«Kontext»: Reporterinnen ohne Grenzen
Die Begriffe Pressefreiheit und Meinungsfreiheit gelten vor allem in funktionierenden Demokratien als ganz selbstverständlich. Dass diese Werte heutzutage aber weltweit alles andere als offenkundig sind, thematisiert die Radiosendung «Kontext» von SRF 2 Kultur. Unsere «Junior Korrespondenten-Korrespondentin» Eva hat sich mit der Sendung etwas genauer befasst.
Meinungs- und Pressefreiheit sind für mich als Schweizer Bürgerin zwei ganz selbstverständlich geltende Werte. Ohne eine Strafe zu befürchten, kann ich frei recherchieren, meine Meinung kommunizieren und Inhalte öffentlich publizieren. Dass diese Freiheit alles andere als konventionell ist, zeigt allerdings die Jahresbilanz der Pressefreiheit, welche die Nichtregierungsorganisation «Reporter ohne Grenzen» kürzlich veröffentlichte.
Die Zahlen finde ich schockierend: Zum Jahresende 2019 sitzen weltweit 389 Journalistinnen, Journalisten und Medienschaffende wegen ihrer Arbeit in Haft. Mindestens 49 Medienschaffende wurden letztes Jahr in Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet, und weitere 57 gelten derzeit als entführt. Berücksichtigt wurden nur sorgfältig überprüfte Fälle, die Dunkelziffer dürfte demnach noch viel höher sein.
Zusätzlich erstaunlich finde ich den Fakt, dass nicht nur Krisengebiete und Länder, in denen Krieg herrscht, betroffen sind. Der Fall der maltesischen Journalistin Daphne Galizia, die zu Korruption und Geldwäsche recherchiert hat und 2017 getötet wurde, zeigt, dass die Pressefreiheit auch in der Europäischen Union zunehmend in Gefahr gerät.
Investigative Journalistinnen wie Daphne Galizia und Reporterinnen, die über Korruption, Konflikte und Kriege berichten, spielen bei der Berichterstattung vermehrt eine wichtige Rolle, sind aber grossen Risiken ausgesetzt.
Der «Kontext» zum Thema «Reporterinnen ohne Grenzen» beleuchtet diese Entwicklungen der Pressefreiheit und lässt die aus Bangladesch geflüchtete Bloggerin und Journalistin Shammi Haque und Gemma Pörzgen, Vorstandsmitglied der deutschen Sektion von «Reporter ohne Grenzen» zu Wort kommen. Ausserdem erzählt «Kontext» über die erste US-Undercover-Reporterin Nellie Bly.
Als Journalistin und Bloggerin auf einer Todesliste
Die 26-jährige Shammi Haque hat Bangladesch fluchtartig verlassen. Als Journalistin und Bloggerin äusserte sie sich zur Religionsfreiheit, zur Demokratie und zu Frauenrechten. Aufgrund ihrer kritischen Äusserungen steht sie in ihrer Heimat zusammen mit anderen Journalisten und Bloggerinnen auf einer Todesliste. Die Nichtregierungsorganisation «Reporter ohne Grenzen» hat die junge Frau darin unterstützt, sich in Sicherheit zu bringen, damit sie in Deutschland weiterarbeiten kann.
Pressefreiheit ist heute auch in Europa in Gefahr
Die Probleme, mit denen sich die Organisation «Reporter ohne Grenzen» seit Jahrzehnten befasst, kommen näher. So ist die Pressefreiheit heute auch in der europäischen Union in Gefahr. Darauf weisen die Ermordungen der maltesischen Journalistin Daphne Galizia und des slowakischen Journalisten Jan Kuciak hin. Auch nehmen rechtsradikale Übergriffe auf Medienschaffende zu. «Kontext» spricht über diese Entwicklungen mit Gemma Pörzgen, Vorstandsmitglied der deutschen Sektion der Nichtregierungsorganisation.
Erste Undercover-Reporterin: Nellie Bly
Die US-amerikanische Journalistin Nellie Bly eroberte Ende des 19. Jahrhundert das Publikum der Zeitung «New York World». Sie hatte dafür selbst beim berühmten Verleger Joseph Pulitzer angeklopft und versprochen, seinem Blatt sensationelle Reportagen zu liefern. Für ihre journalistischen Recherchen nahm sie immer wieder neue Identitäten an, um undercover die amerikanischen Arbeits- und Lebensverhältnisse zu dokumentieren. Der italienische Radiojournalist Nicola Attadio beschreibt in einer Biografie das eindrückliche Leben der Nellie Bly.
Hör dir jetzt den «Kontext» zum Thema «Reporterinnen ohne Grenzen» an:
Text: Eva Gaudenz (Quelle: SRF, Reporter ohne Grenzen)
Bild: SRG Insider/Christina Brun
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