«DOK»: Sexuelle Aufklärung – Einst und heute

Sie spricht nicht von Bienchen und Blümchen – sondern Klartext. Dr. Ruth Westheimer hat seit rund 50 Jahren eine Mission: Menschen sexuell aufklären. Als eine der Ersten brachte die heute 91-jährige Sex-Beraterin in den 80ern Tabu-Themen auf den Tisch und nutzte Wörter wie Vagina in der Öffentlichkeit. «DOK»-Filmerin Andrea Pfalzgraf hat die quirlige Sexualtherapeutin in ihrem Zuhause besucht.

Was in den 1990ern Dr. Sommer war, war in den 80er-Jahren Dr. Ruth Westheimer. Die 91-jährige Sexualtherapeutin weiss, wie es im Bett läuft. «Auf die Grösse kommt es nicht an», lautet das Motto der 1,40 Meter kleinen Frau.

Früher wie heute

Noch nie hatten Menschen jeden Alters so leicht Zugang zu sexuellen Inhalten. Man könnte meinen, heute wüssten alle alles über Sex. Aber weit gefehlt. Wer viel gesehen hat, hat noch nicht unbedingt alles verstanden. «Aufklärung ist peinlich», sagen junge Menschen. Das war in den 70er-Jahren so und so ist es noch heute.

Sexualität ist nicht zwischen dem Gürtel und den Knien. Das ist im Kopf.

Dr. Ruth Westheimer

Privat bleibt privat

Was unter der Bettdecke passierte, war bis in die 60er-Jahre Privatsache. Mit der sexuellen Revolution 1968 brach dieses Tabu. Daran beteiligt waren unter anderem Aufklärer wie Oswald Kolle und Dr. Ruth Westheimer. Sie sprachen das Wort Vagina und Orgasmus öffentlich aus und stiessen einerseits auf heftige Kritik, andererseits waren sie Wegbereiter für eine Gesundheitsprävention, die heute im Lehrplan der Volksschule verankert ist.

Onanieren Sie, das ist besser, als den ganzen Tag frustriert zu sein.

Dr. Ruth Westheimer

Emotionen pur

Aber trotz über 50 Jahren Aufklärung und Beratung: Sexualpädagogik ist bis heute ein emotional aufgeladenes Thema. War das Ziel der sexuellen Aufklärung früher vor allem, Geschlechtskrankheiten oder Teenagerschwangerschaften zu verhindern, will man heute Menschen dazu ermächtigen, mit ihrer Sexualität selbstbestimmt und angstfrei umzugehen. Das ist ein neuzeitliches Phänomen, konservative Kreise stehen diesbezüglich noch immer auf die Barrikaden.

Noch nie war das Aufklärungsangebot für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene so gross. Trotzdem ist eine generelle Unsicherheit geblieben. Sexuelle Bildung ist deshalb noch immer eine Notwendigkeit, sagt die Psychologin Caroline Fux.

Das grosse Tabu heute ist die Lust.

Caroline Fux

Schau dir jetzt den lustvollen Dokumentarfilm «Sexuelle Aufklärung – Einst und heute» an:

Möchtest du einen kleinen Einblick erhalten, wie der Dokfilm entstanden ist? Wir haben «DOK»-Filmerin Andrea Pfalzgraf über die Schultern geschaut, als sie die Dokumentation mit Dr. Ruth Westheimer gedreht hat.

Text: SRF/SRG Insider
Bild: SRF

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