«Kurz erklärt»: Was ist eigentlich mit den Filmrollen von früher passiert?
Hast du gewusst, dass im Jahr 1953 die allererste Sendung im Schweizer Fernsehen lief? Damals sendete die SRG an fünf Abenden pro Woche jeweils eine Stunde Programm. Aber nicht nur das war früher anders, wo doch heute ununterbrochen ein Programm über den Bildschirm flimmert. Einst wurde auch noch auf 16mm-Film aufgezeichnet. Aber was ist eigentlich mit diesen Retro-Filmrollen passiert? Wir waren gwundrig.
Nase zuhalten!
Um mehr über die Filmrollen herauszufinden, waren wir in den Katakomben des Fernsehstudios Leutschenbach – im SRF Archiv! Und lass es uns mal so sagen: da im Keller riecht es komisch. Der Grund dafür ist aber nicht, dass da unten schon lange keiner mehr gelüftet hat. Es riecht nämlich nach Essig! Und nein, es hat niemand versehentlich sein Salat-Dressing verschüttet. Der Geruch stammt von den Filmrollen. Skurill aber wahr. Denn zersetzende Filmrollen riechen nach Essig. Darum wird der Zersetzungsprozess auch Essigsyndrom (oder Essigsäuresyndrom) genannt.
Selbstzerstörung aktiviert!
Diese Zersetzung könnte man mit Masern beim Menschen vergleichen – zersetzt sich eine Filmrolle, ist sie hochgradig ansteckend für die anderen aufgerollten Bildstreifen. Nur leider gibt es keine Impfung dagegen. Eine Weise, wie dem vorgebeugt wird, ist, die einzelnen Filmrollen in separaten Metallschubladen aufzubewahren. Denn wenn sich Filmmaterial zersetzt, ist es unter Umständen für immer verloren.
Doch die Zersetzung ist nur eines der Risiken, welchen Retro-Filmrollen ausgesetzt sind. Besteht ein Film nämlich aus Nitrocellulose ist er schnell entflammbar. Ein Glück, dass im SRF Archiv keine Filmerollen aus diesem Material gelagert werden. Trotzdem könnten äussere Umstände wie eine Überschwemmung oder ein Brand im SRF-Fernsehstudio dazu führen, dass das Archiv zerstört wird. Gut, gibt es den Zivilschutz: Der übt nämlich zwei Mal pro Jahr die Evakuierung der Archivräumlichkeiten und weiss ganz genau, welches Material als erstes gerettet werden muss.
Filmrollen...
- ...sind ein Speichermedium, das bei richtiger Wartung eine enorm lange Lebensdauer hat.
- ...halten imfall länger als CD's.
- ...wurden von den 50er bis in die 80er Jahre im Schweizer Fernsehen verwendet.
- ...die im SRF Archiv gelagert wurden, sind heute praktisch alle digitalisiert.
- ...sind teuer zu digitalisieren. Im Durchschnitt kostet eine Stunde Film zu überspielen schnell mal Tausend Franken.
Übrigens: Wir haben im SRF Archiv auch noch weitere spannende Sache herausgefunden. Vor allem darüber, wie sich die ganze Archivierung in den Jahren seit dem 16mm-Film verändert hat.
Text: Aline Sloksnath
Bilder: Aline Sloksnath
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