«Nachgefragt»: Livesport-Vielfalt bei SRF – Warum eigentlich?
Wer bei SRF Livesport schaut, kommt auf seine Kosten: die Auswahl ist gross. Doch warum werden Sportereignisse in der Schweiz vor allem von SRF übertragen? Gibt es in diesem Bereich auch Möglichkeiten für private Fernsehsender wie TeleZüri? SRG Insider wollte es genau wissen und hat bei den Verantwortlichen nachgefragt.
Bevor SRF Sport über die Übertragung eines Sportevents, beispielsweise einer Fussball-WM, nachdenken kann, müssen die entsprechenden Senderechte vorliegen. Für den Rechteeinkauf bei der SRG ist die «Business Unit Sport» (BUS) zuständig. Die BUS ist ein Dienstleistungsbetrieb innerhalb der gesamten SRG und handelt unter anderem Sportrechteverträge aus. Das ist aber noch nicht alles, wie Jean Brogle, Rechtsanwalt und Stv. Leiter BUS, erklärt: «Wir bewirtschaften auch das national verfügbare Sportbudget und organisieren bzw. leiten Grossprojekte, wie beispielsweise die Olympischen Spiele. Im Weiteren ist die BUS für die multimediale, nationale Sport-Koordination der Sportprogramme von SRF, RTS, RSI und RTR zuständig und verantwortet die nationalen Produktionen.»
Von der Vielfalt zum Problem
Natürlich bedinge vor allem das Sichern von Sportübertragungsrechten Verhandlungsgeschick, aber nicht nur das, betont Brogle: «Wir haben uns mit den Jahren ein Netzwerk an Partnern aufgebaut und obschon wir ein kleiner Player im internationalen Vergleich sind, verfügen wir heute über ein Rechteportefeuille von fast 70 Sportarten und über 100 Verträgen. Damit bieten wir das breiteste Angebot an Livesport bei einem Free-TV-Sender weltweit. Die SRG hat also Zugang zu allen Sportarten, die für das Schweizer Publikum von Relevanz sein könnten.»
Bei einer so grossen Auswahl sei es ein Privileg, ein attraktives Programm für den Gebührenzahler zusammenstellen zu können. Nök Ledergerber, stv. Abteilungsleiter SRF Sport: «Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so ein umfangreiches Portefeuille haben. Oftmals stehen wir tatsächlich vor dem Problem, dass es Kollisionen von Sportprogrammen gibt und wir uns entscheiden müssen, was live auf SRF zwei gezeigt wird oder wo wir auf SRF info oder das Web ausweichen können.» Eine sorgfältige Programmkoordination sei bei so einer grossen Auswahl daher unabdingbar.
Keine Ressourcen bei Privaten
Könnte dieses Luxusproblem nicht gelöst werden, indem man gewisse Events Privatsendern überlässt? «Natürlich sind wir froh, wenn Privatsender gewisse Schweizer Sportereignisse übernehmen», stellt Brogle klar. Jedoch kämen in der Regel oft die Sportveranstalter auf die SRG zu, erklärt er weiter: «Wer alle Landesteile erreichen möchte, will entsprechend uns als Partner.»
SRF nehme tatsächlich eine dominante Stellung im Sport ein, sagt Philippe Schmuki, Sportchef von TeleZüri. Gerade bei Grossevents sei es deshalb unsinnig, wenn Privatsender wie TeleZüri diese auch noch live übertragen würden. «Für Sport-Live-Übertragungen verfügen wir weder über die finanziellen Ressourcen noch über die personellen Kapazitäten. Zudem hat TeleZüri bei Grossanlässen mit seinen Spezial-Magazinen eine interessante Nische gefunden.» Man übertrage aber alljährlich den Final des BlueStars/FIFA Youth Cup an Auffahrt, wie Schmuki weiter erklärt: «Die FIFA stellt uns das TV-Signal für den Youth Cup kostenlos zur Verfügung.» Für Sportnews-Berichte habe man zudem einen Vertrag mit der BUS. Dieser verpflichte die SRG, die Sportbilder bereitzustellen und den Zugang zu den Schweizer Sportveranstaltungen zu gewährleisten, damit sich die Privaten bei den Sportnews ‹bedienen› dürfen.
Auch der Service public spielt mit
In der Schweiz ist der Pay-TV-Sender Teleclub im Bereich Livesport Konkurrent Nr. 1 von SRF. Allerdings müsse man auch hier relativieren, sagt Ledergerber: «Wir funktionieren gut nebeneinander und ergänzen uns in den Programmangeboten.» Aber muss denn wirklich alles von SRF übertragen werden? «Alles natürlich nicht. Aber es gehört zum Service public, dass wir nicht nur auf die Zuschauerzahlen schauen, sondern auch mal eine Sportart oder Sportveranstaltung abdecken, die nicht so viele Zuschauer interessiert. Die Vielfalt zählt für uns.»
Auch in Zukunft will SRF Sport auf dieses breite Live-Angebot setzen. Ledergerber: «Natürlich verändern sich die technischen Möglichkeiten in Zukunft, aber eines bleibt ganz bestimmt bestehen: Den Fussball WM-Final will man live sehen, egal wo oder mit welchem Gerät.»
Alle Beiträge zum Themenschwerpunkt «Sport bei SRF» findest du hier: #srfsport
Bild: Selina Berner im Gespräch mit Jean Brogle, Rechtsanwalt und stv. Leiter BUS, und Nök Ledergerber, stv. Abteilungsleiter SRF Sport (© SRG Insider / Viviane Aubert)
Kommentar