Praktiblog #10: Ab die Post!
Während seines Insider-Praktikums bekommt Jan regelmässig Post von der SRG – nein, nicht nur Gesichtsmasken, sondern auch das Mitgliedermagazin LINK. Grund genug, um mal bizzli Print-Luft zu schnuppern und herauszufinden, wie denn so ein LINK-Artikel entsteht: Vom Artikelbild bis zum Interview. Praktikant Jan hat die Macherinnen und Macher begleitet.
Post von der SRG
Fünf Mal pro Jahr erscheint das LINK-Magazin in gedruckter Form. Darin enthalten: Verschiedenste Geschichten aus der Medienwelt und dem SRG-Universum. Aus gut unterrichteten Quellen weiss ich, dass es in der nächsten Ausgabe, die Mitte September erscheint, auch um Investigativjournalismus geht. Unter anderem gibt’s ein Porträt über die Investigativjournalistin Fiona Endres. Sie arbeitet seit 2017 bei der «Rundschau», dem Politmagazin von SRF und war massgeblich an der Geheimdienststory «CryptoLeaks» beteiligt. Damit habe ich mich übrigens bereits bei meinem Praktiblog #8 befasst.
Mehr als «nur» Text
Bis der LINK-Artikel über Fiona fixfertig gedruckt in den Briefkästen landet, wird bei einem Fotoshooting das passende Titelbild geshootet. Welches ist die passende Location? Welche Kleidung sollte Fiona optimalerweise tragen? Und wie ist das optimale Vorgehen beim Schreiben eines Porträts? Welche Tipps gibt es für ein Interview? Fotograf Mirco Rederlechner und Autorin Miriam Suter konnten mir meine Fragen beantworten.
Step 1: Fotoshooting auf den Tramschienen
Mirco Rederlechner ist freischaffender Fotograf aus Zürich und wurde damit beauftragt, ein Fotoshooting mit Fiona durchzuführen. «Das Ziel sind eigentlich nur zwei Bilder», meint er, als wir uns beim Escher-Wyss-Platz treffen. Es ist übrigens kein Zufall, dass wir uns in dieser Gegend verabredet haben: Mirco kennt die Umgebung nämlich relativ gut, sie liegt zentral, bietet in kurzer Gehzeit verschiedene Fotospots und nicht zuletzt, passt sie auch zu den Vorgaben der LINK-Redaktion. Diese hat Mirco Beispielbilder gezeigt, in welche Richtung die Fotos gehen sollten: «Urban», «Globalisierung» oder «vernetzt» wären da treffende Schlagwörter. Auch punkto Outfit hat Mirco Fiona bizzli beraten: Typgerecht und authentisch soll es sein und optimalerweise etwas Farbe ins triste Grau der Betonbrücke bringen. Betonbrücke?! Yes – fotografiert wird nämlich unter der Hardbrücke mitten auf den Tramschienen! Kurzerhand werde ich vom Insider-Praktikanten zum «Tram-Warner» umfunktioniert. Mirco ist während des Shootings mega in seinem Element: Er gibt Anweisungen, fotografiert Fiona gehend für etwas mehr Dynamik im Foto und ist voll konzentriert. Noch vor Ort zeigt mir Mirco seine Foto-Favourites. Entscheiden, welche Bilder genommen werden, wird allerdings die LINK-Redaktion.
Step 2: Interview und Kaffee
Das Herzstück des Artikels ist natürlich der Text selbst, welcher aus der Feder von Miriam Suter stammt. Sie ist freischaffende Journalistin und haut fürs LINK-Magazin regelmässig in die Tasten. Miriam trifft sich im Zürcher Kaffee «Sphères» zum Interview mit Fiona. 75 Minuten unterhalten sich die beiden, schlussendlich wird der Artikel 9000 Zeichen lang – da wird mir bewusst, wie viele spannende Infos aus Platzgründen leider gar nicht erst den Weg ins LINK finden. Gleich zu Beginn des Interviews stellt Miriam klar, dass das Porträt eine «Teamarbeit» sein soll. Dass beide Journalistinnen sind, erleichtert das Interview – sowohl Fiona als auch Miriam kennen sich nämlich mit der Materie Investigativjournalismus aus. Miriam zeichnet das Gespräch auf, so kann sie später die Infos nochmals nachhören oder Zitate auch wirklich korrekt im Text wiedergeben. «Mir hat eine Kollegin mal einen guten Tipp gegeben: Nichts aufnehmen und nach dem Gespräch im Zug in Stichworten alles aufschreiben, was einem grad nach dem Gespräch noch frisch in Erinnerung ist», rät mir Miriam. Und wie geht sie beim Interviewen vor? Sie hat immer eine gewisse Reihenfolge der Fragen vorbereitet, die nach Themenblöcken gegliedert ist. Je nach Gesprächsverlauf kann sie aber spontan zwischen den Themen switchen. «Wenn ich das Gefühl habe, ich habe genug Material, dann ist das Ziel erreicht. Mittlerweile habe ich dafür ein ganz gutes Gespür entwickelt».
So ist das Interview dann auch schneller zu Ende als mir lieb ist. Gerne hätte ich den beiden Expertinnen noch etwas weiter beim Fachsimpeln zugehört. Aber zum Glück habe ich ja bald wieder Post von der SRG im Briefkasten und kann das Porträt über Fiona Endres in aller Ruhe lesen!
Text: Jan Müller
Bild: SRG Insider
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