Drehbücher, Serien und Aliens: Das war der «SRF Writer's Day 2021»

Eine gute Idee ergibt noch lange kein gutes Drehbuch. Drum überleben auch nicht alle guten Serienkonzepte den langen Weg bis zur Ausstrahlung. Wie es eben doch gelingt, darüber haben Expert:innen aus der Filmwelt und die Serienredaktion von SRF am «SRF Writer's Day» diskutiert. Wir waren mit dabei und haben den Macherinnen und Machern bizzli in die Karten geschaut.

Was macht ein gutes Serienkonzept eigentlich aus? Und wie schafft es ein Skript überhaupt bis zur Ausstrahlung?

Wer könnte diese Fragen besser beantworten als die Macherinnen und Macher eines Drehbuchs? Eben. Wir warem drum am «SRF Writer's Day» dabei und haben einige spannende Inputs der anwesenden Expert:innen für dich zusammengefasst.

Mats Frey | «How to sell Drugs online (fast)»

Die Arbeit für ein Drehbuch fängt schon vor dem Schreiben an. Nämlich dann, wenn man sein Thema in einem Pitch präsentiert. Dass es dazu oft gar nicht viel mehr als eine gute Idee braucht, erklärt «How to Sell Drugs Online (Fast)»-Autor Mats Frey mit seinem Lieblings-Pitch-Beispiel aus Hollywood:

«Ich habe mal eine Story gehört von den Leuten, die ‹Alien› gemacht haben. Die sind in den Pitch-Raum rein und haben einfach ‹Jaws... in Space› auf ein Whiteboard geschrieben. Also quasi ‹Der weisse Hai... im Weltraum›. Und der ganze Raum so: ‹Das klingt unglaublich, hier sind 50 Millionen!›»

Das Beispiel ist zwar mit einer guten Portion Humor zu verstehen. Es zeigt jedoch auf, was auch die anderen Autor:innen bestätigen: Zentral für eine Serie sind Figuren, die irgendwelche Probleme oder Konflikte haben, die man als Zuschauer:in nachvollziehen kann.

Simone Schmid | «Der Bestatter»

Damit es mit dem Pitch klappt, ist aber auch Durchhaltewillen gefragt. Denn nur ein sehr kleiner Teil der Drehbücher kann im Endeffekt produziert werden. Dass ein «Nein» nicht automatisch das Ende einer Idee ist, weiss zum Beispiel auch die Autorin von «Der Bestatter», Simone Schmid:

«Ich habe so viele Ideen, die da so rumschwirren. Wenn es eine Absage gibt, ist es nicht so, dass die Idee dann weg ist. Die Dinge, die einem wichtig sind, bleiben. Irgendwann kommen sie wieder und hoffentlich gibt es dann eine Gelegenheit zur Umsetzung.»

Sie ist überzeugt, dass es sich lohnt, Ideen nicht aufzugeben, um sie dann später zu verwirklichen. Auch wenn das dann in anderer Form ist, als zuerst geplant: «Es muss nicht immer eine Serie sein, es kann zum Beispiel auch ein Roman werden.»

Marianne Wendt | «Eden», «Neumatt»

Hat man die Pitch-Hürde einmal überwunden, gilt es, sich an die Planung zu machen. Gerade bei einer Serie ist für die Autor:innen sehr interessant, dass sie horizontal erzählen dürfen. Das bedeutet, dass sie eine Thematik über mehrere Folgen abhandeln können. Dies erlaubt es den Expert:innen, eine Welt deutlich genauer zu betrachten, als zum Beispiel in einem Spielfilm. Bei der Erarbeitung von «Neumatt» begeisterte genau diese Challenge die Headautorin, Marianne Wendt.

«Dieses differenzierte Hinschauen und in die Breite gehen, das ist totaler Luxus. Es ist eine Chance, gesellschaftliche Themen auf eine komplexere Art und Weise zu beleuchten, als das bisher möglich war. Plötzlich können wir alle diese Aspekte beleuchten, zusätzlich zu dem Emotionalen. Das finde ich unglaublich attraktiv.»

So war es zum Beispiel möglich, in «Neumatt» mehrere Aspekte der Schweizer Gesellschaft genauer anzuschauen: Auf der einen Seite ist es eine Familiengeschichte, die berührend sein soll und bei der man mitgeht. Auf der anderen Seite handelt es sich dabei aber auch um eine Erzählung über die moderne Landwirtschaft und ihre Problematiken.

Bettina Alber | SRF-Serienchefin

Ziel ist es natürlich, dass eine Serie dann möglichst lange läuft. Damit eine Geschichte langfristig funktioniert, muss sie einige Kriterien erfüllen. Für SRF-Serienchefin Bettina Alber ist vor allem der Schwerpunkt der Geschichte ausschlaggebend.

«Eine Geschichte braucht einen Motor. Das Herz der Geschichte muss in jeder einzelnen Figur schlagen. Im Idealfall ist das eben eine Frage. Eine, die nicht so einfach zu lösen ist. Das kann auch ein sehr komplexes Themenfeld sein. Es ist ein bisschen wie bei einem Sandkasten, bei dem man hier und da etwas aufbaut und wieder einreisst.»

Was es für sie sonst noch braucht: «Ich will eintauchen in eine Welt. Ich will Figuren sehen und Beziehungen miterleben. Ich möchte, dass es in mir etwas zum klingen bringt und dass es mich berührt und zum nachdenken bringt.» Damit eine Serie also langfristig überleben kann, braucht es starke Persönlichkeiten.

Béla Batthyany | «Wilder»

Damit diese Persönlichkeiten zum Tragen kommen, ist laut Béla Batthyany auch ab und zu der Einsatz von Drehbuchautor:innen am Set gefragt. So kann es vorkommen, dass sie zur Unterstützung der Regie direkt mit Schauspieler:innen zusammenarbeiten.

«Wenn die Regie kurz vor der Leseprobe in vielen anderen Entscheidungen und Prozessen steckt, macht es Sinn, dass dann auch ein Autor am Set mit dabei ist. Das ist jemand, der von Anfang an involviert ist und die Qualität des Stoffs und der Dialoge kennt. Dadurch kann man unterstützen und den Schauspielenden etwas mitgeben, das sie vielleicht noch nicht sehen.»

Die Aufgaben von Drehbuchautor:innen sind also sehr verschieden und vielfältig. Ihre Arbeit besteht nicht nur aus dem Abliefern von Geschichten in Drehbuchform: «Bei den lang laufenden Serien ist es so, dass ich sehe, wie die Schauspieler:innen am Set arbeiten. Das wirkt dann wieder zurück auf das, was ich für die nächste Staffel schreibe. Es ist also eine permanente Wechselwirkung», erzählt «Neumatt»-Autorin Marianne Wendt.

Du willst noch weitere Insights zum Drehbuch der SRF-Serie «Neumatt»? Here we go!

Text: Dennis Frick
Bild: SRF/Oscar Alessio

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