Praktiblog #5: Remote Work

In der Arbeitswelt hat sich ein Trend manifestiert: Remote Work. Unser Praktikant Jan hat seinen Laptop zum Beispiel im Homeoffice angedockt. Anders sieht das bei einigen SRF-Programmschaffenden aus, die bizzli mehr technisches Equipment benötigen und deshalb nicht ganz so ortsunabhängig arbeiten können. So auch die Radiomenschen. Wie das bei denen mit den Vorsichtsmassnahmen am Arbeitsplatz klappt, hat Jan herausgefunden.

Die Post ist da!

Ich war letztens bizzli überrascht, als ich ein Couvert von der SRG in meinem Briefkasten fand: Was mag das wohl sein? Einige Treppenstufen weiter oben in meinem Zimmer, wurde das Geheimnis gelüftet: Es waren zwei Hygienemasken (für den Hin- und Rückweg zur Arbeit) und eine passende Gebrauchsanweisung. Denn seit dem 11. Mai kehren einzelne SRF- und SRG-Mitarbeitende Schritt für Schritt zurück an ihren Arbeitsplatz. Zack wurde mir klar: Jetzt beginnt die grosse Herausforderung erst! Mindestens zwei Meter Abstand halten, oft und gründlich die Hände waschen oder versetzt an Tische sitzen – diese Regeln kennen nun wohl alle, oder? Aber was es bedeutet, unter diesen Vorsichtsmassnahmen zu arbeiten, davon hatte ich keine wirkliche Vorstellung. Deshalb habe ich mich auf ins SRF-Radiostudio in Bern gemacht. Denn dort hat es einige Programmschaffende, die nach wie vor in den Studios und Büroräumlichkeiten an der Schwarztorstrasse unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen ihrer Arbeit nachgehen. Unter anderen auch Philip Meyer, den ich bizzli übers Radiomachen in der Corona-Zeit ausgequetscht habe.

Der Chef vom Dienst

Philip Meyer ist seit über 10 Jahren bei Radio SRF und etwas mehr als doppelt so lange als Journalist tätig. Ich habe ihn im Radiostudio in Bern getroffen (Yes! ÖV entlastet: check!). Das Gute ist nämlich: Er ist nicht nur CvD (Chef vom Dienst – ja, das heisst effektiv so) sondern auch Wirtschaftsredaktor und kann darum gleich aus mehreren Perspektiven Auskunft über das «Radiomachen mit Mundschutz» geben. CvD? Ja was macht denn Philip da eigentlich genau? Philip erklärts dir gleich selbst:

Bei Philip laufen also alle Fäden zusammen. Er ist sowas wie die «Schaltzentrale», die organisiert, welche Beiträge zu welcher Zeit wo zu hören sind. Als Wirtschaftsredaktor ist er zudem selbst als Journalist tätig.

Bei uns im Studio sind im Moment eigentlich nur noch die Leute, die es braucht, um direkt auf den Sender zu gehen.

Philip Meyer, Chef vom Dienst Radio SRF

Dazu gehört er als CvD genauso, wie Nachrichtensprecherinnen, Moderatoren, Produzentinnen (die stellen eine Sendung zusammen und sind verantwortlich, dass alles glatt läuft) oder Audiotechniker (die haben alles Technische im Griff). Nur ganz langsam wird die Anzahl Leute am Arbeitsplatz wieder erhöht. Spoiler: Da gibt’s ganz schön viele neue Dinge, auf die man achten muss!

DIY-Homestudio

Im Moment tragen alle Mitarbeitenden von Radio SRF einen Mundschutz – auch ich hatte beim Interview somit meine Masken-Premiere. Die Grossraumbüro-Arbeitsplätze sind so eingerichtet, dass der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden kann und die Radiostudios werden vor und nach der Sendung jeweils desinfiziert (vor allem der Spuckschutz, also das runde «Sieb» vor dem Mikro, wird dabei ordentlich gereinigt). Überall im Gebäude stehen dazu Flaschen mit Desinfektionsmittel. Disziplin und Vorsicht sind gefordert, nur Schritt für Schritt werden die Massnahmen bei SRF gelockert. Zum Beispiel werden demnächst Plexiglasscheiben in den Radiostudios installiert, damit sich vielleicht bald wieder Interviewpartnerinnen und Interviewpartner vor Ort einfinden können. Die waren dort nämlich seit einigen Wochen nicht mehr anzutreffen. Nach wie vor sind aber nur die wenigsten Mitarbeitenden effektiv im Büro – sogar noch weniger als 20 Prozent. Denn das allermeiste, wie recherchieren oder Beiträge vorbereiten, könne problemlos von zuhause aus erledigt werden, meint Philip. Etwas schwieriger gestalte sich das Aufnehmen von Radiobeiträgen aus dem Homeoffice. Aber Philip hat da einige Tipps parat.

Extrem viel Blödsinn

Immer mehr konventionelle Arbeitsabläufe werden hinterfragt: Telefon-Interviews können zum Beispiel auch via Skype gemacht werden, was oftmals zu einer besseren Sprachqualität führe, als über das Handy. Oder: Es werden neue Wege entdeckt, wie man die Informationen aufbereitet. Besonders stolz ist Philip darum auf den Podcast «Corona kompakt», der in rund 15 Minuten das Wesentliche der News zum Thema «Corona» für die Menschen zusammenfasst: «Lässig, dass das so geklappt hat. Wir haben es zudem geschafft, dass das Projekt als täglicher News-Podcast in die Normalität überführt wurde». Klingt cool, oder? Der neue Podcast nennt sich übrigens «News Plus» und ist nicht mehr monothematisch. Mich freut es zu sehen, dass diese schwierige Zeit auch nachhaltige Chancen zu bieten hat. Auf der anderen Seite werden andere Arbeiten noch wichtiger als vorher: Der Faktencheck zum Beispiel! «Denn auf Social Media wird gerade in dieser Zeit extrem viel Blödsinn erzählt», sagt Philip. Was wissen wir? Was wissen wir nicht? Woher stammt die Information? Alles Fragen, die wir uns beim Lesen eines Artikels oder beim Ansehen eines Videos stellen sollten. SRF News bietet immer wieder verschiedene «Faktenchecks» an. So sieht das dann zum Beispiel aus.

Ganz im Zeichen von «look at the bright side of life»: Gibt es denn auch etwas, das Philip bei seiner Arbeit im Moment besser gefällt?

Philip hat mir einen enorm spannenden Einblick in das «Arbeiten mit Maske» gegeben, welcher mich auch etwas wehmütig gemacht hat: Ich freue mich extrem, auch bald wieder einige Tage in der Woche im Office verbringen zu können.

Und zum Schluss sei noch eins gesagt:

Text: Jan Müller
Bild: SRG Insider

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