Berufsprofil: Filmmusikkomponist/in
Filmmusikkomponisten und -komponistinnen brauchen mehr als ein Gefühl für Stimmungen und technische Affinität. Der Komponist Martin Häne, der unter anderem Musik für SRF «DOK» produziert, erklärt seine Arbeit, welche Eigenschaften man als Filmmusikkomponist/in mitbringen muss und wie man den Einstieg in diesen aussergewöhnlichen Beruf schafft.
SRG Insider: Kannst du in drei Sätzen erklären, was ein/e Filmmusikkomponist/in macht?
Martin Häne: Ein Filmmusikkomponist unterstützt bewegte Bilder und ruft Stimmungen hervor. Als Komponist gestaltet man das Zuschauererlebnis auf eine bestimmte Wirkung hin mit. Ein Komponist für Filmmusik ist kein Künstler, vielmehr unterstützt er mithilfe seiner Musik ein anderes Medium.
Wie wird man eigentlich Filmmusikkomponist/in? Braucht man dafür eine bestimmte Ausbildung?
In der Schweiz gibt es Studiengänge, die das Handwerk des Filmmusikkomponisten lehren. An der ZHdK ist das beispielsweise der Bachelorstudiengang «Komposition für Film, Theater und Medien». Ich selber habe allerdings keine solche Ausbildung, sondern habe mir mich Schritt für Schritt selber in die Thematik eingearbeitet.
Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
Ich bin Autodidakt. Nachdem ich zuerst Bands in einem Home Studio produziert hatte, begann ich auch selber Songs zu komponieren. In den Bereich Filmmusik bin ich dann zufällig reingerutscht. Vor Jahren habe ich Playbacks an eine Songwriterin geschickt, die später meine Songs an MTV weitergeleitet hat. Dadurch war meine Musik plötzlich in Sendungen wie «Pimp my ride» zu hören. Da hab ich gemerkt, dass Musik für Filme, Werbung und Serien zu komponieren und arrangieren das ist, was ich machen möchte.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um Filmmusikkomponist/in zu werden?
Ein Verständnis für Musik, die nicht allein, sondern im Zusammenhang mit einem anderen Medium erscheint, ist das A und O. Ein Filmmusikkomponist braucht ein Gefühl für Stimmungen. Wenn er Bilder sieht, muss er verstehen, was damit ausgedrückt werden soll und womit sich das am besten umsetzen lässt. Und auch eine gewisse technische Affinität ist wesentlich – Computer-basiertes Arrangieren und Mischen gehört in meinem Beruf zum Alltag. Nebst all den musikalischen und technischen Fähigkeiten, muss ein Komponist aber auch Networking beherrschen. In unserem Bereich ist es gar nicht so leicht, an Aufträge zu kommen.
Gibt es bestimmte Instrumente, die man als Filmmusikkomponist/in beherrschen muss?
Es hilft sicherlich, wenn man als Komponist mehrere Instrumente spielt. Insbesondere sind Klavierkenntnisse von Vorteil, da das Piano als Grundkompositions-Instrument sehr geeignet ist. Natürlich beherrscht niemand alle Musikinstrumente, aber ein breites Wissen über Instrumente sowie ein gutes Netzwerk an Partnern wie z.B. Musiker, die einem ergänzen können ist entscheidend.
Ist es schwer in der Branche Fuss zu fassen?
Es braucht einen langen Atem, das nötige Talent und wie überall im Leben auch etwas Glück. Wichtig ist es am Ball zu bleiben. Jedes noch so kleine Projekt kann zu einem weiteren führen. Wer proaktiv in die Welt rausgeht und Qualität zu bieten hat, hat grössere Chancen entdeckt zu werden. Doch dafür muss zuerst die eigene Musik auch so weit sein.
Wie sehen die Arbeitsbedingungen als Filmmusikkomponist/in aus?
Fixe Jobs, die über Jahrzehnte andauern, gibt es sehr wenige. Die meisten Komponisten arbeiten als Freiberufler und Auftragskomponisten. Auch ich erhalte oft Auftragsproduktionen, wie jetzt die für die «DOK»-Serie «12‘378 Australien». Zusätzlich komponiere ich Songs, welche ich Agenturen schicke, die meine Musik vermarkten. Es kommt auch vor, dass man in Kollaborationen mitwirken kann und so Teil von einem grösseren Projekt wird.
Was der Beruf Filmmusikkomponist/in beinhaltet und wie der Arbeitsalltag aussieht, erfährst du hier:
Interview: Elena Tzvetanova
Bild: Elena Tzvetanova
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