Wie aus einer «Zimprässin» eine Radio-Moderatorin wird
Ihr Traumberuf als Kind? «Zimprässin»! Heute moderiert Rebecca Villiger diverse Sendungen auf Radio SRF 3, unter anderem «Sounds!» und den «SRF 3 Festivalsommer». Auf SRG Insider verrät sie, wie sie zum Radio gekommen ist und was ihr persönliches Festival-Highlight war.
SRG Insider: Rebecca, wolltest du schon immer Radiomoderatorin werden?
Rebecca Villiger: Ich glaube nicht. Als Kind will man ja eher Prinzessin («Zimprässin») oder Krankenschwester werden. Das war bei mir auf jeden Fall so, ich komme auch aus einer Ärzte-Familie. Die Medien haben mich aber schon sehr früh interessiert. Ich habe bereits als Kind zuhause Radio und Fernsehen gespielt.
Wie bist du schlussendlich zum Radio gekommen?
Schon in der Kanti haben mir meine Lehrer gesagt, dass ich mit meiner Stimme zum Radio gehen müsste. Nach meiner Matur fiel mir per Zufall die Ausschreibung für ein Praktikum beim Radiosender Kanal K in Aarau in die Hände. Weil ich gerade ein halbes Jahr frei hatte, bevor mein Studium begann, habe ich dann dort meine ersten fünf Monate Radio gemacht. Kanal K ist ein alternativer Radiosender ohne festangestellte Mitarbeiter. Wir waren damals sechs Praktikanten, die sich dort austoben durften. Ich habe diese Zeit als sehr cool und lehrreich in Erinnerung. Und so hat «Radiomachen» bei mir begonnen.
Und wie war dein Weg zu SRF 3?
Während meinem Soziologie-Studium habe ich zu Beginn an den Wochenenden bei Kanal K gearbeitet und später dann das zweijährige Ausbildungsprogramm bei Toxic FM absolviert. Damals habe ich in Basel gewohnt und studiert und bin zweimal pro Woche drei Stunden mit dem Zug nach St.Gallen zu Toxic gefahren. Danach habe ich mich bei SRF Virus beworben und den Rest meines Studiums dort gearbeitet – manchmal bis zu 80 Prozent. Deswegen hat sich mein Studium auch ein wenig in die Länge gezogen. Aber Radio ist eine grosse Leidenschaft von mir und die Arbeit hat mir so viel Spass gemacht, dass es mir das wert war. Zeitgleich mit meinem Studienabschluss habe ich schliesslich von SRF 3 ein Stellenangebot erhalten und bin jetzt seit viereinhalb Jahren hier als Moderatorin tätig.
Bist du heute beruflich dort angekommen, wo du hin wolltest?
Ich finde es schlimm, mit Dreissig bereits zu sagen zu müssen: «Ich bin dort, wo ich immer hin wollte und jetzt gibt es nichts mehr» - obwohl SRF 3 ein grosses Ziel von mir war. Als ich damals mit Danilo Bavier (er ist heute Moderator bei Virus) bei Toxic gearbeitet habe, haben wir immer davon geträumt, irgendwann einmal «Sounds!» auf SRF 3 zu moderieren. Das habe ich inzwischen erreicht und es macht mir auch heute noch wahnsinnig viel Spass. Aber man entwickelt sich ja auch immer weiter und hat neue Ziele und Wünsche. Ich weiss zwar noch nicht, was es sein wird, für mich ist aber klar, dass ich in meinem Leben noch andere Dinge ausprobieren will. Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann etwas ganz anderes zu machen als Radio. Mal schauen, was auf mich zukommt.
Du hast bisher unzählige Musiker interviewt. Gibt es denn für dich noch so etwas wie einen Traum-Interviewpartner?
Grundsätzlich glaube ich, dass jede Person auf eine Art interessant ist. Ich finde es allgemein spannend, mit Leuten zu reden und zu hören, was sie zu erzählen haben. Damit meine ich nicht nur Musiker, sondern zum Beispiel auch meine SRF 3-Zuhörer. Wen ich allerdings unter den Musikern einen ausgesprochen spannenden Typen finde, ist Mark Oliver Everett, der Frontman der Eels. Ihn würde ich sehr gerne mal interviewen.
Neben deiner Arbeit bei «Sounds!» sendest du im Rahmen des «SRF 3 Festivalsommers» auch live von den grossen Schweizer Festivals. Wie lange machst du das schon und auf welchen Festivals bist du jeweils dabei?
Genau, ich berichte nun schon seit mehreren Jahren für SRF 3 live vom Openair Gampel. Daneben war ich die letzten vier Jahre auch am Gurten Festival, seit zwei Jahren neu fürs Fernsehen. Ausserdem habe ich schon zigmal am Openair St.Gallen gearbeitet und ein paarmal am Heitere Openair.
Gehst du privat auch an Festivals?
Ich war früher eine grosse Festivalgängerin und zehn Jahre lang immer alle vier Tage am Openair St.Gallen dabei. Wir waren eine Gruppe von ca. zwanzig Leuten und bauten zusammen eine riesige Zeltstadt. Ein paar Mal gelang es uns sogar, am Donnerstagnachmittag die Ersten auf dem Campingplatz zu sein. Daneben war ich auch schon am Paléo, Heitere, Gurten etc.
Und heute?
Inzwischen arbeite ich ja an fast all diesen Orten, deshalb gehe ich privat nur noch selten an Schweizer Festivals. Seit einigen Jahren besuche ich privat öfters Festivals im Ausland. So war ich dieses Jahr zum Beispiel in Barcelona am «Primavera Sound», einem der grössten europäischen Festivals, das ich musikalisch sehr spannend finde. Wenn ich an einem Festival arbeite, erlebe ich es ganz anders, als in der Rolle der Besucherin: Ich bin hauptsächlich hinter der Bühne im Backstage-Bereich und komme nur noch selten dazu, mir die Konzerte anzuschauen. Nach unserer Sendung sind die Konzerte bereits vorbei und tagsüber bin ich mit Interviews beschäftigt.
Was war bisher dein persönliches Festival-Highlight?
Letztes Jahr hatte ich am Openair Gampel ein Interview mit Büne Huber von Patent Ochsner, den ich ein paar Wochen zuvor bereits am Gurten Festival vor ihrem Konzert interviewt hatte. Auf das Konzert am Gurten angesprochen, sagte er zu mir «Weisst du was? Das war das beste Konzert, das ich je gespielt habe». In diesem Moment hat Büne mir etwas sehr besonderes und persönliches erzählt, was natürlich auch für mich ein spezieller Moment war.
Nach acht Jahren als Moderatorin wechselte Rebecca Villiger 2017 zu SRF News.
Interview: SRG Insider/Viviane Aubert (Update 7. Juli 2018)
Bild oben: Rebecca Villiger (SRF/Oscar Alessio)
Bild unten: Rebecca Villiger als «Zimprässin» (zVg.)
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