«Youngbulanz»: Themenwoche zu Rassismus im Alltag

In der Schweiz wurde fast jede dritte Person mit Migrationshintergrund schon einmal rassistisch diskriminiert. Dies aufgrund Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Das SRF-Format «Youngbulanz» möchte deshalb mit der Community eine Woche lang darüber sprechen und aufklären, was alles rassistisch sein kann. Vor allem unterhält sich Host Nathi aber mit Menschen, die selber betroffen sind und von ihren Geschichten erzählen.

#peopleofcolor

«Ich will ja nicht rassistisch klingen, aber ...» – darauf folgt dann meistens etwas rassistisches. Diesen Satz hast du bestimmt auch schon gehört oder sogar selber verwendet. Damit hat auf Instagram auch über 70 Prozent der «Youngbulanz»-Community mit «Klar» geantwortet.

Aber was ist eigentlich rassistisch? Das hat sich auch «Youngbulanz»-Host Nathi gefragt, die durch die Themenwoche führt.

Eine allgemein gültige Definition für Rassismus gebe es nicht. «Youngbulanz» erklärt es aber wie folgt:

Rassismus ist eine Gesinnung, nach der Menschen aufgrund weniger Merkmale als «Rasse» kategorisiert und beurteilt werden. Merkmale können die Hautfarbe, die Herkunft oder die Religion sein. Damit werden Menschen nicht als Individuen, sondern als Mitglieder solcher Gruppen beurteilt und behandelt.

#ichbinkeinvirus

Im 19. Jahrhundert wurden Menschen in «höhere» und «minderwertige» Rassen eingestuft. Millionen von Menschen in Afrika wurden versklavt. Die «weisse Rasse» habe sich damals als «überlegen» gefeiert, erklärt Nathi. Oft denke man, Rassismus sei kein Thema mehr. Es ist aber noch bei Vielen im Kopf verankert: Noch immer geistern Vorurteile herum, wie zum Beispiel, dass Männer aus dem Balkan Machos sind oder dass «People of Color» kriminell sind.

Ein anderes Beispiel aus der Coronazeit: Vielen asiatischen Menschen wird die Schuld am Coronavirus gegeben und einige Leute haben Angst, dass sie sich anstecken. Unter dem Hashtag #ichbinkeinvirus posten asiatische Menschen Bilder von sich und machen sich zusammen stark gegen den Hass.

#blacklivesmatter

Letzte Woche drückte ein Polizist bei einer Festnahme in den USA so lange mit dem Knie auf die Kehle des Afroamerikaners George Floyd, bis er an den Folgen dieses gewaltvollen Aktes im Krankenhaus starb.

Please, I can't breathe. My stomach hurts. My neck hurts. Everything hurts. They're going to kill me.

George Floyd

Der Mord an George Floyd ist kein Einzelfall – und rief deshalb in den USA und weltweit Proteste und Empörung hervor. Unter anderem setzt sich die Bewegung #blacklivesmatter gegen diese Gewalt ein. Denn: Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner werden immer wieder aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe von der Polizei angegriffen.

Rassismus führe oft zu schlimmen Handlungen wie Gewalt oder sogar Mord, führt Nathi fort. Rassismus passiere aber auch unbewusst.

Struktureller Rassismus

Zum strukturellen Rassismus gehört beispielsweise «Racial Profiling». Das heisst, Menschen werden wegen äusseren Merkmalen wie zum Beispiel der Hautfarbe von der Polizei kontrolliert. Oder sie finden aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe keinen Job oder keine Wohnung. Hast du gewusst, dass gemäss einer Studie des Nationalen Forschungsprojekts «nccr on the move» in der Schweiz Leute mit ausländischem Namen 30% mehr Bewerbungen einreichen müssen, um einen Job zu finden?

Alltagsrassismus

Alltagsrassismus sei oft schwer erkennbar und werde darum nicht wahrgenommen, erklärt Nathi. Alltagsrassismus ist zum Beispiel, wenn im Bus niemand neben einer Frau mit Kopftuch sitzen will. Oder eine «Person of Color» gelobt wird, weil er oder sie gut Deutsch spricht.

Es gebe aber auch andere Dinge, die nicht okay seien: Einer Frau mit Afro ungefragt in die Haare zu fassen oder jemanden, den man nicht kennt, nach seiner Herkunft zu fragen. Oft sei das nicht böse gemeint, trotzdem sei es für viele Leute nicht cool, von ihrer Herkunft zu erzählen, weil das oft mit Trauer verbunden sei und eine sehr intime Frage sein könne. Ausserdem müsse man berücksichtigen, dass die Person vielleicht hier geboren und die Schweiz ihr Heimatland ist.

«Der Umgang mit Rassismus ist von Person zu Person unterschiedlich», mahnt Nathi. Was eine Person störe, könne für eine andere völlig okay sein.

Es ist wichtig, dass du betroffene Personen so behandelst, wie du auch gerne behandelt werden möchtest.

Nathi Sulser, Host «Youngbulanz»

Nathi spricht in ihrer Themenwoche mit Menschen, die Rassismus im Alltag schon erlebt haben. Schau also unbedingt in den Stories von «SRF Youngbulanz» vorbei, wenn du mehr über das Thema Rassismus erfahren möchtest.

Mehr erfahren!

10 Tipps, um Alltagsrassismus zu bekämpfen

Was kannst du machen, um nicht in die Falle von Alltagsrassismus zu tappen? «Youngbulanz» hat 10 Vorschläge für dich, um Alltagsrassismus zu bekämpfen:

  1. Hör zu, wenn jemand über Alltagsrassismus oder Privilegien von Weissen spricht.
  2. Wertschätze die Aussagen von «People of Color». Es geht nicht darum, dass alle Weissen schuld sind.
  3. Stelle ehrliche Fragen und versuche, ihren Standpunkt zu verstehen, bevor du deinen eigenen auslegst.
  4. Kläre dich selber über Rassismus auf, bevor du eine «Person of Color» darüber ausfragst.
  5. Fordere andere weisse Menschen dazu auf, sich kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen.
  6. Mach deinem Umfeld die Perspektive von «People of Color» klar.
  7. Vermeide es, andere Unterdrückungen mit Rassismus gleichzustellen, ausser es ist direkt relevant für die Konversation.
  8. Wenn du Fehler machst, frag «People of Color», wie es richtig geht.
  9. Vermeide intersektionellen Rassismus im Alltag.
  10. Mach auf weisse Privilegien aufmerksam, die du erlebst und lehne sie ab.

Hast du auch schon mal etwas rassistisches erlebt? Dann schreib es auf dem Instagram-Kanal von «Youngbulanz» in die Kommentare.

In den Instagram-Stories von «Youngbulanz» berichten Manon, Nathi, Adi und Lars zu verschiedenen Themen abwechslungsweise aus ihrer eigenen Erfahrung, geben Tipps für verschiedene Lebenslagen, führen Interviews mit Expertinnen und Experten und stehen im Austausch mit der Community. Dabei filmen sich die Hosts selbst mit dem Smartphone.

Text: SRF/SRG Insider
Titelbild: SRG.D/Gian Vaitl
Bild: SRF

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