SRF-Podcast: «Meine Datenspur»
In der Schweiz wird wieder gewählt – aber das hast du bestimmt schon mitgekriegt. Der Kampf um Stimmen und Wählerinnen und Wähler passiert immer öfter digital. Ein SRF-Rechercheteam wollte nun herausfinden, wie viel die Parteien über die Bürgerinnen und Bürger wissen und wohin die Datenspuren führen. Das Ergebnis kannst du dir in der Audioserie «Meine Datenspur» anhören. Es ist die erste Serie im neuen Podcastfeed «Hotspot».
Wenn die FDP an der Tür klingelt, dann ist das kein Zufall. Genauso wenig, wie wenn jemand auf Facebook Wahlwerbung der CVP sieht. Denn die Parteien sammeln und kaufen aktiv Daten ihrer potenziellen Wählerinnen und Wähler und setzen diese im Wahljahr zu ihren Gunsten ein.
Daniela Püntener, Redaktorin Radio SRF 4 News, hat den Selbstversuch gewagt und wollte erfahren, wohin sie ihre Datenspur führt: direkt in die Generalsekretariate aller Bundesratsparteien.
Das mittlerweile aufgelöste Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica ging 2018 durch die Presse: es hatte mutmassliche Einflüsse auf die Brexit-Abstimmung und die US-Wahlen. Aber wie sieht es in der Schweiz aus?
Wir hinterlassen digitale Spuren, und zwar jeden Tag. Diese Daten sind Gold wert.
Daniela Püntener, Redaktorin Radio SRF 4 News
Die Agentur Enigma, das «Cambridge Analytica der Schweiz», unterstützt die CVP bei ihrem Wahlkampf. Die Partei gibt im Wahljahr 2019 keinen Rappen mehr für Plakatwerbung aus – das Geld fliesst in den digitalen Wahlkampf. Auch die anderen Bundesratsparteien gehen im Datenmeer fischen. Von den Datenschutzrichtlinien werden sie dabei kaum tangiert, da es sich eben bloss um Richtlinien handelt.
Das Schweizer Datenschutzgesetz selber stammt aus dem Jahr 1992. In der Audioserie «Meine Datenspur» zeigt das SRF-Rechercheteam, dass diese Kombination aus unzeitgemässen Datenschutzgesetzen, strauchelnden Grossparteien und Datenwahlkampf spätestens bei den Wahlen im Herbst zu einem grossen Problem werden kann.
Folge 1:
Steht bei euch eine Partei vor der Tür, ist das kein Zufall: FDP und Co. wissen ganz genau, bei welchen Wählern und Wählerinnen es sich lohnt, vorbeizugehen. Alles nur dank der Daten, die wir im Netz hinterlassen. Daniela folgt ihrer Datenspur bis in eine Datenbank, die auch schon Emmanuel Macron für seinen Wahlkampf einsetzte.
Ausserdem: Weshalb die FDP bei Daniela niemals an der Haustüre klingeln würde.
Folge 2:
Datenhändler und Agenturen helfen den Parteien, uns im Internet gezielter anzusprechen. Vor allem die CVP meint es ernst mit dem Daten-Wahlkampf.Wir kommen einer Agentur auf die Spur, die ganz ähnlich funktioniert wie die britische Cambridge Analytica.
Ausserdem: Wie geht eigentlich Micro-Targeting?
Folge 3:
Die SVP will kaum mit Daniela reden und schon gar nicht ihr Rezept zum Wahlerfolg verraten, steckt ihr aber einen Tipp. Langsam zweifelt sie, ob Daten gerade für eine Partei wie die SVP eine Rolle spielen. Ausserdem: Einer der grössten Datenhändler der Schweiz weiss zuerst gar nichts über Daniela - und dann fast nur Falsches.
Folge 4:
Das ist mal Service Public - die Post soll auch eine Akteurin sein im Daten-Wahlkampf. Sie druckt und verschickt gezielt Flyer an potenzielle Wähler und Wählerinnen. Reden will sie darüber natürlich nicht. Daniela findet aber heraus, dass Daten-Sammeln bei den grossen Parteien schon zum guten Ton gehört - auch die SP ist fleissig dabei.
Ausserdem: Die SVP möchte noch immer nicht mit ihr reden.
Folge 5:
Die Parteien geben ohne Einverständnis unsere Daten an Facebook weiter. Kein Wunder - unser Datenschutzgesetz stammt von 1992. Da war Mark Zuckerberg gerade mal acht Jahre alt. Wir finden heraus, dass die Parteien trotzdem noch immer etwas ungeschickt agieren.
Ausserdem: Die Grünen sind sich uneinig. Und wie soll das weitergehen?
Daniela Püntener wurde in ihrer Recherche von Timo Grossenbacher (SRF Data), Dominik Meier (Moderater «Rundschau», ehemals Bundeshausredaktion Radio), Guido Berger (Redaktionsleiter SRF Digital) und ihrer Produzentin Eliane Leiser (Radio SRF 4 News) unterstützt. Entstanden ist eine Detektivgeschichte voller gegenseitiger Anschwärzungen der Parteien, manchmal erfolgreicher, manchmal spektakulär gescheiterter Interviews sowie der Erkenntnis, dass es im Geschäft mit den persönlichen Daten auch überraschende Akteure gibt wie beispielsweise die Post.
Die Audioserie gehört zum Podcastfeed «Hotspot», dem neuen Zuhause für Audioserien von SRF, lanciert von Chefredaktion Radio und SRF News.
Text: Jonathan Sippel/SRG Insider
Foto: SRF
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