«Neumatt»: Mit der Headautorin im «Writers Room»
Vielleicht ist dir dieser Einblender im Intro der neuen SRF-Serie «Neumatt» auch aufgefallen: «Created by Marianne Wendt». Und vielleicht hast du dich dabei auch gefragt: Was hat denn diese Marianne genau kreiert? Und wie ist das wohl vonstatten gegangen? Wir haben am «SRF Writer’s Day» einige Insights zum Drehbuch der Dramaserie für dich aufgeschnappt!
Mach dein Kopfkino mal an und versuch dir vorzustellen, wie das Drehbuch der neuen SRF-Serie «Neumatt» wohl entstanden ist. Hast du da eine Person vor Augen, die irgendwo zwischen zerknüllten Papierbögen und haufenweise leergetrunkenen Kaffeetassen ganz einsam vor einem Laptop sitzt und fleissig in die Tasten haut? Falsch gedacht!
Die Welt von Marianne Wendt sieht nämlich etwas anders aus. Sie ist die Headautorin von «Neumatt» und war bei der Produktion als Showrunnerin dabei. Das heisst, dass sie als Koordinatorin eines Autor:innenteams die Idee von Petra Volpe weiter ausgefeilt und acht Drehbücher entwickelt hat. Am «SRF Writer's Day» hat sie uns bizzli mehr über ihre Arbeit an der Dramaserie erzählt.
Darum geht's bei «Neumatt»
Darum geht's bei «Neumatt»
Eigentlich lebt Michi mitten in Zürich in einer hippen Neubauwohnung und arbeitet als aufstrebender Unternehmensberater. Doch was kaum jemand in seinem Arbeitsumfeld weiss: Er ist auf einem Bauernbetrieb im Mittelland aufgewachsen. Ein ziemlich niederschmetternder Anruf treibt ihn schliesslich zurück auf den familiären Bauernhof. Der Hof hat finanzielle Probleme – und dennoch soll die Tradition fortgesetzt werden. Auf Michi kommen einige Struggles zu – er ist zerrissen zwischen seiner urbanen Karriere und der Rettung des Bauernhofs seiner Familie.
Brainstorming im «Writers Room»
Ein Raum mit ganz vielen Kärtchen an einer Wand. Immer wieder werden diese Kärtchen von den fünf anwesenden Personen neu gruppiert. So kannst du dir den «Writers Room», in dem die Drehbücher für die einzelnen Episoden von «Neumatt» entstanden sind, in etwa vorstellen. In der Praxis ähnelt das einer Brainstorming-Session: Sämtliche Autor:innen bringen ihre Ideen ein und eine Person entscheidet dann, was für die Serie verwendet wird. In diesem Fall ist das Marianne, unter deren Leitung die Autor:innen die einzelnen Handlungsschritte und Szenen entwickelt haben.
Der ‹Writers Room› ist eigentlich ein Werkzeug, mit dem wir versuchen, die Handlung so effektiv wie möglich zu plotten.
Marianne Wendt, Headautorin und Showrunnerin «Neumatt»
The Show must go on
Der Unterschied von Marianne zu den anderen Autor:innen ist, dass ihr Arbeitstag nach dem Ende einer Session noch nicht vorbei ist. «Der Headwriter arbeitet abends immer noch weiter und überlegt, was an diesem Tag nicht gut gelaufen ist. Und kommt dann bestenfalls am nächsten Tag wieder mit einem neuen Ansatz», erzählt Marianne. Du kannst dir sicher in etwa vorstellen, dass bei insgesamt 35 Haupt- und Nebenfiguren so einiges ausdiskutiert werden musste.
Um diese Figuren möglichst lebendig und lebensnah zu schreiben, muss man als Autor:in alle seine Figuren lieben, ist sich Marianne sicher. An der Hauptfigur Michi zum Beispiel bewundert sie am meisten die Mischung aus Coolness und Verwundbarkeit. Bei der Entwicklung dieser Figur war schon früh klar, in welche Richtung es gehen sollte.
Wir haben immer gesagt, für Neumatt ist die Figur ein Getriebener. Einer, der nicht anhalten kann.
Marianne Wendt, Headautorin und Showrunnerin «Neumatt»
Die Serie sei erst dann zu Ende, wenn diese Figur angekommen sei, stellt Marianne klar. Und es wäre ja langweilig, wenn das nach einer Staffel schon der Fall wäre. Drum ist die Serie auch nicht auf das 370-seitige Drehbuch beschränkt, sondern als Dauerbrenner konzipiert. Das heisst, es geht nächstes Jahr weiter mit einer zweiten Staffel.
Vorhang auf für den Nachwuchs
Was besonders ist: Bei SRF wird ein spezielles Augenmerk auf Newcomer gelegt. «Ich wurde angehalten, nicht nur erfahrene Autor:innen in den ‹Writers Room› zu nehmen, sondern auch junge Talente», so Marianne.
Für die zweite Staffel wurde sogar eine Junior Position geschaffen: «So können wir sagen, dass auch für Nachwuchs Platz ist. Also nicht, dass der ganze ‹Writers Room› voll ist mit Nachwuchs-Autor:innen, aber eine Position auf jeden Fall oder zwei.»
Die Drehbücher für die erste Staffel wurden, basierend auf einer Idee von Petra Volpe, unter der Leitung der Showrunnerin Marianne Wendt im ‹Writers Room› mit den Autor:innen Christian Schiller, Dominik Locher, Ruth Rehmet und Piet Baumgartner entwickelt.
Du hast die erste Staffel der Dramaserie «Neumatt» noch nicht gesehen? Dann nix wie los! Du findest alle acht Folgen inklusive kurzer Beschreibungen der Episoden in unserem Programmtipp.
Text: Dennis Frick
Bild: SRF/Oscar Alessio
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