«Tatort», «CSI» & Co.: Der Realitäts-Check
Schummriges Licht bei der Autopsie, blutige Tatwaffen in Plastiktüten und Detectives, die im Verhörraum dem mutmasslichen Täter mit der Schreibtischlampe ins Gesicht leuchten. In etwa so stellen wir uns doch alle, geprägt von «CSI» und Co., die Ermittlungen in einem Mordfall vor. Doch ist das auch im Real Life so? Wir haben das für dich abgecheckt.
Für die meisten von uns ist das Wissen über Verbrechensbekämpfung stark von Krimifiktionen wie «Tatort» und jeglichen CSI-Formaten geprägt. Doch wie viel Wirklichkeit steckt in der Fiktion und vice versa? SRF hat in «Spurensuche zwischen Fiktion und Realität» den Check gemacht und wir haben einige spannende Insights aus der Sendung für dich zusammengefasst.
Realitäts-Check: Die Spurensicherung
In Film und Fernsehen sehen wir ja immer wieder, wie die Menschen bei der Spurensicherung in diese weissen Ganzkörper-Schutzanzüge gekleidet sind. Ist das auch im Real Life so? Kriminaltechniker Jörg Burkhalter erklärt, dass diese Schutzanzüge auch bei der realen Spurensicherung wichtig sind. Sie dienen einerseits als Schutz für die Kriminaltechniker/innen, andererseits sind sie aber auch dafür da, dass diese nicht weitere Spuren wie Hautschüppchen, Haare oder Speicheltröpfchen am Tatort verteilen. Fakt ist also: Diese Anzüge sind keine Erfindung der Kostüm-Abteilung, sondern Realität.
Es gibt aber etwas bei der Spurensicherung in Filmen und Serien, was ganz klar eine Erfindung der Requisiten-Abteilung ist. Es sind die Plastiktütchen, in denen die Ermittler/innen Beweismittel und Gegenstände mit DNA-Spuren versorgen. Laut Jörg Burkhalter ist das ein absoluter Irrglaube. Klar, auf dem Bildschirm sehen die blutverschmierten Gegenstände in einem durchsichtigen Plastikbeutel viel besser aus und geben optisch mehr her – in der Realität wäre dies aber verheerend. Denn im Plastik können nasse Gegenstände nicht trocknen oder es bildet sich sogar zusätzliche Feuchtigkeit. Und diese ist der grösste Killer von DNA-Spuren. Also packen die Kriminaltechniker/innen in der Realität die Beweisgegenstände in unspektakuläre und undurchsichtige Papiertüten.
Realitäts-Check: Das Verhör
Und wie sieht es eigentlich mit Verhören aus? Fritz Von Wartburg ist einer der erfahrensten Ermittler unseres Landes. 55 Einsatzbüros hat er während seiner Karriere beim Dezernat «Leib und Leben» in Bern geleitet. Er meint: Weinen, «quängelen» und auf den Tisch hauen (wie in vielen Filmen und Serien gesehen) bringt in der Realität genau gar nichts. Als Ermittlerin oder Ermittler muss du auf den Menschen vor dir eingehen. Du musst dich in ihre oder seine Lage versetzen können. Im Real Life soll in einem Verhör eine Art Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, damit ein Geständnis dabei rauskommt und eher weniger ein «Good Cop, Bad Cop»-Spiel gespielt werden.
Grundsätzlich sind die Krimis meist sehr brutal. Brutaler, als es in der Realität stattfinden würde.
Fritz Von Wartburg, pensionierter Ermittler
Fritz Von Wartburg schmunzelt vor allem über etwas in den fiktionalen Krimis: Da essen und trinken Ermittlerinnen und Ermittler ständig. Dabei ist es laut ihm in der Realität eher so, dass auch mal tagelang nichts gegessen wird. Weil man manchmal so angespannt ist, dass man gar nichts essen möchte.
Realitäts-Check: Die Autopsie
Stellst du dir unter einer Autopsie auch eine nackte Leiche auf einem sterilen Stahltisch mit halb offenem und halb wieder zugenähtem Brustkorb vor, bei der gerade die Gerichtsmedizinerin zusammen mit dem Kommissar nach Beweisen für ein Gewaltverbrechen sucht? Dann bist du wohl noch etwas in der Fiktion gefangen. Denn diese Darstellung ist laut Michel Thali nicht nur ein Klischee, sondern dient vor allem auch dem Gruselfaktor. Und er muss es schliesslich wissen, denn Michel Thali ist der Direktor des Institut für Rechtsmedizin in Zürich. Dorthin werden Leichen mit unklarer Todesursache gebracht und autopsiert. Das heisst, es werden die drei Körperhöhlen Kopf, Brust und Abdomen (der Bereich zwischen Brust und Becken) geöffnet und auf unnatürliche Spuren untersucht.
In der Realität gleicht eine Autopsie mehr einer Operation. Heutzutage wird zudem vieles auch am Computer gemacht. Denn mittels eines Scanners, der ein bizzli wie eine MRI-Maschine aussieht, wird der Leichnam in 3D inklusive Hautverfärbungen und Oberflächenstruktur eingelesen. So können die Gerichtsmediziner/innen virtuell den Körper nach Unstimmigkeiten absuchen und einzelne Daten und Teile sogar mittels eines 3D-Druckers haptisch ausdrucken. Ja, die Digitalisierung macht auch vor der Forensik keinen Halt.
Du willst noch mehr wissen?
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Wir haben uns noch bizzli weiter mit verschiedenen Ermittlungsmethoden in Krimifilmen und der Echtheit von gewissen Handlungen in fiktionalen Geschichten befasst.
Wenn dir auch das noch nicht genug ist, dann schau dir jetzt diese Spezial-Reportage an:
Übrigens: Beim Rechtsmedizinischen Institut Zürich haben einmal die Macherinnen und Macher von «CSI» angerufen und um Tipps, Tricks und den aktuellen technischen Forschungstand gefragt. Was die Realität und die Fiktion einen Schritt weiter zusammengerückt hat.
Text: SRG Insider (Quelle: SRF Spezial-Reportage «Tatort, Bestatter und CSI - Spurensuche zwischen Fiktion und Realität»)
Bild: SRF (Screenshot aus «Tatort, Bestatter und CSI - Spurensuche zwischen Fiktion und Realität»)
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