«Nachgefragt»: Wie ist die Musik für «Metta da fein» entstanden?

Unzählige Notenblätter, ganz viel musikalisches Flair und 20 Stunden Aufnahmen mit 23 Bandmitgliedern hat's für die Filmmusik von «Metta da fein» gebraucht. Doch wie ist dieser Sound eigentlich genau entstanden? Unsere Gspändli von RTR haben die Komponistin Carmen Nuñez bei den Sessions im Tonstudio einen Tag lang begleitet und für uns nachgefragt.

Vor der Glasscheibe steht ein grosses Mischpult mit ganz viele Knöpfen und Reglern, dahinter hat sich im Aufnahmeraum eine sechsköpfige Band eingerichtet. Auf dem Regiestuhl hat Carmen Nuñez Platz genommen und schmettert Sätze durch den Raum wie: «Machen wir das Crescendo noch etwas heftiger, damit wir auf Takt 7 fett da sind!» oder «Achte darauf, dass es schön chromatisch nach oben geht!» und «Ich hab dir da das Staccato nicht reingeschrieben, aber schau darauf, dass es nicht zu fest abgehackt tönt!». Da muss man schon bizzli ein Musik-Nerd sein, um das zu verstehen, gell?

Eine feste Dynamik

Carmen ist für die Mucke bei der RTR-Serie «Metta da fein» verantwortlich. Mit den beiden Drehbuchautoren und Regisseuren tauscht sie sich schon seit der Drehbuchphase fleissig aus und sie haben sich im Ping-Pong-Verfahren immer mal wieder Inputs zugeschickt. Kennengelernt hat sich das Trio an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Carmen studiert dort im 7. Semester «Komposition für Film, Theater und Medien». Die Musikkomposition für «Metta da fein» ist das Abschlussprojekt für ihren Bachelor.

So Piano bis Forte? Nope, Mezzo-Forte!

Während dem Studium ist Carmen mit allen möglichen Musikrichtungen in Kontakt gekommen: «Es ist eine wichtige Eigenschaft, dass du dich für das ganze Musikspektrum interessieren kannst und immer up-to-date bist – auch wenn dir die Stilrichtung nicht unbedingt gefällt.» Nur so könne man das Feeling entwickeln und andere Leute das so spielen lassen, was man im Schlussklang erreichen möchte, ist sich Carmen sicher. Manchmal falle es ihr bei den Anweisungen an die Musiker aber noch schwer, sich entsprechend auszudrücken, gesteht sie.

Musik in Worte zu fassen ist sowieso eine Kunst für sich!

Carmen Nuñez, Musikkomponistin

Bei dieser Session jammen ein Keyboarder, ein Drummer, ein Akustikgitarrist, zwei E-Gitarristen und ein E-Bassist unter der Anleitung von Carmen – übrigens auch alles ZHdK-Studenten. In dieser Konstellation haben die sechs Jungs aber noch nie zusammen gespielt. «Es ist bemerkenswert, wie schnell sich alle gefunden haben», zeigt sich Carmen happy. Sie selber spielt übrigens Saxophon in einer Jazzband – und weiss daher, wovon sie spricht.

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35 verschiedene Cues

24 Minuten Musik, verteilt auf vier Episoden, hat Carmen für «Metta da fein» komponiert. Manche Stücke dauern aber nur wenige Sekunden – diese reichen aber bereits aus, um die Stimmung abzufangen.

Ich habe mich auf die Suche nach Klängen gemacht, welche die Atmosphäre füllen können.

Carmen Nuñez, Musikkomponistin

Für die Serie hat sie vor allem mit Reggae und Ska-Rhythmen gearbeitet. Damit die Band eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie das Ganze bei den Aufnahmen daherkommen sollte, hat sie den Musikern vorab einige Demos zukommen lassen.

Ein richtiger Swing!

Die einzelnen Stücke werden nicht chronologisch aufgezeichnet, sondern nach Besetzung. Zuerst kommen jene an die Reihe, bei welchen alle Bandmitglieder involviert sind. Bei der Session fühlt Carmen den Takt mit ihrem Leuchtmarker in der Hand voll mit und starrt auf das Notenblatt vor sich, als ob es ein mega spannender Krimi wäre. Dazwischen gibt sie übers Regiemikrofon Anweisungen in den Bandraum hinter der Glasscheibe.

Kannst du da noch etwas mehr verzerren? Das wär ganz cool!

Carmen Nuñez, Musikkomponistin

Zeitgleich läuft in der Tonregie ein Ausschnitt aus der ersten Folge auf dem Bildschirm. Neben Carmen zeichnet Tonmeister Jakob Schneider die Session auf und wird ihr dann auch bei der Abmischung des Sounds behilflich sein. Für die Aufnahmen haben die beiden insgesamt etwa 20 Stunden im Tonstudio verbracht.

Ich hoffe, dass die Leute nicht abgelenkt werden durch die Musik, wenn sie sich die Serie anschauen. Sondern dass sie auf einer zweiten Ebene mit dem Ohr noch dabei sind.

Carmen Nuñez, Musikkomponistin

Die Aufnahmen mit elf Chorsänger/innen und einem Dirigenten, einem Hackbrettspieler, einem Hornquartett und einem Organisten sind bereits im Kasten. Einige Sounds hat Carmen zudem vorab virtuell selber eingespielt.

Wie das Ganze klingt, kannst du dir jetzt auf Play Suisse anhören – oder noch besser: anschauen!

Text: SRG Insider
Bild: Screenshot RTR

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