen Schlag verflogen. Das Adrenalin spornt mich an und wenn das Publikum lacht, schiessen die Endorphine durch mich durch – das ist ein Glücksgefühl, das ich immer wieder erleben möchte.
Deine Pointen – wie entstehen sie?
Im Schreibprozess. Inspiration finde ich an verschiedenen Orten: in der Musik, in einem Bild im Museum, in einem Gespräch in einem Café. Ich schreibe alle meine Gedanken und Ideen nieder (das können gut auch mal ein paar A4-Seiten sein) – schliesslich behalte ich dann vielleicht zwei drei Sätze, von denen ich denke daraus könnte etwas werden. Ob die Pointe dann aber auch ankommt, das weiss ich natürlich nie.
Wie ist er der Schweizer Humor?
Der ist eher auf der braven Seite. Von mir aus, dürfte er etwas derber daherkommen. Mein Vater ist zur Hälfte Engländer und bei uns zu Hause ist schwarzer Humor ein ganz grosses Thema.
Du hast am 1. SRF-Comedy-Camp teilgenommen – was war das für eine Erfahrung?
Es war ein toller Tag mit ganz grossen Künstlern, die ich bewundere. Ich habe sehr hilfreiche Dinge mitnehmen können.
So war es – das 1. SRF-Comedy-Camp
Zum Beispiel?
Ich sprach mit Domenico Blass, Head of Comedy SRF 3, darüber, wie man eine Figur erschafft. Mike Müller hat uns in die Geheimnisse des Pointen-Schreibens eingeweiht. Stefan Büsser hat über Lampenfieber gesprochen. Die Feedbacks waren super, ich erhielt neue Inputs und Ideen aber auch sehr konstruktive Kritik, die ich gut anwenden kann. Nach dem Camp war mir klar: Ich bleibe dran und versuche in meinem Schreiben besser zu werden.
Du hattest nach dem Comedy Camp die Möglichkeit auf der Comedy Talent Stage von SRF aufzutreten ...
Auch das war eine sehr wertvolle Erfahrung. Auf der Comedy Talent Stage wirst du einem breiten Publikum vorgestellt, das explizit für Comedy dort ist. Bei offenen Bühnen ist das oft nicht so. Diese Plattform zu bekommen, hat mir sehr geholfen – du erhältst eine Idee davon, wie dein Auftritt bei einem grösseren Publikum funktionieren könnte.
Rebekka auf der Comedy Talent Stage
Welche Tipps gibst du einem/r angehenden Comedian mit auf den Weg?
Das finde ich sehr schwierig zu beantworten, da ich selbst eine angehende Comedian bin. Ich denke, es braucht Mut, den ersten Schritt zu wagen. Und man muss das Scheitern in Kauf nehmen – ganz ehrlich: Das ist so oder so unausweichlich. Comedy hat sehr viel mit Trial and Error zu tun. Ich selbst habe auch schon erlebt, wie endlos zehn Minuten auf einer Bühne sein können. Und ich kann sagen: Sie kommen einem vor wie eine Ewigkeit.
Interview: Luca Passerini
Bild: Toshimi Ogasawara
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