Welche Serien kommen ins SRF-Programm?

«Grey’s Anatomy»: Ja. «Game of Thrones»: Nein. Rund 5000 Serien-Stunden im Jahr laufen auf den Sendern von SRF. Warum finden da gewisse Serien Platz und andere eben nicht? Heinz Schweizer, Leiter der Redaktion, welche Serien und Spielfilme bei SRF einkauft, hat uns aufgeklärt.

SRG Insider: Deine (momentane) Lieblingsserie?
Heinz Schweizer: «Babylon Berlin» – die erste Koproduktion von ARD und SKY. Das ist die teuerste Deutsche Serie aller Zeiten. Ein Krimi, der Ende der Zwanzigerjahre in Berlin spielt. Etwas vom Besten, das ich je gesehen habe.

Könntet ihr, wenn ihr wolltet, alle gewünschten Serien für SRF kaufen?
Leider nein. Viele tolle Serien werden heute entweder direkt von Streaming-Anbietern wie Netflix oder Amazon produziert oder dann exklusiv an solche Plattformen verkauft. Diese Produktionen sind für lineare Free-TV-Sender wie SRF in der Regel nicht verfügbar. Vom riesigen Output an neuen Serien, die jedes Jahr auf den Markt kommen, «landet» nur ein winziger Teil in unseren Programmen. Weil sich durch den hohen Druck der Streaming-Giganten die Produktionsqualität aber grundsätzlich erhöht hat, bleibt immer noch genügend Auswahl für unseren Einkauf.

Du sprichst Netflix und Co. an. Was für einen Einfluss haben diese Anbieter auf euer Serien-Programm?
Heute haben interessierte Zuschauer die Möglichkeit, alles zu jeder Zeit und auf unterschiedlichen Plattformen zu schauen – Stichwort: «Binge-Watching». Das merken wir – wie alle linear programmierenden Sender – seit Jahren an den sinkenden Quoten. Auf dieses veränderte Nutzungsverhalten haben wir schon früh reagiert. Zum Beispiel, indem wir Top-Serien wie «Grey’s Anatomy» oder «Chicago Fire» in Doppelfolgen zeigten. Bei «Follow the Money» haben wir alle Folgen der ersten und zweiten Staffel zuerst im Web aufgeschaltet. Zusätzlich profitieren wir inzwischen auch von der immer stärker spürbaren zeitversetzten Nutzung.

RTS hat bisher alle Staffeln von «Game of Thrones» (GoT) gezeigt. Warum war GoT nicht auch bei SRF zu sehen?
Wichtig hier zu wissen: Die Rechte für Filme und Serien werden nicht nach Ländern sondern nach Sprachregionen verkauft. SRF kann also nicht zusammen mit RTS und RSI einkaufen. Für den deutschsprachigen Raum gab es kurz nach dem Start von GoT einen Exklusiv-Deal zwischen HBO und SKY Deutschland, der diese Rechte für die deutschsprachigen Gebiete blockiert. Für unsere Kolleginnen von RTS war das ein Glücksfall, weil die Situation in Frankreich anders aussieht.

Die Rechte für Filme und Serien werden nicht nach Ländern sondern nach Sprachregionen verkauft.

Porträt von Heinz Schweizer mit Fernbedienung in der Hand
Heinz Schweizer

Was ihr an Serien zeigt, hat also sehr viel mit Rechten zu tun. Spielt da sonst noch was mit?
Mit den grossen Hollywood-Studios Disney, NBC Universal, Sony und Warner haben wir langjährige Rahmenverträge. Im Bereich Serien verpflichten wir uns dort, eine gewisse Menge «abzunehmen», also beispielsweise zwei neue Staffeln pro Jahr. Es ist dann natürlich frustrierend, wenn die neu produzierten Serien nicht gefallen oder thematisch nicht zu unserem Sender passen. Aus Erfahrung wissen wir, welche Serien für SRF funktionieren. Und welche nicht. Science-Fiction-, Horror- oder Action-Serien ziehen nicht. Romantisch-dramatische Serien funktionieren in der Regel gut: «Grey’s Anatomy», «Chicago Med» und «Chicago Fire» gehören in diese Kategorie.

Gibt es Länder, aus welchen ihr Serien bevorzugt?
Früher hatten wir sehr viele Serien aus dem amerikanischen Raum. Da uns aber immer wieder vorgeworfen wird, dass wir uns dadurch nicht gross von den privaten Sendern unterscheiden würden, konzentrieren wir uns schon seit ein paar Jahren vermehrt auf Europa und zeigen Serien wie «Downton Abbey» oder «The Missing» aus England, «Follow the Money» aus Dänemark, oder «Gomorrha» und «1992» aus Italien. Schon sehr lange zeigen wir ausserdem attraktive Krimi-Serien aus dem hohen Norden. Und im Tagesprogramm laufen sehr viele Serien aus Deutschland.

Science-Fiction-, Horror- oder Action-Serien ziehen bei SRF nicht.

Wie «spürt» ihr diese Serien auf?
Wir beobachten den internationalen Markt, besuchen Messen und Festivals, wo immer häufiger auch Serien laufen. Meistens werden uns Serien direkt von den Produzenten angeboten. Die Herausforderung besteht dann darin, zur richtigen Zeit die richtige Serie zu picken. Nicht immer ganz einfach, da wir für diese grosse Anzahl an neuen Serien im Verhältnis nur wenig Sendeplätze zur Verfügung haben. Immer Ende Mai trifft sich die Branche in Los Angeles zu den legendären Serien-Screenings.

Interview: Luca Passerini
Bild 1: SRF/NBC Studios, NBC Universal, ABC Studios/Bob D'amico
Bild 2: SRF/Oscar Alessio

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