Praktiblog #8: Ausspioniert

Eine Geschichte, grösser als die Fantasie: #CryptoLeaks. Es handelt sich dabei um eine der wahrscheinlich wichtigsten Geheimdienstoperationen unserer Zeit, über welche das Rechercheteam der «Rundschau» da Anfang des Jahres gestolpert ist. Doch dann kam Corona und das Thema verschwand vom Radar. Unser Praktikant Jan hat deshalb nochmals in dieser Enthüllungsgeschichte der Superlative herumgeschnüffelt.

Verdeckte Ermittlungen

Es hätte das grosse Ding in diesem Jahr bei SRF sein sollen: #CryptoLeaks! So eine Enthüllungsgeschichte deckt man als Journalistin oder Journalist nämlich nicht alle Tage auf. Unter normalen Umständen wäre diese auch noch lange in den Medien nachgehallt – doch dann wurde das Thema durch Corona verdrängt.

Aber beginnen wir mal von vorne: Du checkst weder «Crypto» noch «Leaks»? Dann stell dir vor, du befindest dich in einem hochspannenden Spionage-Krimi.

Darum geht's

70 Jahre lang verkaufte die Schweizer Firma «Crypto AG» abhörbare Chiffriergeräte (die Dinger, mit denen man eigentlich Nachrichten verschlüsseln will) an die Regierungen von über 100 Ländern. Was ganz lange niemand wusste: Die «Crypto AG» gehörte dem Geheimdienst der USA (CIA) und eine gewisse Zeit auch dem deutschen Geheimdienst (BND). Beide konnten dann ganz bequem die Käufer dieser Chiffriergeräte (also die Regierungen anderer Länder) abhören und so wichtige Informationen sammeln. Diese waren dann zum Beispiel in politischen oder wirtschaftlichen Verhandlungen ein krasser Vorteil. Echt gruselig! Aufgedeckt hat diesen Skandal eine gemeinsame Recherche der «Rundschau», des ZDF und der Washington Post.

Journalistische Meisterleistung

Als ich zum ersten Mal von #CryptoLeaks hörte, war ich gleich Feuer und Flamme! Wenige Klicks später war ich am Online-Kurs der SRG Zürich Schaffhausen zum Thema Investigativjournalismus angemeldet – mit zwei «Special Guests»: Res Strehle und Fiona Endres waren massgeblich an den #CryptoLeaks-Enthüllungen beteiligt. Journalist Res Strehle war schon vor über 25 Jahren ziemlich hartnäckig an der Story dran und gab 1994 ein Buch über den damaligen Verkäufer der Crypto AG heraus.

Ein Fall, grösser als meine Fantasie!

Res Strehle, Journalist und Präsident der Schweizer Journalistenschule MAZ

Danach drangen immer wieder Informationen und Gerüchte an die Öffentlichkeit. Doch erst die Enthüllungen der Rundschau im Februar, für welche unter anderem SRF-Journalistin Fiona Endres ein halbes Jahr recherchiert hatte, machten das ganze Ausmass des Skandals publik.

Möchtest du mehr über die Hintergründe der Recherche erfahren?

Dann zieh dir das Video von unseren Gspändli von SRF Forward rein:

Durchhaltewille und Beharrlichkeit

Durchhaltewille und Beharrlichkeit sind also bei den Journalistinnen und Journalisten gefragt, um sich im Dschungel aus Informationen und Falschmeldungen nicht zu verirren. Res erzählt dann auch, dass sich befragte Menschen oftmals falsch erinnern oder nur an das, was sie auch wollen. Deshalb sei es dringend nötig, zu recherchieren, ob das Gesagte auch stimmt! Echt viel Arbeit, wenn ich mir das so überlege. Schon klar, ist Investigativjournalismus sowas wie die Königsdisziplin in der Berichterstattung.

Brisante Geschichten

Aber es muss doch unglaublich schwierig sein, überhaupt erst an solche brisanten Geschichten aus Politik oder Wirtschaft zu gelangen? Schliesslich will ja meistens niemand von den involvierten Personen, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Eine Möglichkeit, wie eine Redaktion an solche Storys gelangt, ist mittels Investigativ-Box. Dort können sich Menschen direkt und anonym mit einem Missstand bei SRF melden. Das alleroberste Gebot hier ist der Quellenschutz. Schliesslich soll niemandem die Kündigung drohen oder gar Schlimmeres. Fiona arbeitet daher von Zeit zu Zeit auch mit dem Messagedienst «Threema», um sogenannte Whistleblower zu schützen. Die Nachrichten werden dort verschlüsselt übermittelt, also super safe.

Werde ich verfolgt?

Nicht immer erfolgt der Kontakt mit den Informantinnen und Informanten aber nur auf elektronischem Weg. Und ich habe mich gefragt: Ist das nicht mega riskant? Oder fühlt man sich da als Journalistin oder Journalist auch mal ernsthaft bedroht? Res sagt ganz klar, dass wir in der Schweiz in einer privilegierten Lage sind und Medienschaffende nicht um ihr Leben fürchten müssen. Trotzdem, Fiona hat auch schon mal nach einem Informanten-Gespräch in einem Café unter ihr Auto geschaut, um zu checken, ob da wirklich keine Bombe platziert ist. Natürlich sei das aber albern gewesen, reicht sie nach. Wer mit vollem Elan an einer solch grossen Story recherchiert, hat wohl schnell das Gefühl, wirklich Teil eines Agenten-Krimis zu sein!

Wenn du noch tiefer in diese unheimliche Story eintauchen willst, dann schau dir die ganze Sondersendung der «Rundschau» an:

Text: Jan Müller
Bild: SRG Insider

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