«Sternstunde Religion»: Unorthodox
Wie ist das, wenn man seinem alten Leben den Rücken zukehrt und nicht mehr zurückblickt? Wenn der Preis für ein besseres Leben der Kontaktverlust zur Familie ist? Autorin Deborah Feldmann und Schauspieler Jeff Wildbusch kennen die Antworten: Denn beide sind aus einer ultraorthodoxen Gemeinschaft ausgebrochen. In «Sternstunde Religion» erzählen sie von ihren Geschichten und sprechen darüber, wie es ist, mit seiner Vergangenheit zu brechen.
Als 23-jährige, längst verheiratete Frau, flüchtet Deborah Feldmann zusammen mit ihrem Sohn aus der ultraorthodoxen jüdischen Satmarer-Gemeinschaft in Brooklyn, in der sie aufgewachsen ist. Eine Gesellschaft, die glaubt, der Holocaust sei eine Strafe für sündhafte Juden gewesen.
Deborah bricht aus einer Gemeinde mit strengen Regeln aus. Sie will sich ihren eigenen Weg auf dieser Welt suchen und ein neues Leben beginnen. Dafür kappte sie alle ihre Wurzeln. Doch sie muss feststellen, dass diese sie immer wieder einholen.
Vom Bestseller zur Netflixserie
In ihrer Autobiografie «Unorthodox» verarbeitet und beschreibt Deborah ihre Flucht. Und sie enthüllt, wie das Leben in diesem strengreligiösen Umfeld funktioniert. Mit allen Regeln und Ritualen. 2012 wird das Buch in den USA quasi über Nacht zum Bestseller und Deborahs Geschichte weltberühmt. Ihr zweites Buch «Überbitten» knöpft übrigens da an, wo «Unorthodox» aufhört.
Im Frühling 2020 startete Netflix mit «Unorthodox» eine gleichnamige Miniserie, deren Plot auf der Aussteigergeschichte von Deborah basiert. Das Mädchen Etsy flüchtet, genau wie Deborah, aus einer ultraorthodoxen Gemeinschaft in New York und versucht in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. SRF-Serienexperte Luca Bruno kann dir die Netflix-Serie übrigens wärmstens empfehlen.
Das spannende an der Serie ist nicht nur, dass viele der Dialoge auf Jiddisch sind, sondern auch, dass alle Schauspielerinnen und Schauspieler jüdischer Abstammung sind. Einer von ihnen ist Hauptdarsteller Jeff Wildbusch. Jeff und Deborah teilen eine ähnliche Geschichte: Sie beide sind Aussteiger.
Ich war ein sehr neugieriges Kind und habe alles hinterfragt. Ich glaube, das war zu viel für meine Eltern und die Gemeinde.
Jeff Wildbusch, Schauspieler
Mit 13 Jahren flieht Jeff aus seiner ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde. Er verlässt seine Familie und das Viertel Me’a She’arim in Jerusalem. Auf Umwegen kommt er nach Deutschland, wo er heute ein gefeierter Schauspieler ist. Doch wie war es für ihn, in dieser Serie mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert zu werden?
Über die Fänge der Vergangenheit
Jeff und Deborah haben bei Olivia Röllin in der «Sternstunde Religion» per Videoschaltung über ihre Geschichten gesprochen. Über die Welten, in denen man sich nicht zugehörig fühlt. Sie erzählen über die Vergangenheit, die sie noch heute manchmal in den Fängen hat. Und beantworten die Frage: Wie wird man, was man heute ist, wenn man an einem Zeitpunkt in seinem Leben das alte Ich einfach zurücklässt?
Schau dir jetzt die ganze Sendung an:
Text: SRG Insider (Quelle SRF Kultur «Sternstunde Religion»)
Bild: Anika Molnar/Netflix
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