Praktiblog #7: Wiä findsch?
Mal mit den Macherinnen und Machern einer SRF-Webserie diskutieren? Das machen die Publikumsrätinnen und Publikumsräte der SRG Deutschschweiz immer mal wieder. Aber nicht einfach, weil das alles Gwundernasen sind – sondern um das SRF-Angebot zu beurteilen. So haben sie es auch mit der Webserie «Nr. 47» gemacht. Unser Praktikant Jan war beim letzten Feedback-Call mit von der Partie.
Auf die Finger schauen
Einmal pro Monat schaut der Publikumsrat den Programmschaffenden auf die Finger und gibt konstruktives Feedback zu ausgewählten TV-, Radio- oder Onlineformaten ab. Und für einmal darf ich nun den jungen Publikumsrätinnen und Publikumsräten auf die Finger schauen. Oder besser gesagt: sie bei ihrer Beobachtungs-Besprechung beobachten. Ich habe mich nämlich in die Videokonferenz eingeklinkt, um einige Insights abzustauben. Über die beobachtete Serie «Nr. 47» wie auch den Publikumsrat.
Ein alter Bekannter
Normalerweise trifft sich der Publikumsrat in einem Sitzungszimmer bei SRF, um mit den Programmschaffenden über die Ergebnisse ihrer Beobachtung zu diskutieren. Aber in Zeiten von Corona sind sie umgeswitcht und tauschen sich nun bei einem «Zoom»-Call untereinander aus. Ich sehe sechs Gesichter, welche sich gleich zu Beginn alle vorstellen.
Désirée, Donika, Martina, Muriel und Luca sind alles junge Vertreterinnen und Vertreter von diesem derzeit 24-köpfigen Qualitätssicherungsorgan (was 1 Wort) der SRG Deutschschweiz. Pssst, Luca war übrigens auch mal Praktikant bei SRG Insider und wir haben seinen Einstand als Publikumsrat Anfang Jahr mit einem Video abgefeiert.
Luca hat in der Videokonferenz auch etwas abgefeiert – nämlich alle vier Staffeln der Webserie «Nr. 47»:
Vom Binge-Faktor und den Bildern her, hat es mich sehr an Netflix-Serien erinnert.
Luca Passerini, Publikumsrat
Auf dem falschen Fuss
Bei dieser Beobachtung geht es um die vierte Staffel der fiktionalen SRF-Serie. Diese dreht sich um die 22-jährige Sophie, die ihr Leben in vollen Zügen geniesst. Dann der Schock: Sie erkrankt an Hautkrebs. Eine emotionale Achterbahnfahrt beginnt. Die vierte Staffel ist mega aufwühlend und geht einem nahe – das finde nicht nur ich, sondern auch die Publikumsrätinnen und Publikumsräte. Für Martina beispielsweise, kam dieses emotionale Thema sehr überraschend. Adi kann das absolut nachvollziehen:
Wenn man sich auf einen Abend mit Unterhaltung einstellt, ist es verständlich, dass man auf dem falschen Fuss erwischt wird.
Adrian Spring, Drehbuchautor und Produzent «Nr. 47»
Adi hat sich in den letzten drei Jahren sehr intensiv mit dem Inhalt der Serie auseinandergesetzt. Er ist nämlich der Erfinder und Drehbuchautor von «Nr. 47», welcher sich im Videocall der Kritik und auch den Lobeshymnen der Publikumsrätinnen und Publikumsräte stellt. Es werden Szenen analysiert, über Lieblingscharaktere diskutiert, die Themenwahl eingeordnet, über die Machart gesprochen und auch bizzli in Erinnerungen geschwelgt. Denn mit der vierten Staffel hat die Webserie von SRF Virus ihren Abschluss gefunden.
Düsteres Thema, dunkle Bilder
Die vierte Staffel ist ganz schön düster und traurig ausgefallen. Aber es sind alle der Meinung, dass die Serie insgesamt echt cool produziert wurde. Trotz einigen sehr dunklen Bildern, seien auch epische Shots dabei. Désirée hat beispielsweise grossen Gefallen an den Wanderszenen in der vierten Staffel gefunden, welche übrigens im Glarnerland gedreht wurden. Die Szenen im Club hingegen waren für die Augen der Publikumsrätinnen und Publikumsräte aufgrund der reduzierten Lichtverhältnisse etwas anstrengend. Vor allem auch, wenn die Folgen auf einem kleinen Bildschirm wie dem Smartphone geguckt werden – es handelt sich ja um eine Serie, welche für den Onlinebereich produziert wurde. Über die Distribution der Serie hätte ich persönlich gerne noch mehr erfahren – schliesslich ist diese ja «Web only» – aber im Videocall wird bereits das nächste Thema angeschnitten.
Aus Hochdeutsch wird Mundart
Bei mir stellt sich sofort das «Fremdschäm-Gefühl» ein, wenn ich merke, dass in Filmen oder Serien Mundart-Dialoge unnatürlich wirken: «Chasch no dr Drucker repariere?» statt «Chasch no dr Drucker flicke?» zum Beispiel. Wenn Berndeutsch, dann richtig. So findet es auch Publikumsrätin Donika mega erfrischend, bei «Nr. 47» verschiedene Dialekte zu hören. Und auch Désirée windet den Macherinnen und Machern ein Kränzchen, dass sie nicht davor zurückgeschreckt sind, auch mal Kraftausdrücke zu brauchen. Adi verrät dann auch, weshalb die Dialoge in der Serie so echt wirken:
Ich schreibe auf Hochdeutsch und lasse die Schauspielerinnen und Schauspieler diese Stellen dann in ihrer eigenen Sprache interpretieren.
Adrian Spring, Drehbuchautor und Produzent «Nr. 47»
Dabei ist natürlich wichtig, dass der Inhalt gleich bleibt. Manchmal sei diese «Übersetzung» auch erst auf dem Set passiert. Der Publikumsrat ist sich einig: Das Schweizerdeutsche schafft Nähe zu den Protagonistinnen und Protagonisten der Serie und verleiht der Serie mehr Authentizität.
Newcomer vor und hinter den Kulissen
«Nr. 47» ist eine Serie von jungen Menschen für junge Menschen. Oder man könnte auch sagen: Aus der Schweiz für die Schweiz. Hast du gewusst, dass alle Beteiligten nicht älter als 30 Jahre alt und vielfach sogar Newcomer in der Szene sind? Passend zum Cast und der Crew sind in der Webserie auch Soundtracks von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern vertreten, die noch auf den grossen Durchbruch warten. Wenn du dir selbst ein Bild der Serie machen möchtest, kannst du dir diese online noch reinziehen. Aber Achtung: Halte unbedingt ein paar Nastüechli parat!
Zur vierten Staffel von «Nr. 47»
Text: Jan Müller
Titelbild: SRG Insider
Portraits Publikumsrat: SRF/Oscar Alessio
Portrait Drehbuchautor: SRF/Naomi Salome
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