«Nachgefragt»: Was hat es mit «chance 50:50» auf sich?

Ist dir in den letzten Monaten aufgefallen, dass es unter den Fachleuten, die im SRF-Programm zu Wort kommen, mehr Frauen hat als noch vor einem Jahr? SRF hat sich nämlich auf die Fahne geschrieben, die Sicht- und Hörbarkeit von Expertinnen und Gesprächspartnerinnen zu steigern. Wir haben bei den Projektverantwortlichen nachgefragt, was es mit dem Gleichstellungsprojekt «chance50:50» auf sich hat.

Wildtierbiologin Anouk Taucher, Amerikanistin Claudia Franziska Brühwiler oder Ernährungswissenschaftlerin Udine Lehmann – das sind nur einige der Expertinnen, die in den letzten Monaten zu Wort gekommen sind und damit zu einer besseren Frauenquote im Angebot von SRF beigetragen haben.

Wir wollen den Frauen mehr Präsenz geben und ihre Sichtbarkeit stärken.

Laura Köppen, Co-Projektleiterin «chance50:50»

Intern läuft nämlich seit November 2019 ein Wettbewerb, an welchem 30 Teams aus unterschiedlichen Abteilungen auf freiwilliger Basis teilnehmen. Das Ziel: eine Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern bei Gästen sowie bei Expertinnen und Experten. Darum auch der Projektname «chance50:50».

BBC als Vorbild

SRF hat sich dabei von der BBC inspirieren lassen. Mit «50:50 The Equality Project» startete das britische Medienhaus im Jahr 2016 mit der Initiative. Nach einem kurzen Check in den eigenen Reihen haben die Redaktionen von SRF dann ziemlich schnell erkannt: Auch bei SRF sind die Frauen im Programm untervertreten.

Mehr Frauen, mehr Perspektiven

Kein Wunder also, dass am Projekt inzwischen über 100 Unternehmen aus 26 Ländern teilnehmen. Es geht aber nicht bloss darum, dass mehr Frauen in den Publikationen vertreten sind. Vor allem der Inhalt und die Diskussionen profitieren von einer ausgeglichenen Präsenz von Mann und Frau.

Wenn die Zeit rennt

«Medien bilden die gesellschaftliche Realität ab», sagt Co-Projektleiterin Regula Messerli. Im Bezug auf das Gleichstellungsprojekt heisst das: Wenn beispielweise über die SBB oder Credit Suisse berichtet wird, dann sind meistens Männer in den Führungspositionen. Und genau diese Männer kommen dann auch in der Berichterstattung zu Wort. Da kann auch «chance50:50» nicht viel dran ändern.

Ein weiteres Problem, auf das die Teams immer wieder stossen, ist der Zeitdruck. Im Journalismus ist aktuelle Berichterstattung von grosser Bedeutung und somit braucht es auch möglichst schnell einen Interviewpartner oder eben in diesem Fall, eine Interviewpartnerin. Nicht immer allzu einfach:

Hinzu kommt laut Regula Messerli, dass Frauen oft einen hohen Selbstanspruch hätten und dementsprechend eher mit einer Zusage zögern oder sofort ablehnen. Für die Teams ist das aber noch lange kein Grund, das Handtuch zu werfen:

Wir müssen dranbleiben. Es ist ein Kulturwandel im Gang und diesen tragen wir mit und gehen voran – Schritt für Schritt.

Regula Messerli, Co-Projektleiterin «chance50:50»

Auf gutem Weg voran

Seit November 2019 haben bereits ein Fünftel aller SRF-Redaktionen ein 50:50-Verhältnis von Mann und Frau in der Berichterstattung erreicht. Insgesamt konnte der Anteil von Expertinnen und Gesprächspartnerinnen im SRF-Programm von 37 auf 40 Prozent gesteigert werden. Am Ziel sei man aber noch nicht, meint Co-Projektleiterin Laura Köppen:

Text: SRG Insider/Fabian Welsch
Bild: SRF
Videos: SRF

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